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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Luft, fühlte sich wohler und streckte sich in dem fremden Bett aus. Der Geruch von Farbe, geölten Dielen und kaltem Rauch war wieder in ihrer Nase, und der häßliche Schornstein blickte ins Fenster wie ein dürres neugieriges Wesen mit einem Flügelhelm.
    Unten kam Pierre zurück. Er hatte die Arme voll Plastiktüten, tanzte ins Haus, drehte sich pfeifend um sich selbst, wiegte im Walzertakt um den großen Küchentisch und drückte dabei Madame Coco einen Kuß in die rote Löwenmähne.
    »Petite mère!« rief er und lud die Tüten auf dem Tisch ab. »Es gibt noch Wunder auf dieser fürchterlichen Welt! Callac hat drei Bilder von mir gekauft. In bar gekauft. Dreihundert Francs! Was sagen Sie nun? Die Bauernköpfe. Monsieur, habe ich zu Callac gesagt, ich weiß nicht, was in Sie gefahren ist … aber wenn Sie sich für diese dämlichen Köpfe begeistern, dann sollten Sie einmal genau meine anderen Bilder ansehen. Aber er ließ sich auf keine Diskussionen ein, drückte mir die Francs in die Hand und schob mich aus dem Laden. Er wird alt, der gute Callac. Früher hätte er diese Bilder als eine persönliche Beleidigung angesehen.«
    »Und dann bist du hingegangen und hast einen Supermarkt leergekauft!« sagte Madame streng. Er ist ehrlicher gegen sich, als ich gedacht habe, sinnierte sie. Weißt du, warum ich die drei Bauernköpfe weghaben wollte? Warum ich Callac nicht mit deinen anderen Bildern belästigt habe? Es wird eine Zeit kommen, in der man dir für deine Sonnenbilder das Zehnfache, das Hundertfache von dem geben wird, was dir Callac widerwillig in die Hand gedrückt hat.
    »Was hast du gekauft?« fragte sie.
    »Wein. Ein Huhn. Käse. Wurst. Kaviar –«
    »Du bist verrückt, Pierre!«
    »Wir wollen ein Fest feiern, petite mère –«
    »Wegen dreihundert Francs!«
    »Callac allein ist ein Feuerwerk wert!« Er setzte sich an den Tisch, umfaßte die Tüten mit beiden Armen und zog sie an sich wie eine Geliebte. »Und wegen Ev –«, sagte er sehr ernst. »Weil sie weiterlebt. Drei Bilder bei Callac. Ich glaube, Madame, Ev bringt mir Glück –«
    »Wenn du es glaubst, ist das etwas Schönes, Pierre«, sagte Madame Coco und erhob sich seufzend von ihrem Stuhl.
    »Geh hinauf. Vielleicht ist sie jetzt wach. Ich heize den Backofen an für dein verschwenderisches Huhn –«
    *
    Pierre öffnete leise und langsam die Tür und steckte den Kopf ins Zimmer. Das Bett stand in einer kleinen Nische, nicht einsehbar von der Tür, zumal auch noch ein kleiner Seitenvorhang diese Nische abteilte. Der bescheidene Komfort, einen winzigen Intimbereich abzugrenzen. Da sich im Bett nichts regte, tappte er auf Zehenspitzen ins Zimmer. In einer anderen Ecke stand ein einflammiger, uralter Elektrokocher auf einem wackeligen Blechtisch. Daneben ragte ein Wasserhahn aus der Wand, seit einem Jahr tropfend. Ein Becken mit abgeschlagener Emaille und auf dem Grunde, rund um den Abfluß, voll abgesetztem Wasserstein, fing diese Tropfen auf. Klick-klick … träge und unaufhörlich. Er hatte sich daran gewöhnt, und er wäre nervös geworden, wenn dieses melodische Tropfen plötzlich aufgehört hätte.
    Er griff in seine Rocktaschen, holte einige Büchsen mit Schmalzfleisch und Pâté heraus, stellte sie vorsichtig auf den Blechtisch und freute sich wie ein kleiner Junge, daß er Madame davon nichts erzählt hatte. Aus der Innentasche des Rockes zog er eine halbe Flasche Rosé de Provence, kein teurer Wein, aber immerhin zwei Stufen über dem Wein, den er sich leistete, wenn seine Freunde das Geld dafür zusammenlegten.
    »Sie brauchen nicht auf Spitze zu tanzen … ich bin wach«, sagte Ev.
    Pierre fuhr herum. Er stellte die halbe Flasche Rosé in das Waschbecken, drehte den Hahn auf und ließ Wasser über die Flasche rieseln. Man soll einen Rosé gut gekühlt trinken.
    »Wie fühlen Sie sich?« fragte er. Was soll man anderes fragen, dachte er.
    »Besser«, antwortete sie.
    »Draußen ist ein heißer Tag. Zu heiß für September.«
    »Hier ist es kühl.«
    »Das wundert mich auch immer.« Er zeigte auf das große, schräge Fenster. »Das ist Norden. Ein Maler muß Nordlicht haben.«
    »Warum?«
    »Es ist das klarste Licht.«
    »Aber Sie malen alles wie in Sonne getaucht.«
    Das Gespräch versiegte. Er öffnete eine Büchse mit Pâté, holte einen Teller und ein Messer, steckte einen Kaffeelöffel in die Pastete und setzte sich zu Ev ans Bett. »Bitte –«, sagte er.
    »So einfach 'rauslöffeln? Ist das nicht zu fett?«
    »Ich weiß es

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