Liebe ist staerker als Rache
getan haben könnte. Wenn du erlaubst, würde ich das gerne selber herausfinden.“
Maddie nickte.
Nic nahm die Kaffeetasse und trank sie auf einen Zug leer. „Ich habe bereits viel zu viel deiner Zeit beansprucht.“
Maddie begleitete ihn zu Tür. „Bedeutet das, dass du aufhörst, mir die Daumenschrauben anzusetzen?“
Nic drehte sich zu ihr um und lächelte sie an. Sein Lächeln entbehrte jedoch jeglicher Wärme. Instinktiv trat sie einen Schritt zurück.
„Es hat sich nichts geändert. Ich will immer noch, dass du verschwindest. Ich will nie mehr mit einem Vasquez zu tun haben. Es gibt jedoch verschiedene Mittel und Wege, dich zum Verkauf zu bewegen – und nicht alle müssen ‚unerfreulich‘ sein.“
Maddie hätte sich ohrfeigen können, sich falschen Hoffnungen hingegeben zu haben. „Ich sage es jetzt zum letzten Mal – nur über meine Leiche. Ich werde nirgendwo hingehen, de Rojas.“
„Dabei waren wir doch schon beim ‚Du‘“, meinte er kopfschüttelnd. „Jetzt sieh es doch einfach ein. Du müsstest eine Riesensumme investieren, um dieses Weingut wieder aufzubauen. Und selbst dann würde es noch Jahre dauern, seinen guten Namen wiederherzustellen. Dein Diplom in Ehren, aber es bringt dir überhaupt nichts, wenn du keine Trauben hast, aus denen sich ein guter Wein machen lässt. Du hast doch noch nicht einmal Strom!“
Maddie gelang es, ihre Panik zu unterdrücken, und lächelte ihn strahlend an. „Mittlerweile haben wir Strom. Ich konnte die Rechnung bezahlen – wir sind also nicht völlig hilflos. Wenn du jetzt fertig damit bist, hier alles auszuspionieren, dann wäre ich froh, wenn du einfach verschwinden würdest.“
Es erfüllte sie mit tiefer Befriedigung, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Aber erst, als sie ihn wegfahren sah, wich ihre Anspannung. Sie lehnte sich gegen die Tür und atmete tief durch.
In diesem Augenblick tauchte Maria auf. „Der Generator ist schon wieder ausgegangen! Wir brauchen Benzin.“
Ein hysterisches Lachen stieg in Maddie hoch. Die Lage war viel schlimmer, als sie Nic gegenüber zugegeben hatte. Sie brauchte wirklich Geld. Es musste unbedingt ein Investor her.
Entschlossen stieß sie sich von der Tür ab. Einen Geldgeber allerdings gab es, den sie nie im Leben fragen würde. Es schauderte sie, wenn sie an Nics Andeutung dachte, es gäbe Mittel und Wege, die „nicht unerfreulich sein müssten“. Auf keinen Fall würde sie sich an ihn wenden – denn dann würde er merken, wie sehr sie ihn begehrte. Dadurch gäbe sie ihm die Chance, nach all den Jahren Rache an ihr zu üben. Dafür, dass sie ihn zurückgewiesen hatte. Dafür, dass die Affäre zwischen ihrer Mutter und seinem Vater letztendlich zu dieser unglückseligen Situation geführt hatte.
Auch wenn dies alles nur Spekulation sein sollte – sie musste auf jeden Fall jegliche Art von Nähe und Intimität zwischen ihnen beiden verhindern. Ansonsten würde sie ihm die Macht einräumen, sie zu zerstören – und diese Genugtuung wollte sie ihm nicht geben.
Nic umklammerte das Lenkrad derart fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Er bemühte sich, den Griff zu lockern. Maddie hatte ihn belogen, daran gab es keinen Zweifel. Sie hat keinen Strom! Er fühlte sich wie ein Schuft, sie derart in die Ecke getrieben zu haben.
Verdammt! Er schlug mit der Faust auf das Lenkrad. Erst als er das Büro betrat, das einmal das seines Vaters gewesen war, kam ihm die Besonderheit dieses Augenblicks zu Bewusstsein. Er war der erste de Rojas, der je das Anwesen der Vasquez’ betreten hatte. Er hatte es als Selbstverständlichkeit empfunden – einfach deshalb, weil er Maddie sehen wollte.
Allein deshalb hatte er den erbärmlichen Vorwand benutzt, ihr die Schuhe zurückbringen und sich nach ihrem Universitätsabschluss erkundigen zu wollen. Aber als er ihr gegenüber gestanden hatte, hatte ihn sofort unbändiges Begehren überfallen. Die Gefühle von damals waren in ihm aufgestiegen. Wieder spürte er ihre Lippen auf seinem Mund, schmeckte den Geschmack ihrer Haut. Er konnte sogar noch den Duft ihrer Haut heraufbeschwören. Obwohl sein Bett all die Jahre tatsächlich nie lange leer geblieben war, hatte er sie doch nie vergessen können. Selbst mit verbundenen Augen fände er sie aus jeder Menge heraus. Und dabei hatten sie nicht einmal miteinander geschlafen. Noch nicht!
Verdammt, verdammt, verdammt! Wieso muss sie so stur sein? Dabei kannte er diesen Charakterzug nur allzu gut – von sich
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