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Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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aufrichtiges Mitgefühl für Anne. Wenn sie nur annähernd so schlechte Erfahrungen mit einem Mitglied dieser Familie gemacht hatte wie er, so verdiente sie es auch. Er zog sein Leinenhemd aus, und Anne stieß einen leisen Schreckenslaut aus.
    »Du blutest ja und hast überall blaue und grüne Flecken. Tearle, das Pferd kann dich nicht nur getreten haben. Es muß mit den Hufen nach dir ausgeschlagen haben - mit aller Kraft. Hast du noch weitere Verletzungen? Komm, zieh dich aus! Ich will alles sehen.« Sie ging an die Tür und befahl einer vorbeikommenden Dienerin, heißes Wasser und Tücher zu bringen.
    Hinter ihr lächelte Tearle. So muß sich eine Frau verhalten, dachte er. Frauen sollen sanft und zärtlich sein. Sie sollen einem Mann, der Schmerzen leidet, sanft über die Stirn streichen und Trostworte zuflüstern. Eine echte Frau verhält sich so. Eine echte Frau versteht sich auf Handschuhe und Seide und schleift keine Schwerter.
    Tearle zog sich bis auf das Lendentuch aus und legte sich dann mit dem Gesicht nach unten aufs Bett. Und Anne, die schöne, süße Anne, eine echte Frau, wusch die verletzten Stellen aus und behandelte sie mit lindernden Salben.
    Leise sagte sie: »Erzähl mir von ihr!«
    Tearle wollte schon sagen, das ginge nicht, weil es zu gefährlich wäre. Aber er wußte, daß er ihr vertrauen konnte. Schließlich hatte er ja bereits sein Leben in ihre Hand gegeben. Denn wenn Anne ausplauderte, wer er war, und Severn es hörte, würde der Peregrine ihn bestimmt auf der Stelle erschlagen.
    So sprudelte er die ganze Geschichte heraus. Er erzählte ihr alles von Anfang an. Wie Olivers Männer den jüngsten Peregrine entführt hatten. Wie er erkannt hatte, daß es ein Mädchen war. Er erzählte ihr, wie Zared ihm eine Stichwunde beigebracht hatte. Wie besessen er von ihr war, und wie er es bewerkstelligt hatte, in ihrer Nähe zu sein.
    »Aber sie hat sich in Colbrand verliebt«, sagte er in bitterem Ton. »Ich werfe mich über sie, um sie zu schützen, und sie will nicht einmal zugeben, daß ich ein Mann bin.«
    Blitzenden Auges rief sie: »Du könntest Colbrand besiegen. Auch mit Severn könntest du es aufnehmen. Oh, wie gern würde ich ihn aus dem Sattel stürzen sehen! Weißt du, er hat mich heute nach dem Essen küssen wollen.« Lächelnd setzte sie hinzu: »Ich mußte ihm mein Knie in den Leib rammen.«
    Tearle lachte. »Mir scheint, wir verfolgen jeder ein anderes Ziel. Wenn Severn das Turnier nicht gewinnt, wird dich dein Vater auch nicht zwingen, dich mit ihm zu vermählen. Und ich möchte liebend gern Colbrand besiegen. Es wäre meine größte Freude, ihn vor mir im Staub liegen zu sehen.«
    »Wenn du nur nicht diese dumme Verkleidung gewählt hättest, könntest du jetzt mit ihnen kämpfen. Du könntest sie beide aus dem Sattel heben. Ich habe dich kämpfen sehen und weiß, daß du besser bist als die beiden.«
    »Ja«, sagte Tearle betrübt und setzte sich auf, damit Anne ihm einen Verband um die Rippen anlegen konnte. »Wenn ich nur nicht weiter diesen Smith spielen müßte ...« Er verstummte und schaute sie mit großen Augen an. »Ich weiß eine Möglichkeit.«
    »Ja«, sagte Anne eifrig. »Es gibt keinen Grund, warum du dich noch länger verstecken mußt. Gib dich als Howard zu erkennen, und melde dich für die beiden nächsten Turniertage! Solange du unter meines Vaters Dach weilst, wird der Peregrine es nicht wagen, dir ein Haar zu krümmen.«
    »Nein«, sagte Tearle nachdenklich, »ich will mich nicht auf das Niveau meines Bruders begeben. Es gibt zu viele Leute, die mich mit den Peregrines zusammen gesehen haben. Sie würden als elende Dummköpfe dastehen, wenn sich herausstellte, daß sie einen Howard unter sich geduldet haben.«
    »Sie sind elende Dummköpfe«, sagte Anne in heftigem Ton.
    Tearle sah ihr in das edel geformte Gesicht. Übertrieb sie nicht etwas? »Ich habe den Eindruck, daß Severn nicht gerade abstoßend auf Frauen wirkt.«
    »Er ist ein sturer Bauer, ein Lümmel ohne Manieren, der denkt, er kann sich jede Frau nehmen, wie es ihm beliebt. Verstehst du, sie einfach nehmen, ohne sie zu fragen.«
    »Aber er sieht nicht schlecht aus«, beschwichtigte Tearle. »Er nimmt sich zu Pferde gut aus.«
    »Ich würde ihn gern in den Sand fallen sehen. Ich möchte hören, wie die Leute ihn auslachen. Ich möchte, daß er sich bis auf die Knochen blamiert, der dumme Tropf! Ich ...«
    »Ich verstehe«, sagte Tearle. Er konnte nicht verhehlen, daß er sich über sie

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