Liebe ist staerker als Haß
worden.«
Zared starrte ihn an. Ihr Mund ging auf und zu wie bei einem Fisch. »Liana hat dich geschickt?« brachte sie hervor.
»Nein, natürlich nicht. Nun, iß schon weiter, und ich erzähl dir alles.«
»Ich esse nichts, was mir ein Howard gibt.«
»Das kannst du halten, wie du willst. Aber du wirst dabei sehr hungrig werden, da ich in den nächsten drei Tagen für dich und deinen Bruder sorgen soll.«
»Sorgen? Ein Howard soll für einen Peregrine sorgen? Du willst uns vergiften!« Sie wollte aufstehen, aber er stieß sie zurück, und diesmal wehrte sie sich nicht. »Wo ist Severn?« flüsterte sie. »Wenn du ihm etwas angetan hast, wird Rogan ...«
»Du bist ein blutdürstiges kleines Biest. Ich habe keinem etwas getan. Dein Bruder ist auf dem Turnierplatz und wartet, bis er an der Reihe ist, irgendeinen Narren aus dem Sattel zu heben.«
»Das wird er mit dir auch tun«, sagte sie. Und in Anspielung auf die Stichwunde, die sie ihm zugefügt halte, drohte sie: »Du hast erfahren, was eine Klinge der Peregrines anrichten kann.«
»Ich habe immer noch Schmerzen. Dafür stehst du noch in meiner Schuld. Und auch dafür, daß ich den Namen deines Bruders vor Schande bewahrt habe.«
»Kein Peregrine schuldet einem Howard etwas«, sagte sie.
Draußen erhob sich Lärm, und als Tearle sich umdrehte, sprang Zared vom Bett und rannte zur Tür. Tearle stellte ihr ein Bein, fing sie aber auf, als sie hinzufallen drohte.
»Wo willst du hin?«
»Meinen Bruder holen. Dir entfliehen. Den König holen. Irgendwen!«
In gelangweiltem Ton erwiderte Tearle: »Wenn du deinen Bruder holst und er tötet mich, einen Waffenlosen, dann wird mein Bruder euren Steinhaufen stürmen und alle Peregrines umbringen. Geh, von mir aus ruf deinen Bruder! Soll er mich töten, aber bitte ihn, ein scharfes Schwert zu benutzen! Ich möchte nicht unbedingt langsam sterben.«
Zared wußte nicht weiter. Ihr war, als habe sie den Krieg schon vor der ersten Schlacht verloren. Alles, was er sagte, traf zu. Wenn Severn ihn erschlug, würde das den Tod aller Peregrines bedeuten.
Das Herz wurde ihr schwer, und sie setzte sich auf den Bettrand. »Was willst du?« flüsterte sie. »Warum bist du hergekommen?«
»Um euch zu helfen«, erwiderte er freundlich. »Nach allem, was ich von eurer Familie gehört habe, mußte ich annehmen, daß ihr in Lumpen ins Turnier ziehen würdet, was ja auch stimmt.«
»Wir tragen keine Lumpen«, erwiderte Zared unwirsch.
Er kräuselte die Lippen und besah sich ihren abgetragenen und verdreckten Waffenrock. »Lumpen!« wiederholte er. »Vor Tagen schickte ich einen meiner Männer zu meinem Bruder, um Kleidung zu holen. Leider kam er nicht rechtzeitig zurück, um die Katastrophe vorhin zu verhüten. Aber jetzt wenigstens trägt dein Bruder angemessene Kleidung.«
Allmählich erholte sich Zared von dem Schock, beim Aufwachen einen Howard an ihrem Bett zu finden. Sie ging zur Zeltklappe und schaute hinaus. Vor den Schranken des Turnierplatzes stand ihr Bruder. Über der Rüstung trug er einen schwarzen Waffenrock. Er schien mit Goldstickerei verziert, aber aus dieser Entfernung konnte sie es nicht genau feststellen.
»Mein Bruder«, sagte Zared langsam und gemessen. »Mein Bruder trägt Sachen, die ihm ein Howard geschenkt hat?«
»Ja, aber das weiß er ja nicht. Er glaubt, ich käme von seiner schönen Schwägerin.«
Zared setzte sich wieder. »Erzähl mir alles!« flüsterte sie.
»Nachdem du dich gestern zum Hohngelächter aller bis auf die Knochen blamiert hast wegen diesem farblosen, schwachen, einfältigen Colbrand, habe
ich ...«
»Wenn ich die Meinung eines Howard hören will, sage ich es ihm. Erzähl mir lieber, welche hinterlistigen Ränke du gesponnen hast!«
»Hinterlistigen Ränke? Ich? Ich habe mich freundlich und großzügig verhalten, während dein Colbrand ... Gut, ich erzähle es dir. Als du ohnmächtig wurdest, kam ich dir zu Hilfe und entriß dich diesem Kerl ohne Rückgrat...«
»Du hast mich angefaßt? Ein Howard hat mich angefaßt?«
»Seit ich dich kenne, habe ich dich dauernd angefaßt.«
»Ich muß baden!«
»Das wird allerdings Zeit.«
»Erzähl weiter!« zischte sie.
Lächelnd betrachtete er sie. Wie leicht es doch war, ihr leidenschaftliches Temperament zu reizen. »Da ich kein Peregrine-Zelt fand, trug ich dich in ein anderes.«
»In Colbrands?« fragte sie erregt.
»Nein, nicht zu ihm. Lieber hätte ich dich in eine Schlangengrube geworfen.«
»Mit einem Howard würde ich
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