Liebe ist staerker als Haß
gern in eine Schlangengrube gehen.«
Tearle lachte. »Da ich viel zu tun hatte und du mir nur im Weg gewesen wärst, flößte ich dir einen Trank ein ...«
»Du hast mich vergiftet«, flüsterte sie. »Wie lange habe ich noch zu leben? Ich muß los und meinen Bruder warnen. Muß er auch sterben?«
Sie war schon fast draußen, ehe Tearle sie erwischte. Er packte sie an den Schultern und brachte seinen Kopf dicht an ihren. »Verstehst du mich denn nicht? Ich habe keinem von euch etwas getan. Dazu bin ich nicht hergekommen. Ich habe dir nur einen Schlaftrunk gegeben, damit du mich nicht bei meiner Arbeit stören kannst.«
»Ja, damit ich keinen warnen kann«, sagte sie und riß sich los.
Leiser sagte er: »Das auch. Komm, setz dich hin und iß!«
»Nie werde ich etwas essen, das ein Howard vorher berührt hat.«
Er nahm den Teller vom Bett, riß ein Stück Brot ab und aß es. Dann schnitt er ein Stück Fleisch ab. »Das Essen ist nicht vergiftet.«
Obwohl Zared großen Hunger hatte, schwankte sie immer noch voller Mißtrauen. »Warum bist du hier?« wollte sie wissen.
»Ich kam ...« Er hielt inne. Er wußte es ja selbst nicht. Zum Teil glaubte er, daß er es getan hatte, weil er dem Haß ein Ende setzten wollte. Aber er spürte auch, daß er sich einen Teufel darum scheren würde, was sich zwischen seinem Bruder und den Peregrines ereignete, wenn es diese zornige junge Frau nicht gäbe. Unklar war ihm, warum er sich so für sie interessierte. Es gab viele andere Frauen, die hübscher waren. Und viele reichere. Und fast alle waren von sanfterer Gemütsart als sie. Und doch war er hier, und sein Gefühl sagte ihm, daß er, auch wenn er es gewollt hätte, nicht mehr Weggehen könnte.
»Ich bin gekommen, um die Fehde zu beenden«, sagte er schließlich.
Zared war so verblüfft, daß sie sich aufs Bett setzte. »Zu beenden ...«
»Sieh mal, mein Bruder ist von diesem Familienhaß besessen. Und deine ganze Familie beschäftigt sich kaum mit etwas anderem. Nein, streite es nicht ab! Es ist bei euch das einzige Tagesgespräch. Ich habe selbst gesehen, daß ihr wie Gefangene in eurer verfallenen Burg haust.«
Die Vorstellung, die Fehde könnte je beendet werden, erheiterte Zared. Sie wußte, daß er feige und schwach war. Aber war er auch dumm? »Was schlägst du denn vor? Wie soll der Kampf eingestellt werden? Will eure Familie uns das Land zurückgeben, daß ihr uns gestohlen habt? Werdet ihr meinem Bruder Rogan seinen rechtmäßigen Titel als Herzog überlassen?«
»Also nein«, sagte Tearle. Und im selben Augenblick kam ihm eine Idee. »Ich werde die Fehde beenden, indem ich eine Ehe zwischen den Peregrines und den Howards stifte. So werden unsere Familien eins.«
»Haltet ihr irgendwo eine Schwester verborgen, die sich mit Severn vermählen soll? Irgendeine sabbernde Schwachsinnige, die ihr meinem gutaussehenden Bruder andrehen wollt?«
Lächelnd antwortete er: »Vielleicht denke ich an eine Heirat mit dir.«
Zared brach in Gelächter aus, an dem sie fast zu ersticken drohte.
Tearle klopfte ihr auf den Rücken und reichte ihr einen Becher mit Wasser vermischten Weins. Sie stürzte ihn hinunter und rückte dann weiter von ihm ab.
»Mich?« sagte sie schließlich. »Mich heiraten? Ich soll mich einem Howard vermählen?«
Tearle wurde ernst. »Was könnte sich eine Peregrine denn Besseres erhoffen? Du hast keine Mitgift.« Er sah sie von oben nach unten an. »Du bist noch nicht mal eine richtige Frau.«
»Was?« gab sie zurück. »Keine richtige Frau? Du irrst. Ich schaue mich schon nach Männern um. Aber kannst du dir vorstellen, was meine Brüder sagen würden, wenn ich einen Howard zum Gatten nähme? Mein Bruder Rogan würde ...«
»Eben hast du es noch für möglich gehalten, daß sich dein Bruder Severn mit einer Schwester von mir vermählt - wenn ich eine hätte, was aber nicht der Fall ist.« Die Idee mit der Heirat war ihm plötzlich herausgeplatzt. Aber nun mißfiel es ihm, daß sie sie lächerlich fand. Es war doch eine ausgezeichnete Idee. Und das beste daran war, daß ihm dann dieser schlanke kleine Körper gehören würde.
Nun wußte Zared genau, daß dieser Mann ein Dummkopf war. »Wenn mein Bruder eine Howard zur Frau nähme, würde sie zu uns kommen. Wenn ich dich heiratete, einen zweitgeborenen Sohn, würde ich unter dem Regiment deines Bruders leben müssen. Glaubst du etwa, Oliver Howard würde mich gut behandeln? Oder würde es ihm nicht vielmehr Vergnügen bereiten, eine Peregrine
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