Liebe kommt auf sanften Pfoten
viele Informationen gar nicht nötig waren.
Michaels ermunterndes Lächeln erlosch. Entsetzen machte sich auf seinem Gesicht breit, gefolgt von Scham. »Louise ist Ihre Schwester?«
Juliet nickte. »Wir sehen uns nicht sehr ähnlich. Auch sonst haben wir nur wenige Gemeinsamkeiten. Aber sie ist definitiv meine Schwester.«
Beschämt schloss er die Augen – oder fragte er sich gerade, wie viel sie wusste? –, bevor er Juliet direkt anschaute. »Das tut mir leid. Jetzt verstehe ich, dass es Ihnen schwerfällt, mit mir auszugehen.«
Juliet empfand eine gewisse Achtung dafür, dass er nicht gleich alles abstritt. Wenigstens das .
»Bevor Sie über mich herfallen, wäre es unhöflich zu fragen, woher Sie davon wissen?« Er runzelte die Stirn. »Hat Louise Ihnen davon erzählt, oder gab es …?« Seine Stimme verlor sich, und er schien aufrichtig besorgt zu sein.
»Sie meinen, ob es einen Riesenkrach zwischen ihr und Peter gab und nun ganz Longhampton über diese Affäre Bescheid weiß?«
»So hätte ich es nicht formuliert. Und als Affäre würde ich das Ganze auch nicht bezeichnen.«
»Nein. Niemand weiß davon. Sie selbst hat mir davon erzählt.« Juliet ging zu einer Bank und ließ sich darauf nieder. Das Gespräch lief völlig anders als geplant. Mit einem Mal fühlte es sich wie eine sehr persönliche Unterhaltung an mit jemandem, den sie eigentlich so gut wie nicht kannte.
Michael nahm neben ihr Platz, und Damson ließ sich neben ihm nieder. Widerwillig kamen nun auch Minton und Hector herbeigetrabt und hatten offensichtlich nur wenig Lust, Teil dieser Beratungsrunde zu werden.
»Dann schießen Sie mal los«, forderte Michael sie auf, dessen sonst so zuversichtlicher Tonfall mittlerweile ziemlich gedämpft war. »Ich bin sicher, Sie wollen eine Menge wissen.«
»Ich weiß nicht, ob das tatsächlich so ist«, gab Juliet zu. »Ich glaube nämlich nicht, dass ich noch mehr erfahren will als das, was ich ohnehin schon weiß.«
»Und das wäre …?«
»Dass Sie und Louise sich bei einem Kurs des NCT-Elternvereins kennengelernt haben, dass Sie lange Gespräche miteinander geführt haben, die unvermittelt zu einem Quickie hier im Wald geführt haben, bis der Tod meines Ehemannes Louise an die Launenhaftigkeit des Schicksals erinnert hat. Und dass alles zu Ende war, als Louise ihre Sinne wieder beisammenhatte und merkte, was für sie auf dem Spiel stand.«
» Das hat sie gesagt?« Juliets schonungslose Zusammenfassung schien Michael tief zu treffen.
Juliet erinnerte sich noch gut daran, wie Louise ihr kurz vor Bens Tod strahlend ihre »Verliebtheit« gebeichtet hatte, und an den aufrichtigen Kummer in ihren Augen, als sie am Vortag vor Michaels Haus im Auto gesessen hatten. Ihr hatte es etwas bedeutet, und der Anspannung in Michaels Gesicht nach zu urteilen, war es bei ihm ähnlich gewesen. Sie war zu streng mit ihm, und das war kein schönes Gefühl.
»Nein. Sie sagte, Sie hätten ihr zugehört und ihr das Gefühl gegeben, interessant zu sein. Es ist nur …« Juliet hatte Mühe, sich zu sammeln. »Das sieht Louise gar nicht ähnlich. Ihre Ehe bedeutet ihr alles, und ich hätte niemals vermutet, dass sie eine Frau ist, die ihren Mann betrügt. Hören Sie, eigentlich geht mich das alles gar nichts an. Sie müssen mir nichts erzählen.«
Michael streckte die Beine aus. »Wie geht es ihr?«
»Eigentlich ganz gut«, erwiderte Juliet vorsichtig. Letzte Woche noch hätte sie diese Antwort voller Zuversicht gegeben. Heute war sie sich da allerdings nicht mehr so sicher.
»Ich habe von ihr nichts mehr gehört, seit sie … seit Anfang November letzten Jahres. Es war nicht ihre Schuld, dass meine Ehe in die Brüche gegangen ist. Dafür dürfen Sie sie nicht verantwortlich machen. Und ich fange für gewöhnlich auch nichts mit verheirateten Müttern an. Wir haben beide eine harte Zeit durchgemacht – und Louise war so erfrischend anders.«
Er sah sie von der Seite an, und Juliet wurde klar, dass ihm die Frage unter den Nägeln brannte, ob Louise und Peter immer noch zusammen waren.
»Wir haben lange, intensive Gespräche miteinander geführt«, fuhr Michael fort. »Und ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt. Ich vermisse ihre Gesellschaft sehr. Hat sie sich eigentlich für einen Kunstkurs am College eingeschrieben?«
»Louise? Nein.«
»Warum sagen Sie das so entgeistert?«
»Weil sie …« Juliet wollte eigentlich antworten: »Weil sie sich für Kunst nicht die Bohne
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