Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
geheim?
    Sie ließ Colbrand und Jamie stehen und begab sich zum anderen Ende des Platzes, wo der schwarze Ritter war. Um ihn drängten sich ein halbes Dutzend Jünglinge, reichten ihm frische Lanzen, befeuchteten die Nüstern des Pferdes und glühten vor Verehrung für den geheimnisvollen Mann, der ein so guter Kämpfer war.
    Bei den nächsten beiden Gängen beobachtete Zared ihn. Erst dann fiel ihr auf, daß er ihr irgendwie bekannt vorkam. Zunächst dachte sie, es könnte ihr älterer Bruder sein. Er hatte dieselbe Größe wie Rogan. Doch er bewegte sich anders. Es konnte auch keiner der illegitimen Söhne ihres Vaters sein, denn die kannte sie zu gut.
    Sie trat näher, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen. In diesem Moment wandte er ihr den Kopf zu. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen, da er eine Maske trug. Aber die Kopfbewegung war ihr so vertraut, daß sie überrascht den Atem anhielt. Auch der Helm konnte ihr Auge nicht täuschen.
    Howard, dachte sie. Jetzt hatte sie keinerlei Zweifel mehr, wer in der Rüstung steckte.
    Bevor er es in ihrem Gesicht lesen konnte, wandte sie den Kopf ab. Dann ging sie zurück und stellte sich wieder zu Colbrand, um den Fortgang der Kämpfe zu beobachten. Aber nun sah sie alles mit anderen Augen an.
    Dies war der Mann, der beinahe gestorben war, als sie mit dem Messer seine Rippen gestreift hatte. War er wirklich dem Tod nahe gewesen? Oder hatte er sich nur verstellt? Er hatte im Gras gelegen und ihr gesagt, er fürchte sich, allein zu bleiben, und sie hatte ihm geglaubt. Wie dumm von ihr! Dann hatte sie ihn zwar allein gelassen, war aber zurückgekehrt, aus Angst, er würde tatsächlich sterben.
    Lauter Lügen, dachte sie. Der Mann bestand aus nichts als Lügen. Er gab vor, ein Schwächling zu sein. Er gab sich für einen Menschen aus, der er gar nicht war. Er gab vor, eine Peregrine zur Frau nehmen zu wollen. Er gab vor, ein Freund zu sein.
    »Glaubst du, daß dein Bruder es mit ihm aufnehmen kann?«
    Es verging eine Weile, bis sie begriff, daß Colbrand ihr die Frage gestellt hatte. Und noch länger dauerte es, bis ihr klar wurde, daß sie in der Nähe des schönen Mannes nicht mehr vor Erregung zitterte. Schön war er ja, aber schön waren auch die Handschuhe, die Tearle ihr gekauft hatte. Und Colbrands Blick war so frei von Intelligenz wie diese Handschuhe. Sehr gern hätte sie mit einem anderen Menschen über den geheimnisvollen Ritter gesprochen. Aber ein Blick in Colbrands gutgeschnittenes Gesicht verriet ihr, daß er nicht der rechte Gesprächspartner war. Er würde die feinen Unterschiede nicht begreifen. Für logische Schlüsse war er nicht empfänglich.
    »Mein Bruder wird ihn erledigen«, sagte Zared leise.
    »Mit Dreck oder mit Honig?« erkundigte sich Jamie grinsend.
    Sie überhörte seine spöttischen Worte. Mit glühendem Gesicht trug sie ihm auf: »Geh und hole meinen Bruder!«
    Jamie wußte, daß dies ein Befehl war, und zögerte nicht. Er drehte sich um und lief los.
    Vom Rand des Turnierplatzes aus sah Zared, wie der schwarze Ritter einen Gegner nach dem anderen aus dem Sattel hob. Ihr klangen die Ohren. Alles fiel ihr wieder ein, was sie dem Howard gesagt hatte. Wie sie ihn damit aufgezogen hatte, daß er weich wäre, daß er viel von Frauenkleidern verstünde, aber nichts von Männerwaffen.
    Wie muß er heimlich über mich gelacht haben, dachte sie. Jedes Wort von ihr war für ihn ein Witz gewesen. Hatte er auch in den Armen der Lady Anne über sie gelacht? Er hatte ja zugegeben, sie in Frankreich kennengelernt zu haben. Vielleicht hatten sie dort schon ihre Heirat vereinbart. Was war inzwischen vorgefallen? Hatte Lady Annes Vater eine Abneigung gegen einen Howard-Schwiegersohn' - hatte er deshalb seine Tochter gezwungen, einen anderen Mann zu erwählen? Hatte Hugh Marshall Severn dafür ausersehen?
    Aber der Howard hatte es fertiggebracht, Severn als Freier um Lady Annes Hand auszuschalten. Die Zu-schauer lachten schon, wenn sie nur einen Peregrine zu Gesicht bekamen. Sie lachten sogar die Fahne der Peregrines aus. Und nun hatte es der Howard auch noch verstanden, als der geheimnisvolle Ritter die Phantasie der Menge zu entzünden. Er kämpfte auch nicht besser als Severn, aber ihn würden die Menschen nie auslachen. Vom frischen Ruhm des schwarzen Ritters umkränzt, würde Howard um die Hand der Lady Anne anhalten, und dann konnte Hugh Marshall nicht mehr umhin, ihn ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
    Mit wachsender Aufmerksamkeit beobachtete Zared den

Weitere Kostenlose Bücher