Liebe ist staerker als Haß
schrecklicher Kerl!« schrie sie und trommelte ihm mit den Fäusten auf die Brust.
Er packte ihre Fäuste und zog sie an sich. »Du hattest Angst um mich.«
»Das stimmt nicht. Ich habe nur befürchtet, daß zwischen meiner und deiner Familie ein Krieg ausbrechen würde, wenn du zu Tode kämst. Wobei dein Bruder nicht einmal den Familiennamen verdient. Mir geht es nur um meine Brüder, um Liana und vielleicht noch um Rogans Sohn, aber nicht um dich.«
Er hielt ihre Hände fest und drückte sie über dem Kopf auf den Boden. Sie wünschte sich, daß er sie küßte. Denn sie hatte tatsächlich Angst um ihn gehabt, wollte es aber nicht vor ihm zugeben.
Er schmuste an ihrem Hals, und sein kaltes, nasses Gesicht lag an ihrem, das genauso kalt und naß war. Als er ihre Hände losließ, umarmte sie ihn, und dabei rollte er von ihr herunter.
Zared fühlte sich irgendwie zurückgestoßen und runzelte die Stirn.
»Du wirst dich erkälten, wenn du in den nassen Sachen bleibst«, sagte er. Der selbstgefällige Ton, in dem er sprach, ärgerte sie. Es hörte sich so an, als habe er etwas herausfinden wollen und Erfolg damit gehabt.
Beim Aufstehen zog er sie mit hoch und faßte sie am Kinn, damit sie ihn ansehen mußte. »Wäre es denn so schrecklich, wenn eine Peregrine Angst um einen Howard hätte?«
»Das kann nie sein«, sagte sie. Es sollte überzeugend klingen. Doch selbst in ihren Ohren hörte es sich wie eine Lüge an.
Er lachte, nahm sie in die Arme und wirbelt sie herum, bis ihr schwindlig wurde. Sie klammerte sich an ihn, und nach einer Weile mußte sie selber lachen.
Er setzte sie wieder ab und zog sie fest an sich. »Nun komm, meine kleine Feindin! Wir müssen dafür sorgen, daß wir wieder trocken werden. Hier in der Nähe steht die Kate eines Kleinpächters. Wollen mal sehen, ob wir bei ihm etwas zu essen bekommen.«
Er zog sich an. Sie stand dabei und ließ es zu, daß er ihr aufs Pferd half. Dann ritten sie vom Seeufer weg.
Nach diesem Vorfall änderte sich allmählich ihr Verhältnis. Zared merkte es deutlich, wenn ihr auch nicht klar war, worin diese Veränderung bestand. Es war, als hätte sie mit ihrem Rettungsversuch eine ungelöste Frage für den Mann gelöst und ihn von quälenden Zweifeln befreit.
Seinem wahren Ich war sie noch nicht nähergekommen. Sie hatte ihn ja nur unter höchst ungewöhnlichen Umständen erlebt. Aber nach diesem Nachmittag am See schien es ihr, als gebe er sich in ihrer Gegenwart ungezwungener. Etwas, das er immer befürchtet hatte, war von ihm abgefallen. So lernte sie langsam den Mann kennen, der er wirklich war.
Er war von ihren Brüdern so verschieden wie Tag und Nacht. Ihre Brüder wollten täglich so viele körperliche Übungen erledigen wie möglich. Tearle dagegen wollte jeden Tag so angenehm gestalten wie nur möglich. Er übte ebenso wie ihre Brüder mit den Waffen, aber nicht viele Stunden hintereinander, und er nahm die Übungen nicht tierisch ernst, sondern leicht und locker. Er lachte gern. Mit seinen Männern schloß er alle möglichen Wetten ab, und wenn er eine verlor, zahlte er sofort. Bei den Waffenübungen ließ er nie das Gefühl aufkommen, es ginge um Leben und Tod.
Zuerst mißbilligte Zared seine Haltung. Sie sagte, er unterschätze die Bedeutung des Waffenspiels und verkenne, daß die Männer es als Vorbereitung auf den Kriegsfall dringend nötig hätten. Sie sagte, er nähme das alles so sehr auf die leichte Schulter, daß sie ihn, nur mit dem Messer bewaffnet, besiegen könnte. Daß sie im Kampf mit schweren Schwertern keine Chance gegen ihn hatte, war ihr durchaus klar. Doch meinte sie, schneller und beweglicher als er zu sein.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie erkannte, daß sie sich geirrt hatte. Trotz seiner lockeren Art war er ein nicht zu unterschätzender Gegner. Er spielte mit ihr, verlockte sie zum Angriff und ließ sie in dem Glauben, sie könnte ihn besiegen. Dann machte er einen Seitwärtsschritt, und sie lief taumelnd ins Leere. In solchen Augenblicken flammte in ihr wie bei allen Peregrines lichterloh Zorn auf. Der verführte sie zu unbedachten Handlungen. Und dann war es eine Leichtigkeit für Tearle, ihr das Messer abzunehmen.
»Hoffentlich lernst du daraus, daß ein kühler Kopf schneller denken kann als ein Hitzkopf«, sagte er. Und wenn sie ihm dann einen Schlag versetzen wollte, fing er sie in seinen Armen auf und küßte sie lange. Die Männer ringsum lachten, was Zared peinlich war.
Später kam er dann zu ihr, um
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