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Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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dem kleinen Beistelltisch und zerdrückte ihn mit seinen starken Fingern. Nach einer Weile wandte er Zared das Gesicht zu. Seine gleichmäßigen Züge waren vor Wut verzerrt. »Mein Sattelgurt verrutschte. Er hat mich überhaupt nicht getroffen. Ich bin von allein vom Pferd gefallen.«
    Zared schluckte. Dafür wird der Howard zahlen müssen, dachte sie. Sie würde ihn dafür zahlen lassen, und wenn es sie das Leben kosten sollte.

9
    Tearle schwamm im kalten See unter Wasser. Erst wenn ihm die Lungen zu bersten drohten, tauchte er auf. Danach legte er sich lächelnd auf den Rücken und schwamm weiter. So wohl wie jetzt hatte er sich bestimmt in seinem ganzen Leben nicht gefühlt. Er war müde, hatte Hunger und Schmerzen, und er hatte so viel Schweiß vergossen, daß er meinte, gar nicht so viel trinken zu können, um ihn wieder zu ersetzen. Aber er fühlte sich über alle Maßen wohl.
    Er hatte genau das erreicht, was er sich vorgenommen hatte: er hatte Zared bewiesen, daß er ein Mann war. Er war sich gewiß, daß sie ihn erkannt hatte. Er hatte ja gesehen, wie sie bei seinem Anblick die Augen aufgerissen hatte. Er hätte gern gewußt, wodurch er sich verraten hatte. Aber vielleicht hatte sie nur gespürt, daß er es war. So wie er auf den ersten Blick erkannt hatte, daß sie eine Frau war.
    Er rollte sich in Bauchlage und schwamm lässig quer über den See. Von nun an wird sie mich anders behandeln, dachte er. Jetzt wird sie nicht mehr an meiner Männlichkeit zweifeln.
    Er schwamm zum Ufer und stieg an Land. Unter den Bäumen hielten sich zwei Männer seines Bruders versteckt. Sie waren während des Turniers, als Kaufleute verkleidet, zur Stelle gewesen, und Tearle hatte sie gut bezahlt, damit sie sein Geheimnis bewahrten. Sie hatten ihm beim An- und Ablegen der Rüstung geholfen und Roß und Rüstung versteckt gehalten.
    Er trocknete sich ab und zog sich an. Dabei lächelte er unentwegt. Es war nicht leicht gewesen, alle Konkurrenten zu besiegen. Als er gegen Severn antrat, hätte er vor Schmerzen schreien können. Die Prellungen, die ihm das durchgegangene Pferd zugefügt hatte, verbunden mit den Stößen beim Anprall der Lanze auf Stahl, hatten fast unerträgliche Schmerzen verursacht.
    Aber die Schmerzen werden durch das Ergebnis voll aufgewogen, dachte er. Denn er hatte alle besiegt. Colbrand war schon ein schwerer Gegner gewesen. Er, Tearle, hatte sich nur unter Aufbietung aller Willenskraft im Sattel halten können. Als es schließlich gegen Severn ging, zweifelte er selbst am Erfolg. Denn Severn war gut, sogar sehr gut. Als im dritten Gang nur Severn seine Lanze brach, glaubte Tearle schon an eine Niederlage. Aber im letzten Gang war Severn beinahe wie durch Zauberhand aus dem Sattel geflogen und auf der Erde gelandet.
    Es war ein bittersüßer Augenblick für Tearle, denn er konnte seinen Triumph ja nicht auskosten. Er durfte den Helm nicht abnehmen und der jubelnden Menge zeigen, wer er war. Er sah nur noch, wie Zared zu ihrem Bruder lief, dann kamen schon die Menschen auf ihn zu. Alle wollten sehen, wer der geheimnisvolle Ritter war. Tearle hatte sein Pferd gewendet und war davongeprescht, bevor sie ihn daran hindern konnten.
    Er ritt, gefolgt von den Männern seines Bruders, ein paar Meilen weit in den Wald. Am Ufer des Sees stieg er müde ab. Er ließ sich von den Männern die Rüstung abnehmen, entledigte sich dann der durchgeschwitzten Kleidung und watete ins Wasser.
    Eine Stunde später fühlte er sich besser. Es verlangte ihn, Zareds hübsches kleines Gesicht wiederzusehen. Sie legte so großen Wert auf das Waffenhandwerk, ganz anders als die meisten Frauen, die zärtliche Worte und Blumen höher schätzten, und jetzt hatte er ihr bewiesen, daß er mit der Waffe sogar noch besser als ihr Bruder war.
    Lächelnd bestieg er sein Pferd. Endlich würde die Frau in ihm etwas anderes sehen als ihren Feind.
    Zared hatte keinerlei Erfahrung darin, wie man einen melancholischen Mann tröstet. Ihre Brüder waren meist von Zorn erfüllt. Gelegentlich hatte sie wohl erlebt, daß sie um einen Toten in der Familie trauerten. Aber auch dann war es fast immer eine zornige Trauer gewesen, denn die meisten Todesfälle in der Familie der Peregrines waren durch Gewalttaten der Howards verursacht worden.
    Severns Trauer an diesem Tag war jedoch von anderer Art. Sein Selbstvertrauen war dahin. Sie kannte ihre Brüder nur als Männer, deren Selbstvertrauen ins Unermeßliche ging. Jetzt saß Severn stumm im Zelt und

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