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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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diesen Idioten und läßt seine Hosen runter?«
    »Kennen Sie meinen Pierre?«
    »Nein, Madame.«
    »Eben. Er ist ein sanftes Schaf. Er brächte so etwas nie fertig. Er wartet wie van Gogh, daß man ihn erkennt oder daß er wahnsinnig wird. Was soll man für ihn tun, Fürst?«
    »Das habe ich mit meinen Kollegen besprochen, Madame«, sagte Wladimir Andrejewitsch und nahm das dritte Stück Butterkuchen. Wenn ich jemals heirate, dachte er, muß meine Frau hier backen lernen.
    »Pierre wird niemals Taxis fahren.«
    »Meine Idee war anders, Madame.« Er kaute genüßlich und blickte durch die offene Küchentür den langen Hausflur entlang. Ein junger, langer, dürrer Mann kam von oben die Treppe herunter, blickte zu Madame Cocos Wohnung, sah einen fremden Mann am Tisch sitzen, winkte kurz und verließ das Haus. Draußen – die Haustür blieb offen – schlug er den Kragen seines blauen Wettermantels hoch und ging nach rechts davon durch den leise rinnenden Regen. »War er das?«
    »Das war Pierre de Sangries«, sagte Madame fast stolz.
    »Ein sympathischer Kerl. Ist Ev oben?«
    »Nein. Sie wird jetzt –«, Madame blickte auf die runde Küchenuhr neben dem alten Büffet – »sie wird ihre neue Stelle angetreten haben. Es ist kein Telefonanruf erfolgt.«
    »Wäre der wichtig gewesen?«
    »Ja. Ich habe mir schon eine Rede zurechtgelegt.«
    Es war, als habe es Callac geahnt. Trotz vieler drängender Fragen hatte er bis jetzt vermieden, Cosima Lebrun in ein Gespräch zu ziehen.
    »Ihr Plan, Fürst!« sagte Madame streng. Sie nahm den Kuchenteller vom Tisch und stellte ihn auf das Buffet. Er frißt mir den ganzen Kuchen auf, dachte sie. Es ist ja bekannt, wie die Russen fressen können. Dabei ist er in Paris geboren.
    »Wir sind eine Vereinigung von zweiundvierzig Taxis. Alles Russen, Madame. Das ist gering, wenn man bedenkt, daß es in Paris zwölftausendfünfhundert Taxis gibt. Ein schweres Leben! Der Tarif ist vom Polizeipräsidium festgesetzt, und gäbe es nicht von fast jedem Fahrgast ein Pourboire … wir lebten wie die Nagetiere. Wissen Sie, Madame, was eine ›Planquette‹, eine Taxizulassung, kostet? Zwanzigtausend Francs! Ist es ein Wunder, daß die schlechte Lage der Pariser Taxifahrer berüchtigt ist?«
    »Wollen Sie einen Kredit von mir, Fürst?« fragte Madame zurückhaltend und nahm auch die riesige Kaffeetasse weg. »Sie stimmen Ihren Klagechoral am falschen Platz an.«
    »Ich wollte nur ausdrücken, Madame, mit welchen Widrigkeiten wir zu kämpfen haben, und zu welchen Ideen wir trotzdem fähig sind. Ich nehme an, Monsieur Pierre hat keine zwölftausendfünfhundert Bilder auf Lager …«
    »Werden Sie vom Kaffee betrunken, Fürst?« sagte Madame eisig.
    »Aber er hat sicherlich zweiundvierzig Gemälde an den Wänden stehen.« Wladimir Andrejewitsch Globotkin schielte zu dem außer Reichweite getragenen Kuchenteller. »Das ist mein Plan, Madame. Wir werden in jedes Taxi unserer Vereinigung ein Bild von Pierre de Sangries aufhängen. An die Lehne der Vordersitze, genau im ständigen Blickfeld der Fahrgäste. Es ist nach dem Gesetz der Wirkung des Außergewöhnlichen auf den Menschen fast sicher, daß wir im Taxi nach und nach alle Gemälde verkaufen und sogar Bestellungen entgegennehmen werden.« Wladimir Andrejewitsch stand auf, holte das vierte Stück Butterkuchen und goß sich neuen Kaffee ein. Madame hinderte ihn nicht daran … sie war merkwürdig aufgeregt und hatte rötliche Backen bekommen, die diesesmal nicht von aufgetragenem Rouge herrührten. »Was halten Sie davon?«
    »Sie ist genial, Fürst«, sagte sie atemlos. »Genial! Ich backe Ihnen zehn Kuchen nach Ihrem Geschmack.«
    »Damit ist es nicht getan, Madame. Jede Idee ist so gut wie ihr geschäftlicher Aspekt.« Fürst Globotkin kratzte ein paar Krümel von seinem Anzug. Er zeigte dabei einige erstaunlich aristokratische Bewegungen. »Ich habe Ihnen die Situation auf dem Taximarkt geschildert. Meine Kollegen und ich –«
    »Wieviel Prozent?« unterbrach ihn Madame Coco. »Wladimir Andrejewitsch, zerreden Sie nicht meine Begeisterung.«
    »Zwanzig Prozent, Madame.«
    »Sie elender Gauner! Sie kaukasischer Pferdedieb! Sie breitgerittener Kalmückenarsch!«
    Wladimir Andrejewitsch war weit davon entfernt, beleidigt zu sein und Madames Küche unter stummem Protest zu verlassen. Er grinste breit und zufrieden, setzte sich wieder an den Küchentisch und streckte die Beine von sich. Er trug schöne, lammfellgefütterte Halbstiefel … die

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