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Liebe kommt auf sanften Pfoten

Liebe kommt auf sanften Pfoten

Titel: Liebe kommt auf sanften Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dillon Lucy
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interessiert«, merkte dann aber, dass ihre Überzeugung einzig auf der Tatsache basierte, dass Louise 1993 in der Schule einen Kunstkurs zugunsten von Erdkunde abgewählt hatte, während sie selbst Kunst und Hauswirtschaftslehre und Musik gewählt hatte. Sie war das künstlerisch begabte Familienmitglied; Louise war dagegen die Akademikerin.
    Juliet hatte noch Emer im Ohr, die sagte: »Menschen verändern sich.« Vielleicht war genau das der Punkt. Offenbar hatte Louise ein geheimes Seelenleben, das nun zum Vorschein gekommen war.
    »Weil sie mit Toby alle Hände voll zu tun hat und sie obendrein wieder arbeiten geht«, erwiderte Juliet. Die Vorstellung, wie Louise diese gesprächige, kunstinteressierte Frau rücksichtslos wieder in einen Anzug bugsiert und zurück an den Schreibtisch kommandiert hatte, als habe es sie nie gegeben, stimmte sie plötzlich traurig.
    »Sie geht wieder arbeiten«, wiederholte Michael. Offensichtlich hatten sie sich auch über dieses Thema unterhalten, da er es so betonte. »Okay.«
    Während der nun folgenden Stille fragte sich Juliet, was Louise wohl sonst noch alles geplant hatte, ohne ihnen etwas davon zu sagen. Vielleicht sollte sie sie danach fragen.
    »Tut mir leid, wenn das hier vielleicht wie eine Suggestivfrage klingt, aber …«, fing Michael an.
    »Fragen Sie.«
    »Ist sie glücklich?«
    »Ich glaube schon. Wir haben alle ein ziemlich schlimmes Jahr hinter uns.«
    Michael antwortete nicht sofort. Er schien seine nächsten Worte abzuwägen, und da Juliet keine Fragen mehr einfielen und sie auch nicht wusste, wohin die nächste, noch unangenehmere Ebene dieses Gespräches führen würde, hegte sie keinerlei Absicht, Michael zu einer schnellen Antwort zu drängen.
    Stattdessen griff sie in ihre Jackentasche und holte ein paar Hundeleckerli hervor. Damson musste sie nicht einmal irgendetwas befehlen, damit sie gehorsam zu ihren Füßen Platz machte.
    Eine betretene Stille entstand, als ein paar Fußgänger mit ihren Border Terriern, die Juliet beide kannte, vorbeikamen. Alle tauschten ein fröhliches »Hallo!« aus, und Hector versuchte kurz, sich an einen der Terrier heranzumachen.
    »Ich … oje.« Michael schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.«
    »Reden Sie einfach drauflos. In der Hinsicht sollten Sie bei Ihrem Beruf doch keine Probleme haben.«
    Er lachte. »Nein, das sollte ich nicht.« Er drehte sich um, und seine haselnussbraunen Augen suchten Juliets Blick. »Ich mag Sie wirklich, Juliet, und den Besuch der Ausstellung mit Ihnen habe ich sehr genossen. Ich möchte Sie zu nichts zwingen, wozu Sie noch nicht bereit sind, und es liegt mir wirklich fern, die Gefühle anderer Menschen zu verletzen. Aber heißt das nun für uns, dass wir nicht mehr zusammen zum Essen gehen können? Und dann einfach abwarten, wie sich die Dinge entwickeln?«
    Die Frage schwirrte in der Luft wie ein Penny, der hochgeworfen wurde. Juliet hatte das Gefühl, an einem sehr wichtigen Punkt in ihrem Leben angekommen zu sein, an dem sie über die Richtung entscheiden konnte, anstatt vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Es gab niemanden, mit dem sie irgendetwas abklären musste, außer ihr selbst. Na ja, und Minton.
    Ja? Nein? Ihr Instinkt ließ sie schmählich im Stich, doch vor ihrem inneren Auge tauchte plötzlich Louises Gesicht auf. Niedergeschmettert. Beschämt.
    Nein. Das konnte sie Louise einfach nicht antun.
    »Michael, bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich glaube, es wäre besser, das nicht zu tun«, erwiderte sie. »Mir hat der Abend neulich auch sehr gut gefallen, aber ich glaube nicht, dass ich jetzt schon bereit dafür bin, mit Männern auszugehen.«
    »Und wenn doch, dann wünschen Sie sich sicherlich etwas Unkomplizierteres, nicht wahr?«
    »Mittlerweile denke ich, dass nichts mehr ohne Komplikationen abläuft. Zumindest nicht in unserem Alter.« Juliet beugte sich vor und streichelte Damsons weiche Ohren.
    »In unserem Alter«, wiederholte Michael kläglich. »Dennoch bin ich der Überzeugung, dass Komplikationen immerhin bedeuten, dass man zumindest kein langweiliges Leben hat.«
    Juliet fragte sich, was an einem langweiligen Leben so schlecht war. Ben, der niemals irgendwelche anstößigen Überraschungen auf seinem Laptop hatte. Ich, die ich keinen einzigen Stempel in meinem Reisepass habe. Sind wir einfach nette, unkomplizierte Leute, oder habe ich die ganzen Jahre über etwas verpasst?
    »Werden Sie denn weiterhin mit Damson Gassi

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