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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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spitzen Schrei herum, drückte eine Hand gegen die Brust und die andere etwas tiefer und bleib so stehen, ein Bild überraschter Unschuld. Ihre Kulleraugen, durch Striche und Schatten überdimensional vergrößert, starrten Coco mit gut gespieltem Entsetzen an.
    »Stell dich nicht so an!« sagte Madame rauh und ließ die Tür hinter sich offen. »Gestern lagst du mit ihm zusammen im Bett, da hast du nicht gequietscht, als ich reinkam. Steh nicht 'rum, zieh dich an und dann hinaus!«
    »Wo ist Toutou?« fragte Monky und blieb stehen, eine Hand oben, eine Hand unten. Dieses Foto in LIFE war hundert Dollar wert! »Wohnt Toutou nicht mehr hier? Haben Sie ihn endlich auf die Straße gesetzt, Sie rote Hexe?«
    Die Stimme wurde schrill. Es soll vorkommen, daß auch Nachtigallen heiser werden.
    Man kann zu Madame Coco vieles sagen, nur ihre roten Haare muß man in Ruhe lassen. Natürlich waren sie gefärbt, ein solches Rot gibt es in der Natur überhaupt nicht, aber das mit den Haaren ist eine besondere Sache, auf die wir noch zu sprechen kommen. Monky jedenfalls hatte von diesem Satz an keinerlei Chancen mehr, bei Madame Coco auch nur einen Krümel zu bekommen. Das einzige, was hätte versöhnlich wirken können, wäre eine Eigenstrangulation gewesen.
    »Du Miststück!« sagte Coco aus voller Brust. Niemand in Paris konnte so etwas so total vernichtend aussprechen. »Du leere Nuß!« Sie streckte ihre gewaltigen Arme aus und wedelte mit den Händen. »Sieh dir diese Hände an, Flittchen! Mit denen wickele ich dich wie einen Kranz um meine Haare …«
    Man lernt als Mannequin, sich in Sekundenschnelle an- und auszuziehen. Da sitzt jeder Griff, und jedes Kleidungsstück ist irgendwie programmiert. Monky verzichtete auf weitere Streitereien, sie verzichtete auch auf ihre glasbrechende Stimme, unter dem angstverstäubenden Blick von Madame Coco zeigte sie ihr Können im Anziehen und trippelte dann zur Tür. Erst im Flur, an der steilen Treppe nach unten, drehte sie sich um. Coco beugte sich über das Geländer, ein Kopf in Flammen.
    »Ich werde Toutou wiedersehen«, zischte Monky, bereit, die Treppe hinabzuflüchten, falls sich der Berg da oben in Bewegung setzen sollte. »So einfach ist das nicht. So einfach nicht! Ich liebe Toutou …«
    Dann rannte sie die Treppe hinunter, aus dem Haus, stolperte fast über den noch in der Sonne liegenden dicken Hund mit dem schrecklich nackten langen Schwanz und blieb vor dem alten Mann im Korbsessel stehen. Der Ehestreit im Nebenhaus hatte aufgehört, es gab nichts mehr zu belauschen.
    »Sie hat mich hinausgeworfen!« schrie sie. »Die rote Hexe hat mich hinausgeworfen. Wenn Sie Toutou sehen, Monsieur, bitte, grüßen Sie ihn von mir.«
    »Wer ist Toutou?« fragte der alte Mann. Toutou kommt aus der Kindersprache und heißt schlicht Hündchen. »Ist das ein Mops?«
    Monky starrte den Alten an, sagte: »Hier wohnen nur Verrückte«, und lief weiter, hinunter zur Place St. Sulpice mit seiner schönen Kirche, dem Siegestempel während der Großen Revolution.
    Pierre kaute gerade an seinem vierten Gebäck, als Madame Coco wieder in der Küche erschien. Er starrte sie ungläubig an und legte das angebissene Plätzchen weg.
    »Das ist doch nicht möglich«, sagte er heiser.
    »Was?« Coco wuchtete zum Herd. »Nicht einmal Wasser hat er für den Kaffee aufgesetzt! Wenn Faulheit stinken würde, schwämmen wir in einer Kloake!«
    »Petite mère … Sie haben Monky nicht in die Flucht schlagen können …?«
    »Wieso denn?« Sie füllte den Wasserkessel, zündete die Gasflamme mit einem Knipser an und wischte sich dann die Hände an der Schürze ab.
    »Sie ist doch noch oben!«
    »Blödsinn! Sie ist weg.«
    Pierre holte tief Atem. Man kann Unwahrscheinliches schwer begreifen.
    »Ohne Krach? Ohne Geschrei? Ohne Zertrümmerungen? Ich habe nichts gehört.«
    »Sie hat meine Haare beleidigt …«
    »O Gott … sie ist tot?«
    »Es hätte nicht viel gefehlt. Aber sie wurde flink wie ein Wiesel.« Madame Coco lehnte sich gegen den Herd. Hinter ihrem gewaltigen Rücken begann der Wasserkessel leise zu singen. »Sie hat eine herrliche Figur, Pierre. Aber wenn man ihren Kopf aufklappt, wird es nur stauben. Was hast du ihr versprochen?«
    »Nichts. Ich habe sie als Modell gebraucht.«
    »Unter der Bettdecke?«
    »Das war die Honorarabrechnung. Francs kann ich nicht bieten.« Er holte drei Tassen und drei Teller aus dem Schrank und reichte Madame Coco die Büchse mit dem gemahlenen Kaffee hinüber. »Monky ist

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