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Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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würde ehrenhaft sterben.«
    Nachdenklich sah er sie an. Ihr Blick war immer zornig gewesen, aber nie ohne eine darin verborgene sanftere Note. Die war jetzt nicht mehr zu entdecken. Hätte er schon richtig geschlafen, als sie zuschlug, hätte sie ihn einen Kopf kürzer gemacht, und er würde nicht mehr unter den Lebenden weilen.
    Er richtete sich etwas auf, so daß er nicht mehr mit dem vollen Gewicht auf ihr lastete, und hielt sie nur noch mit den Armen und einem Bein fest. »Was ist eigentlich geschehen?« fragte er leise.
    »Was dein Bruder nicht erreichte, hast du vollbracht. Aber er benutzt wenigstens die Waffen eines Mannes, während du zu Betrug und Verrat Zuflucht nimmst. Mein Bruder hält dich immer noch für ... für seinen Freund.« Sie glaubte fast, an dem Wort ersticken zu müssen.
    Er wagte es nicht, sie ganz loszulassen. Denn ein Blick in ihre Augen sagte ihm, daß sie ihn sofort wieder angreifen würde. »Was weißt du denn?«
    »Ich weiß alles. Du willst Lady Anne für dich erobern. Du ...«
    »Anne? Ich will Anne erobern?«
    »Du hast gemeinsam mit ihr ein Ränkespiel getrieben. Du ...«
    Tearle sah sie verwundert an. Sie hatte gesagt, daß er Anne erobern wollte. Wenn Anne zornig auf einen Mann wäre, würde sie kein Schwert nehmen und ihn zu enthaupten versuchen. Sie würde sich in schöne Gewänder kleiden und durch ihre Verführungskünste alles von ihm erreichen, was sie wollte. Nein, Tearle trug kein Verlangen nach Anne. Er wollte vielmehr Zared für sich gewinnen, die offen und ehrlich sprach und handelte, ohne Doppelsinn und ohne versteckte Heuchelei.
    Er hatte nicht alles verstanden, was Zared zu ihm gesagt hatte. »Warum sollte ich denn Anne erobern wollen?«
    »Sie wäre eine reiche Frau für einen zweitgeborenen Sohn.«
    »Das stimmt.« Seine Hand fuhr über ihren Arm. Sein Kopf näherte sich ihrem.
    »Faß mich nicht an!« schrie sie und sträubte sich heftig. Aber er hielt sie mit Leichtigkeit fest. Nur einmal stöhnte er auf, als sie eine wunde Stelle traf.
    »Ich will Anne doch gar nicht«, sagte er und legte seinen Kopf an ihren Hals.
    Zared schien nachzugeben. Doch als er seinen Griff lockerte, rollte sie sich unter ihm weg und trat ihn hart zwischen die Beine.
    Tearle stöhnte laut. Mit einer Hand griff er sich an die getroffene Stelle, mit der anderen packte er Zared.
    »Setz dich hin!« befahl er und schob sie aufs Bett. Er blieb davor stehen, wartete, bis der Schmerz abklang, und als er wieder Luft bekam, beugte er sich über sie. »Ich will alles hören. Ich will erfahren, was in deinem Kopf vorgeht.«
    Sie schob das Kinn vor. »Ich sage nichts.«
    »Wenn du nicht sprichst, sage ich deinem Bruder, wer ich bin.«
    »Dann bringt er dich um!«
    »So wie heute?« fragte er spöttisch und bereute es sofort. Er hatte eigentlich nicht zugeben wollen, daß er in Verkleidung mit ihm gekämpft hatte.
    »Du hast seinen Sattelgurt vorher gelockert!« kreischte sie ihn an. »Du hat ihn gedemütigt! Du willst Lady Anne haben!«
    Tearle mußte sie auf dem Bett festhalten. Er überlegte, was sie da eben gesagt hatte. Vielleicht hatte er Severn doch nicht »wie durch Zauberhand« aus dem Sattel gehoben. Vielleicht war er ohne sein Zutun heruntergefallen. Schließlich hatte er ihn ja kaum mit der Lanze getroffen.
    »Jemand hat Severns Sattelgurt gelockert?« fragte er leise. Hatte etwa Oliver die Hand im Spiel gehabt? Da der König abgereist war, konnte sein Bruder einiges wagen.
    »Das weißt du doch am besten. Du hast seinen Helm mit Schlamm gefüllt, ihm Honig auf die ...«
    »Was?« Tearle richtete sich auf und starrte sie an. »Ich soll seinen Helm mit Schlamm gefüllt haben?« fragte er empört.
    »Die Leute haben Severn ausgelacht«, sagte sie. Bei der Erinnerung an das dröhnende Gelächter wich ihr Zorn, und ihr wurde ganz elend. »Jetzt bekommt Severn die reiche Braut nicht, und alles ist meine Schuld. Wenn ich ihm von Anfang an reinen Wein über dich eingeschenkt hätte, hätte er dich umgebracht. Dann wäre er wohl hingerichtet worden. Aber besser das als diese Demütigung.«
    Vorübergehend konnte Tearle keinen klaren Gedanken fassen. Um auf das Mädchen Eindruck zu machen, hatte er die schwarze Rüstung angelegt. Doch statt dessen hatte er nur Schmach und Schande über ihre Familie gebracht.
    »Was willst du, daß ich tue?« fragte er leise. »Soll ich gehen? Soll ich Weggehen und dich nie Wiedersehen?«
    »Ja«, sagte sie und barg den Kopf in beide Hände. »Du hast alles

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