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Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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anrühren lassen würde, hatte er bald darauf die Annullierung der Ehe vorgeschlagen. Dennoch schien er sie recht gern zu haben.
    Sie stand auf und trat an den Kamin. Hatte er sie wirklich gern - oder? Eine Zeitlang schloß sie die Augen und versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, wenn sie zu ihren Brüdern zurückkehrte, um wieder bei ihnen zu leben. Das würde die Rückkehr an einen Ort bedeuten, wo niemand lachte oder Späße machte, wo alles mit äußerstem Emst betrieben wurde.
    Sie dachte an ihren ältesten Bruder Rogan. Seine Frau mußte sich jedes kleinste Zipfelchen Freiheit von ihm erkämpfen. Rogan liebte sie zwar, dennoch durfte sie nicht sagen und tun, was sie wollte. Und dann Severn, der jetzt mit der schönen Lady Anne vermählt war. Zared fragte sich, ob Lady Annes Charakter ihre Brüder nicht vielleicht schon so gereizt hatte, daß sie sie totgeschlagen hatten.
    Sie ging zurück, ließ sich schwer in den Sessel fallen und stützte den Kopf in die Hände. Gott helfe mir, dachte sie, aber ich möchte nicht zu meinen Brüdern zurück. Nein, sie wollte bei diesem Mann bleiben, diesem Mann, der ihr Feind war, diesem Mann, den ihre Familie haßte. Männer von seinem Blut hatten ihre älteren Brüder getötet, hatten alle ihre Besitzungen gestohlen. Eigentlich müßte sie ihn hassen. Doch das tat sie nicht.
    Neben ihr auf dem Tisch lag die Bänderschleife, die er für sie gewonnen hatte. Wie stolz war sie auf ihn gewesen, als sie ihn mit dem starken Mann ringen sah! Und noch stolzer, als er gesiegt hatte. Sie nahm die Schleife und legte sie an ihre Wange.
    Was sollte sie nur tun? Gab es eine Möglichkeit, sowohl ihre Familie wie diesen Mann zu behalten?
    Sie ging zu Bett, verbrachte eine schlaflose Nacht und ertappte sich am nächsten Morgen dabei, wie sie die Diener scharf anfuhr. Sie saß schon am Tisch, als Tearle herunterkam. Er schien gut geschlafen zu haben, denn er hatte keine Ringe unter den Augen wie sie.
    Freundlich und mit einem zufriedenen Lächeln begrüßte er sie.
    Über den Krug mit Ale, das mit Wasser vermischt war, sah sie ihn an und fragte: »Wann wirst du vom König hören?«
    Tearle setzte sich ans Kopfende des Tisches und schnitt sich eine große Scheibe Käse für ein Brot ab. »Du sehnst wohl die Auflösung der Ehe herbei?«
    Rasch sah sie weg, weil sie fürchtete, er könne ihr durch die Augen ins Herz blicken. »Es wäre das beste, wenn wir sie hinter uns hätten.«
    Tearle blieb eine Weile stumm. Wieder richtete sie den Blick auf ihn. Sein Gesicht verriet nichts. Wann war er nur so hübsch geworden? fragte sie sich. Wann war aus diesem verächtlichen Frosch der bestausehende Mann geworden, der ihr im ganzen Leben begegnet war? Wenn die Ehe schon annulliert werden mußte, dann lieber so bald wie möglich. Sie durfte ihn nicht noch lieber gewinnen, als sie ihn jetzt schon hatte.
    Schließlich sagte Tearle achselzuckend: »Wer kann sagen, was der König tun wird? Ich bin sicher, daß er sich für die Entscheidung Zeit nimmt.« Über seinen Bierkrug hinweg sah er sie an. »Vielleicht lehnt er meine Bittschrift sogar ab.«
    Sie hielt den Atem an. »Du rechnest mit einer Ablehnung? W-warum sollte er ablehnen?«
    »Alles in allem genommen, würde ich sagen, daß es eine vorteilhafte Eheschließung war. Wir versöhnen zwei Familien, die bisher Krieg gegeneinander führten. Kann sein, daß er uns die Trennung nicht gestattet.«
    Zareds erste Reaktion war ein Lächeln. Dann konnte sie vielleicht für immer in diesem Haus bleiben. Vielleicht konnte sie einen Kräutergarten anlegen. Vielleicht konnte sie sich neue Kleider anfertigen lassen. Vielleicht konnte sie sogar Kinder bekommen.
    Dann riß sie sich zusammen, und es gelang ihr, scheinbar unwillig die Stirn zu runzeln. »Meinen Brüdern wird es nicht gefallen, daß ich mit einem Howard vermählt bin. Vielleicht sollte ich zur Burg meiner Brüder zurückgehen. Vielleicht bewilligt der König die Bittschrift eher, wenn ich wieder daheim bin.«
    In Wirklichkeit hätte sie ihm liebend gern gesagt, daß sie für immer bei ihm bleiben wollte. Daß sie wünschte, er werde sie nie verlassen. Sie hoffte, er würde sie anflehen, bei ihm zu bleiben.
    »Wie du wünschst«, sagte er. »Soll ich dich durch meine Männer heimgeleiten lassen?«
    Am liebsten hätte sie ihm ihren Teller ins Gesicht geworfen. »Wenn meine Brüder mich unter der Fahne der Howards reiten sehen, werden sie, ohne zu fackeln, angreifen.«
    »In dem Fall«, sagte er

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