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Liebe kann man nicht planen, Casanova

Liebe kann man nicht planen, Casanova

Titel: Liebe kann man nicht planen, Casanova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Hunter
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vor sich ging. Und das durfte er nicht zulassen.
    Ruhelos machte er sich auf den Weg in den Park.
    Er war nervös, als er überlegte, was er zu der Frau sagen sollte, die ihm die letzte Nacht für immer unvergesslich gemacht hatte.
    Sie würden einfach nur miteinander spazieren gehen, und er würde ihr sagen, dass es für ihn keinen besseren Weihnachtsabend hätte geben können. Dass dies aber keinerlei Verpflichtungen nach sich zöge, weder auf seiner noch auf ihrer Seite. Damon war sich nicht sicher, ob er Ruby diesen Sachverhalt letzte Nacht klargemacht hatte.
    Auf alle Fälle war es im Wagen nicht um irgendwelche Berufsgeheimnisse gegangen. Er brauchte also keine Sorge zu haben, dass er versehentlich irgendetwas ausgeplaudert hatte. Warum aber war er so unruhig, als er Ruby in ihrem kurzen Sommerkleid aus blauer Seide und mit der Pfauenfeder im Haar vor dem leuchtend roten Korallenbaum stehen sah? Warum fühlte er sich so entblößt vor ihr?
    Sie sah ihn verständnisvoll an, so als wüsste sie tatsächlich, was in ihm vorging. „Damon, wegen letzter Nacht … also …“ Sie standen nun direkt voreinander und sahen sich in die Augen. „Du bist sicher hier, um mir zu sagen, dass die letzte Nacht ein Fehler war. Dass es nichts zu bedeuten hatte und dass ich nichts von dir erwarten soll.“
    „Das mit dem Fehler würde ich nicht sagen“, antwortete er schnell. Und erleichtert fügte er hinzu: „Aber der Rest trifft es schon ganz gut.“
    „Das freut mich, Damon, wirklich. Ich hatte schon Angst, dass du dir mehr erhoffst.“
    Hatte er gerade richtig gehört?
    „Dennoch, es ist ein schöner Tag für einen Spaziergang. Lass uns eine Runde im Park drehen und nicht mehr über heute Nacht nachdenken.“
    Mit einem Mal hatten sich all seine Sorgen in Luft aufgelöst. Damon tippte an seinen Hut und reichte ihr lächelnd den Arm. Ruby hakte sich bei ihm unter, und sie marschierten los.
    „Du versuchst immer, es anderen recht zu machen, oder, Ruby?“ Er klang nachdenklich. „Aber dabei schaffst du es auch immer, dass du selbst mit dem Ergebnis zufrieden bist, nicht wahr?“
    Ruby strahlte. „Ja, das ist eine meiner Gaben.“
    „Oder eine deiner Waffen. Wo hast du eigentlich deinen scharfen Verstand wetzen lassen?“
    „In Harvard.“ Das passte. „Und wo hast du studiert?“
    Damon zögerte und Ruby seufzte.
    „Schon klar. Das geht mich nichts an.“ Sie machte eine Pause. „Themenwechsel. Siehst du das hohe Gebäude dort drüben? Das ist der Legislativrat von Hongkong. Deshalb gibt es hier im Park so oft Demonstrationen. Und was die Geschichte des Parks betrifft, wusstest du, dass sich früher direkt hier der Hongkong Cricket Club befand? Eine koloniale Institution!“
    „MIT“, sagte Damon leise und ohne erkennbaren Zusammenhang.
    Ruby runzelte fragend die Stirn. „Bitte?“
    „Ich war auf dem MIT. Massachusetts Institute of Technology. Ich habe dort Mathematik und Informatik studiert.“
    Sie sah ihn entgeistert an.
    „Was? Du wolltest es doch wissen. Ich habe nur zuerst …“
    „… gefiltert. Du hast überlegt, was du mir sagen darfst und was du für dich behalten musst.“ Ruby konnte ganz offensichtlich Gedanken lesen. „Ich kenne das schon, Damon. Mein Vater war genauso. Ihr hättet euch sicher blendend verstanden.“
    „Hat er sich heute bei dir gemeldet?“, wollte Damon ganz unvermittelt wissen.
    „Warum fragst du?“
    Damon zuckte die Achseln. „Vielleicht weil ich weiß, wie es ist, auf etwas zu warten.“
    „Bisher habe ich nichts von ihm gehört.“
    Sie lehnte sich an ihn, schmiegte sich geradezu an seine Schulter und wurde ganz ruhig. Damon konnte sich daran erinnern, dass er sich als Kind oft genauso an Poppy gekuschelt hatte. Wenn er einsam gewesen war. Oder traurig. Und Poppy hatte ihn dann immer an sich gezogen, den Arm um ihn gelegt und ihn festgehalten.
    Genau das tat Damon jetzt mit Ruby. Ohne weiter darüber nachzudenken.
    „Ich hatte wirklich gehofft, dass er wenigstens anrufen würde“, gestand sie schließlich. „Damit ich weiß, dass es ihm gut geht. Dass er lebt.“ Und nach einer weiteren Pause fügte sie hinzu: „Das Allerschlimmste ist, dass ich gar nichts weiß .“
    Damon hätte wissen können, dass eine Frau von Rubys Format und Grips nicht nur der offiziellen Version einer Sache Glauben schenkte. „Denkst du, es war ein abgekartetes Spiel, in das er zufällig hineingezogen wurde?“
    „Ich weiß es nicht“, antwortete Ruby langsam. „Versteh mich nicht

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