Liebe kommt auf sanften Pfoten

dass irgendwann dieses Thema zur Sprache gebracht würde, dass der Single Lorcan möglicherweise ebenso ein Opfer war wie sie selbst, doch jetzt war nicht der Zeitpunkt, um sich darüber zu unterhalten. Zumindest nicht, während ABBA nur fünfzehn Schritte entfernt ohrenbetäubend laut aus Profi-Boxen plärrte.
    Emers geschminkte Augen funkelten. »Schon verstanden. Aber wir sollten uns darüber einmal unterhalten. Es gibt da ein paar Dinge, die du wissen solltest.«
    »Welche Dinge?«, hakte Juliet nach, doch schon tauchte Alec hinter Emer auf und winkte mit einer Flasche teuren Champagners.
    »Für später«, erklärte er und drückte Juliet die Flasche in die Hand, als die Trompete wieder anhob – dieses Mal wurde sie allerdings von jemandem gespielt, der über kräftigere Lungen verfügte als Spike. »Du könntest sie brauchen.«
    »Danke«, erwiderte Juliet und verabschiedete sich.

16
    N achdem nun endlich die Sommerferien begonnen hatten, verbrachte Juliet mit Minton so gut wie kaum noch Zeit in ihrem Samtsessel – oder überhaupt im Haus. Zwar vergingen die Tage dadurch nicht schneller, doch ihr alter Zeitplan, der von Trödel- und Hausrenovierungssendungen im Fernsehen bestimmt worden war, wurde nun durch einen anderen Tagesablauf abgelöst. Dieser führte dazu, dass ihr abends ab elf Uhr die Augen zufielen und sie manchmal sogar die ganze Nacht durchschlief.
    Auf die gleiche Art und Weise, wie Diane und Louise damals Gott und jedermann davon »überzeugt« hatten, Partys zu geben, bei denen das Catering von Kim’s Kitchen stammte, hatten sie es sich nun zur Aufgabe gemacht, die Nachricht von Juliets Haustier-Service zu verbreiten. Juliet vermutete insgeheim, dass dies ausschließlich deshalb geschah, damit sie unter Leute kam und nicht wieder einen Rückzieher machte. Louise brachte ihr verschiedene Ratgeber der Stadtverwaltung für Kleinunternehmer mit und besorgte ihr eine Unternehmerhaftpflichtversicherung. Diane überließ Juliet ihrerseits ein paar Leinen, die Coco nicht mehr brauchte, sowie einige Wassernäpfe.
    Das Telefon, das einst tagelang geschwiegen hatte, stand nun nicht mehr still, da immer mehr Leute ihre Dienste anfragten und auf die Warteliste gesetzt werden wollten. Wie es schien, gab es einige Hundebesitzer in Longhampton, die unter Zeitproblemen litten und gern dafür bezahlen wollten, wenn ihre Hundelieblinge ein paarmal pro Woche zusätzlich durch den Park gejagt wurden. Mit Minton konnte sich Juliet nur noch die Sendung Homes Under The Hammer ansehen, in der Zeit zwischen acht und zehn Uhr morgens, nachdem Coco vorbeigebracht worden war und bevor sie Hector abholen und dann mit den drei Hunden vor dem Mittagessen noch Gassi gehen musste.
    Um die Mittagszeit herum wurde es richtig betriebsam: Dann nämlich begannen die Grenzen zwischen Hausbesichtigungen im Fernsehen und der Realität zu verschwimmen.
    Montags und freitags mussten sie einen Abstecher zu Mrs Rogers machen, die ebenfalls Mitglied in Dianes Buchclub war. Bei ihr holten sie Spike ab, einen wilden Colliemischling, dem so oft das Bällchen geworfen werden musste, dass sich Juliets Arm bei der Rückkehr jedes Mal doppelt so dick anfühlte. Diane kam für gewöhnlich zähneknirschend vom Buchclub zurück und beschwerte sich über Mrs Rogers’ ausführliche Erzählungen über den »großartigen Mr Rogers«. Juliet beschloss, lieber nicht zu erzählen, dass im Flur bei Mrs Rogers ein Stapel Adressaufkleber lag, die besagten, dass Post an Mr C. Y. Rogers an eine Adresse nach Hunterton geschickt werden sollte, und dass es in dem ordentlichen Schuhregal neben der Tür kein einziges Paar Herrenschuhe gab.
    Dienstag- und donnerstagnachmittags schloss Juliet die ultramoderne Gartenwohnung neben der Polizeistation auf, die Louises Kollegin Mina Garnett gehörte, und spielte eine Stunde lang mit deren Beaglewelpen namens Pickle. Minas elegante Wohnung schien direkt einem ihrer Einrichtungsmagazine entsprungen zu sein, und Juliet konnte nicht widerstehen, zur eigenen Inspiration mit ihrer Handykamera ein paar Bilder von Minas Duschvorhang aufzunehmen. Sie fühlte sich wie Sherlock Holmes und schloss anhand der Indizien, dass Mina und ihr Freund, Ed, eine Menge transatlantischer Reisen unternahmen – zumindest wenn sie der riesigen Schüssel mit Toilettenartikeln der Virgin Atlantic Airways glauben durfte, die Pickle beinahe umgeworfen hätte, als Juliet die Fotos schoss.
    Juliet war nicht sicher, wie genau es dazu gekommen war, doch