Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe ist staerker als Rache

Liebe ist staerker als Rache

Titel: Liebe ist staerker als Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby Green
Vom Netzwerk:
selbst. Auch er würde nie aufgeben.
    Er war ein schmächtiges und kränkliches Kind gewesen. Bei seiner Geburt waren Komplikationen aufgetreten; nach ihm konnte seine Mutter keine weiteren Kinder mehr bekommen. Sein Vater grämte sich fast zu Tode, dass sein Erbe auf den Schultern dieses kränklichen Knaben liegen sollte. Selbst als Nic zu einem kräftigen Jungen heranwuchs, verließ seinen Vater nie die Sorge, ob er es auch schaffen würde. Nicht einmal, als er mit nur achtundzwanzig den Abschluss als „Master of Wine“ machte, was nur sieben Prozent der Studenten eines jeden Jahrgangs schafften.
    Seine Mutter hatte ihn immer überbehütet. Irgendwann erkannte er jedoch, dass er selbst dagegen ankämpfen musste. Und es war ihm gelungen – mit eiserner Entschlossenheit und Disziplin. Sein Vater sollte ihn mit Stolz und Freude ansehen können.
    Mit zwölf überragte er die meisten seiner Klassenkameraden um Haupteslänge, und er strotzte vor Kraft.
    Aber Nic wusste immer, dass es sich nicht um ein Wunder handelte, sondern seinem eisernen Willen geschuldet war. Nie erzählte er jemandem davon – bis damals, als er Maddie in diesem geheimen Plätzchen getroffen hatte. Fast gegen seinen Willen waren die Worte aus seinem Mund getrömt. Noch immer konnte er Maddies tiefgrüne Augen vor sich sehen, in denen ein Ausdruck grenzenlosen Mitgefühls lag. Noch immer tat es ihm weh, wenn er daran dachte.
    Wie habe ich nur so dumm sein können, auf diese Masche hereinzufallen? dachte er grimmig. Bloß eines hübschen Gesichts und eines atemberaubenden Körpers wegen? Habe ich mir dieses Gefühl von Nähe und Verbundenheit nur eingebildet, weil ich so verzweifelt war? Dieser Gedanke hatte ihn all die Jahre verfolgt. Deshalb ließ er nie mehr jemanden an sich heran. Sobald eine seiner Geliebten versuchte, ihre Beziehung auf eine persönlichere Ebene zu bringen, trennte er sich.
    Sein Wunsch, Maddie solle verschwinden, hatte schlicht damit zu tun, dass er gegen seine stetig stärker werdende Obsession ankämpfen musste. Diese Frau bedeutete Ärger, so viel wusste er. Er begehrte sie, aber er musste sich von ihr fernhalten. Paradoxerweise fiel ihm nur eine Art ein, seinen Seelenfrieden zu erlangen: Er musste sie haben – in seinem Bett.
    Als Nic zu Hause ankam, fühlte er sich rastlos und nervös. Er beschloss, diese Stimmung auszunutzen und ein Wörtchen mit seinem Anwalt zu reden. Der Zorn kochte erneut in ihm hoch, wenn er daran dachte, was dieser in seinem Namen begangen hatte.
    Zwei Tage nach der Begegnung mit Nic war Maddie erschöpfter als je zuvor. Sie befand sich auf dem Heimweg von Villarosa, wo sie ein paar dringend benötigte Lebensmittel für sich, Maria und Hernan besorgt hatte. Die Benzinanzeige stand fast auf null.
    Einen kurzen Moment lang erlaubte sie sich den Gedanken, wie einfach es wäre, einfach aufzugeben. Nic anzurufen und zu sagen: „Du hast gewonnen.“ Zumindest würde es genug Geld einbringen, um Maria und Hernan den Rest ihres Lebens zu versorgen.
    In der Ferne tauchte ihr Elternhaus auf, und die Kehle wurde ihr eng. Auch wenn ihr Vater sie immer ausgeschlossen hatte, liebte sie von Kind an alles, was mit Weinbau zu tun hatte. Sie erinnerte sich, wie ihr Bruder sie auf den Schultern durch die Weinberge getragen hatte. Sie hatte die Hände ausgestreckt und ehrfürchtig die Trauben berührt. Wie ein Wunder hatte sie es damals empfunden, dass diese runden, sauren Früchte in köstliche Weine verwandelt werden konnten.
    Hier fühlte sie sich lebendig, geerdet und verwurzelt. Hier war ihre Heimat. Während all der Jahre im Exil hatte sie sich das Bild der majestätischen Berge, der schneebedeckten Gipfel vor Augen gerufen. Und jetzt war sie wieder zu Hause – und sie würde einem Nic de Rojas nicht erlauben, sie zu vertreiben!
    Aber es würde ein schwerer Kampf werden. Der Bankmanager in Villarosa, den sie wegen eines Kredits konsultiert hatte, ließ nichts unversucht, um ihr die Aussichtslosigkeit ihrer Bemühungen vor Augen zu führen.
    Die Bank war ihre letzte Hoffnung gewesen. Zuvor hatte sie jeden einzelnen Weinbauern in der Gegend aufgesucht, vergeblich. Keiner hatte in ihr Vorhaben investieren wollen. „Wir können es uns nicht erlauben, etwas gegen die Interessen de Rojas’ zu tun. Wir können es uns nicht leisten, in die Fehde zwischen euren Familien hineingezogen zu werden“, hatte zumindest einer zugegeben.
    Dies hieß: Sie war zum Scheitern verurteilt.
    Als sie Nic jetzt vor ihrem Haus

Weitere Kostenlose Bücher