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Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Sie war die Schönste der Schönen. Klein und zierlich gewachsen, reichte sie einem Mann kaum bis an die Schulter, und aus Eitelkeit umgab sie sich immer mit großen Frauen. Sie wirkte wie ein kostbares Schmuckstück, und die hochgewachsenen Frauen bildeten den angemessenen Rahmen für dieses Schmuckstück.
    Er bezweifelte keinen Augenblick, daß sie ihn beim Näherkommen erblicken würde. Die anderen Frauen würden wahrscheinlich kaum hochschauen, doch Anne entging nie etwas. So schön ihr Gesicht war, ihr Verstand war womöglich noch glänzender. Und ihre Zunge konnte scharf wie eine Messerklinge sein. Dessen erinnerte sich Tearle gut, und es gab ihm einen Stich im Herzen. Zu oft war er die Zielscheibe ihrer spitzen Bemerkungen gewesen. Und er wußte, wie sie weh tun konnten.
    Als es soweit war und Anne ihn erblickte, zeigte sie sich nur kurz überrascht. Erschrocken war sie nicht, denn kein Mann konnte Anne Marshall das Fürchten lehren. Tearle lächelte sie an. Da schaute sie rasch weg.
    In Windeseile hatte sie ihre Frauen mit irgendwelchen Aufträgen fortgeschickt, und dann stand sie vor Tearle und sah zu ihm hoch.
    Leichtfüßig sprang er hinab, ergriff Annes kleine Hand und küßte sie. »Der Mond verblaßt vor deiner Schönheit. Die Blumen verbergen beschämt ihre Blüten, wenn du vorbeischreitest. Die Schmetterlinge legen die Flügel zusammen, kein Pfau wagt es, ein Rad zu schlagen, der Glanz von Juwelen wird matt, Gold ...«
    »Was willst du, Tearle?« fragte Anne und entzog ihm ihre Hand. »Was treibt dich dazu, in meines Vaters Garten herumzuschleichen? Bist du in eine meiner Zofen verliebt?«
    »Du tust mir weh«, sagte er, legte die Hand auf sein Herz und tat strauchelnd, als hätte sie ihn mit einer
    Klinge verwundet. »Ich bin nur gekommen, um dich zu sehen.« Er sah sie an und lächelte. »Doch ich würde dir keine Beschuldigungen verzeihen, wenn du auf meinen Knien Platz nehmen wolltest, wie du es früher getan hast.«
    Annes schönes Gesicht verlor seine Strenge. Sie nahm neben ihm Platz und lächelte nun ebenfalls. »Ich habe deine Silberzunge sehr vermißt. Findest du nicht auch, daß diese Engländer ein nüchternes Volk sind?«
    »Höchst nüchtern. Mein Bruder ist...« Er beendete den Satz nicht.
    »Ich habe davon gehört. Meine Schwester lag mir unentwegt mit Klatschgeschichten in den Ohren. Deine Familie befindet sich mit einer anderen Familie im Krieg.«
    »Ja, mit den Peregrines.«
    »Ich habe viel über sie gehört«, sagte Anne. »Meine Schwester nahm an der Hochzeit des ältesten Sohns mit Lady Liana teil.« Ein leichter Schauer überlief sie.
    »So schlecht sind sie gar nicht.« Er war drauf und dran, Anne von Zared zu erzählen, unterließ es jedoch. Er würde keinem offenbaren, daß sie eine Frau war. Wer es nicht erriet, wenn er sie erblickte, der verdiente nicht, es zu wissen. »Der zweite Sohn kommt zum Turnier und will deine Hand gewinnen.«
    Anne wandte ihm ihr schönes Gesicht zu, in dem sich Verwunderung abzeichnete. »Meine Hand will er gewinnen? Ein Peregrine? Obwohl deine Familie mit ihnen in Fehde liegt, scheinst du nicht viel über sie zu wissen. Sie sind eine schmutzige, ungebildete Bande. Der älteste Bruder nahm nicht einmal an seinem eigenen Hochzeitsschmaus teil. Er war zu sehr damit beschäftigt, das Gold zu zählen, das ihm die Braut als Mitgift gebracht hatte. Darüber war Lady Lianas Stiefmutter verständlicherweise so zornig, daß sie drohte, die Heirat abzusagen. Und was tat er? Er schleppte seine jungfräuliche Braut nach oben und ... und ...« Sie hielt inne und wandte den Blick ab. »Er ist mehr Tier als Mensch.«
    »Das ist alles nur Klatsch«, erwiderte Tearle herablassend. »Ich habe diese Männer im Kampf gesehen. Der Peregrine, der herkommt, wird sich im Turnier hervortun.«
    »Er kann dich besiegen?«
    Tearle lächelte. »Ich habe nicht die Absicht, das herauszufinden. Ich werde nicht an den Spielen teilnehmen. Vielmehr bin ich gekommen, um eine Gunst von dir zu erbitten.«
    »Also bist du doch nicht allein deswegen hier, um zu sehen, wie die Blumen sich beschämt vor meiner Schönheit verneigen?«
    »Selbstverständlich war das mein wichtigster Grund.« Er wollte ihre Hand nehmen, aber Anne entzog sie ihm.
    »Ich würde deine Komplimente höher schätzen, wenn du mir nicht immer die gleichen gemacht hättest, seit ich acht Jahre alt war. Wirklich, Tearle, du gibst dir beim Liebeswerben zu wenig Mühe. Du brauchst eine Frau, die dir nicht so schnell

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