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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tag kommt und geht, und viele Menschen sind nur eine Aneinanderreihung von Tagen …
    »Du solltest sie hierbehalten –«, sagte Madame, als könne sie Gedanken lesen. Manchmal war sie unheimlich mit ihrer alles ertastenden Seele.
    »Hier?« Pierre blickte sich um. Zum erstenmal hatte er ein Auge für die Schäbigkeit seines Zimmers. Das Schönste war die Glaswand mit dem Himmel von Paris und dem Schornstein des Nachbarhauses. Er gehörte einfach dazu, das sah er jetzt. »Ich schulde Ihnen für neun Monate die Miete, petite mère.«
    »Zehn Monate. Streiten wir uns nicht darüber.«
    »Ich kann Ev nicht ernähren.«
    »Du wirst dir die Füße wund laufen müssen, um etwas zu verdienen. Es gibt Arbeit genug in Paris.«
    »Wer weiß, ob sie das will? Wenn sie aufwacht, wird sie eigene Vorstellungen von ihrem Leben haben.«
    Madame Coco stützte die Ellbogen auf ihre gespreizten Knie und legte den Kopf in die gewaltigen Hände. Was kann man alles, wenn man muß, mein Junge, dachte sie. Als Louis vom Kirchendach fiel, habe ich nicht einen Tag gezögert. Ich habe Treppenhäuser gewischt und nachts in Großwäschereien die dampfenden Körbe getragen. Damals gab es noch keine Maschinen, wo man nur auf einen Knopf zu drücken braucht, und die Technik macht alles andere. Ich bin nicht mit diesen roten Händen geboren worden, mein Junge … da hat sich die Lauge von fünf Jahren eingefressen. Aber dann hatte ich es geschafft. Dieses Misthaus in der Rue Princesse stand zum Verkauf, und als ich es kaufte, küßte mich der Nachlaßverwalter, denn ich war nach zweiundfünfzig Interessenten die einzige, die nach Besichtigung dieses Kastens nicht flüchtete. Aber das weiß keiner, daß mir das Haus gehört … es heißt immer, ein reicher Kerl halte es sich aus Pietät, weil er in ihm in seiner Jugendzeit dort ein Mädchen geliebt habe. Man glaubt hier solche romantischen Märchen. Die Mieten gehen auf ein Konto der Crédit Lyonnais, ich selbst habe mich als Concierge eingestellt. Glaubst du, ich könnte als Concierge zehn Monatsmieten verschweigen, wenn ich einen Hausherrn hätte? Aber ihr denkt nicht, ihr Jungen … ihr haltet euch für so klug und modern und allwissend und seid doch so naiv, wie euch die Natur geschaffen hat.
    »Hat sie einen Beruf?« fragte sie plötzlich. Pierre fuhr zusammen, er hatte gerade daran gedacht, wie er Ev nachlaufen würde, wenn sie wirklich wegging.
    »Sie ist Studentin. Sie wollte Lehrerin werden, aber jetzt studiert sie Romanistik.«
    »Eine Studierte.« Madame schnaufte durch die Nase. »Wir werden es schwer haben mit ihr. Soll das Bild hinter mir stehen bleiben?«
    »Warum nicht?«
    »Es könnte sie erschrecken.«
    »Daß ein Maler nackte Mädchen malt, ist nichts Neues.«
    »Sie könnte denken, daß du nur nackte Mädchen malst.«
    »Wenn Sie meinen, Madame Coco.« Er stand auf, hob die Leinwand von der Staffelei und tauschte sie aus gegen ein fertiges Bild. Es standen genug rundherum an den Wänden. Eine Landschaft, sonnendurchglüht. Man roch den Dunst der Erde. Die Sonne … die große Erinnerung an Loretta de Sangries, die schöne Mama –
    »Du solltest gleich damit anfangen«, sagte Madame streng.
    »Womit?«
    »Mit dem Geldverdienen. Willst du auf dem Bett hocken und ihre Atemzüge zählen? Das bringt nichts ein …«
    »Ich … ich habe Angst –«, sagte Pierre bedrückt.
    »Vor dem Türenabklappern?«
    »Daß sie nicht mehr hier ist, wenn ich zurückkomme –«
    »Wozu hast du deine petite mère, du Hohlkopf?« Madame Coco wies streng auf die Tür. Vor dieser massiven Aufforderung gibt es kein Drücken mehr. »Geh zu Monsieur Callac und nimm drei Bilder mit. Keine Landschaften, die Bauernköpfe.«
    »Ausgerechnet Callac!« Pierre zögerte. Die Galerie Marius Callac am Quai de Montebello war berühmt für ihre vorzüglichen Gemälde moderner Künstler und berüchtigt wegen Marius Callac selbst. Wer bei Callac im Fenster stand, war ein gemachter Mann, wer in der Galerie an den Wänden hing, saß zumindest auf der untersten Sprosse der Erfolgsleiter. Wer einmal bei Callac hinausgeflogen war, konnte ruhig den Beruf wechseln. Callacs Augen waren unbestechlich. Pierre de Sangries war schon dreimal hinausgeflogen.
    »Bestell ihm einen Gruß von mir.«
    »Bezahlen Sie die Hospitalkosten, petite mère?«
    »Er redet, redet, redet! Nimm die Bilder und geh!« Madame Coco schlug auf ihre dicken Knie. »Wer Erfolg haben will, beginnt nicht beim Trödler!«
    Pierre suchte die drei Bauernköpfe

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