Liebe kann man nicht planen, Casanova
Geheimdienst.“
Ruby runzelte die Stirn, nahm ihre Sonnenbrille ab und schob sie sich ins Haar. So konnte sie Damon besser sehen, und er konnte sie besser sehen. Das schaffte Rubys Meinung nach eine vertrauensvollere Atmosphäre.
„Soweit ich weiß, hat mein Vater immer nur im Finanzsektor gearbeitet“, erklärte Ruby vorsichtig.
„Meinst du, deine Mutter wüsste es, wenn er auch für den Geheimdienst gearbeitet hätte?“
„Das bezweifele ich.“
„Vielleicht war das der Grund, warum sie ihn verlassen hat?“
„Sicher nicht. Er hat sie betrogen, war nie zu Hause und hat seine Versprechen nicht gehalten. Diese Gründe sollten für eine Trennung reichen, meinst du nicht?“
„Klingt nach einer wenig schönen Kindheit.“
„Mein Vater hat sich sehr um mich gekümmert“, verbesserte Ruby ihn. „Für mich war er immer da. Aber egal, Damon. Du bist auf der falschen Fährte. Mein Vater war ein Banker und kein Spion.“ Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich muss jetzt los, Süßer, sonst komme ich zu spät zu meinem Vorstellungsgespräch. Ich werde dir ein anderes Mal mehr über meine glorreiche Kindheit berichten.“
Sie küsste ihn auf die andere Wange und sah ihn nachdenklich an, bevor sie schließlich auch seinen Mund mit einem langen Kuss bedachte. „Sei brav und stochere nicht in irgendwelchen Akten über meinen Dad oder mich herum, ja? Ich finde es schwierig genug, dass du dein Geld damit verdienst, mir unbekannten Menschen hinterherzuschnüffeln.“
Er lächelte schwach.
„Was ist, wenn du den Job bekommst?“
„Es geht mir gar nicht um einen Job. Ich schaue mich einfach nur um, und die Kanzlei macht das Gleiche.“
Damon sah Ruby hinterher. Er liebte ihren schwingenden Gang, ihre weiblichen Hüften, ihre schlanken langen Beine. Ich möchte, dass du mir den echten Damon zeigst . Es war keine drei Tage her, dass sie ihn darum gebeten hatte. Und heute bat sie ihn, brav zu sein und nicht weiter nach Informationen über ihren Vater zu suchen. Das war, als würde man einen Hai bitten, nicht zu beißen.
Ruby würde in einer Stunde einen neuen Job haben, da war er sich sicher.
Und er würde in einer Stunde mehr über Harry Maguire herausgefunden haben.
Und dann würden sie besprechen, wie es weitergehen sollte.
Damon suchte sich ein anderes Café, das alles bot, was er brauchte. Routinemäßig stürzte er sich dort in seine Arbeit.
Nach einer Weile ging er in ein anderes Café in einem anderen Stadtteil. Bloß nicht zu lange an einem Ort verweilen, lautete seine Devise. Und hier wurde Damon dann tatsächlich fündig. Endlich bekam er die Informationen, nach denen er bisher vergeblich gesucht hatte. Daten über Rubys Vater und die verschwundenen Millionen.
Sein Kaffee blieb unangetastet neben seinem Rechner stehen.
Das FBI hatte den Fall tatsächlich sofort an den Zuständigkeitsbereich des Britischen Geheimdienstes übergeben. Nach nur zwei Minuten Suche der erste richtige Treffer: ein Beschäftigungsnachweis! Damon nippte an seinem Kaffee, während er das Dokument herunterlud. Später würde er noch genug Zeit haben, es genauer zu studieren.
Er lächelte der Kellnerin zu, bezahlte und gab ihr ein Trinkgeld. Dann packte er seine Siebensachen zusammen und verschwand auf schnellstem Weg.
Plötzlich hatte er ein richtig ungutes Gefühl. So, als wäre er diesmal enttarnt worden. Immer wieder sah er sich um, während er durch die Straßen eilte. Er fuhr einige Stationen mit einem Linienbus, dann mit der U-Bahn, dann ging er wieder einige Zeit einfach nur spazieren. Als Damon ganz sicher war, dass ihm niemand folgte, kehrte er ins Hotel zurück.
Ruby war schon in der Suite, als er die Tür öffnete. Sie sah sehr zufrieden aus, und vor ihr auf dem Couchtisch stand eine geöffnete Flasche Champagner.
Damon hingegen ging es nicht so gut: Er hatte herausgefunden, dass Rubys Vater für den Britischen Geheimdienst gearbeitet hatte – und es vielleicht immer noch tat. Sein Aufgabenbereich war Geldwäsche in Südostasien gewesen. Warum er für den Britischen und nicht für den Amerikanischen Geheimdienst gearbeitet hatte, wusste Damon nicht. Vielleicht hatten die Briten ihm einfach ein besseres Angebot gemacht. Jedenfalls hatte Harry Maguire ganze dreißig Jahre lang auf ihrer Gehaltsliste gestanden.
Vor Rubys Geburt, Rubys Kindheit über, bis zu seinem Verschwinden. Und er hatte nie ein Sterbenswörtchen darüber verloren.
Die letzten Unterlagen über ihn zeigten, dass Harry einen
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