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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte. Sie setzten sie auf einen Stuhl, und dort sank Evs Kopf auf die Brust, und sie schlief sofort ein.
    »Ich weiß«, sagte Pierre. »Ich brauche ein gutes Frühstück und habe keinen Franc in der Tasche.«
    »Das ist kein Problem, sondern alltäglich.« Madame Coco betrachtete Ev mit einem Blick, in dem die Erfahrung von vierzig Jahren Quartier lag. »Ein anständiges Mädchen …«
    »Sehr anständig. Eine Deutsche.«
    »Das braucht nicht unbedingt zusammenzupassen.«
    »Sie ist anständig. Sie bekommt ein Kind.«
    Madame Coco warf einen vernichtenden Blick auf Pierre, schnaufte durch die Nase und zeigte mit dem Daumen gegen die Decke.
    »Oben ist noch Monky –«
    »Mein Gott! Sie muß doch längst auf der Faubourg sein!«
    »Sie ist aber noch in deinem Bett.«
    Pierre setzte sich an den Tisch, Ev gegenüber und kratzte sich mit beiden Händen den Kopf. Monky, dachte er. Du lieber Himmel, dieses Geschrei, wenn sie Ev sieht, dieses Theater mit allen Requisiten. Monky ist eine große Werferin, was sie in die Finger bekommt, fliegt durch die Luft.
    »Wir sollten Ev ins Bett bringen«, sagte Pierre diplomatisch. »Soll sie auf dem Stuhl schlafen?«
    »Dann geh 'rauf und räum dein Bett.«
    »Mère Coco …« Pierre wischte sich über die Augen. Wer kann Monky aus einem Bett vertreiben, in dem sie sich wohl fühlt? »Wenn ich Sie bitten dürfte …«
    »Nein!« sagte Madame Coco sofort und sehr laut. »Nein!«
    »Petite mère –«
    »Laß den Blödsinn!« Sie ging zum Küchenschrank, zog eine Schublade heraus, nahm einen überdimensionalen Kamm heraus und versuchte damit, ihre grellrot gefärbten Haare in eine gewisse Ordnung zu bringen. Es war ein täglicher Kampf, seit zehn Jahren, wo sie begonnen hatte, sich diese Löwenmähne zuzulegen. »Du bist ein Feigling, Pierre!«
    »Bei Monky – ja. Ich gebe es zu. Ich besitze nur noch drei Tassen und eine Kanne mit abgeschlagenem Ausgießer. Sollen sie auch noch an der Wand kleben? Petite mère, Sie können es so vollendet, daß niemand widerstehen kann.«
    »Ich packe sie am Kragen und werfe sie hinaus!«
    »Genau das meinte ich.«
    »Eine schlappe, knochenlose Jugend! Mon Dieu, wie hat sich die Welt verändert!« Sie betrachtete wieder die schlafende Ev, wuchtete dann zur Tür und rückte ihre Schürze gerade, wie ein Soldat seine Uniform ordnet vor einem Appell. In der Tür blieb sie stehen und blickte aber noch einmal zurück zu Pierre, der eine seiner zerknitterten Zigaretten geradebog.
    »Soll sie wiederkommen, oder ist es endgültig?« fragte sie rauh.
    »Wieso?«
    »Man kann Hinauswürfe dosieren, du Idiot!«
    »Sagen wir: endgültig. Im Notfall weiß ich, wo ich Monky erreichen kann.«
    »Für diese Antwort sollte man dir eine runterhauen.« Madame Coco streckte den Arm aus wie ein Pfahl, der gleich eingerammt werden soll. »Die Blechdose steht hinter der linken Schranktür. Aber nur vier Stück. Ich habe sie gezählt.«
    »Danke, Coco.« Pierre warf ihr eine Kußhand zu. »Sie sind der kühle Brunnen in der Wüste –«
    Die Tür krachte zu, Ev zuckte im Schlaf leicht zusammen, aber sie erwachte nicht. Wer eine ganze unendliche Nacht lang durch die Straßen von Paris läuft und sich endlich entschlossen hat, das Leben wegzuwerfen, der zerfällt in der alles ergreifenden Erschöpfung, wenn er dennoch überlebt. Und dann der Weg vom Arc de Triomphe bis über die Seine zur Rue Princesse – sie hatten ihn zu Fuß gehen müssen, denn für die U-Bahn hatte Pierre kein Geld, und Evs Hände waren auch leer. Die letzte Reise ist ein Freifahrschein. »Vielleicht steht Fifi noch am Pissoir!« hatte Pierre gehofft. »Mit etwas Phantasie kann man ihn wieder flicken, und Sie setzen sich auf die Rahmenstange.« Aber Fifi lehnte nicht mehr am eisernen Gitter. So gebrechlich kann nichts sein, daß nicht irgendein Liebhaber Gefallen an ihm findet. Das gilt für die Dinge wie für die Menschen –
    Pierre lehnte den Kopf zurück und lauschte nach draußen. Gleich geht es los, dachte er. Monkys schrille Stimme. Wenn sie loslegt, kann sie damit Glas zerspringen lassen. Wie Caruso, nur nicht so schön. Und einen unwahrscheinlichen Vorrat an Schimpfworten hat sie, der verblüfft. Wer Monkys Gemeinheiten hört, hat bisher von der französischen Sprache nur einen Teil beherrscht. Man ist verblüfft, wieviel die paar Buchstaben des Alphabets hergeben. Da gibt es Wortschöpfungen, um die sie jeder moderne Literaturstammler beneiden würde.
    Monky. Pierre beugte sich über den Tisch

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