Liebe kommt auf sanften Pfoten
Stehlampe: der Diamantring, den sie zur Verlobung bekommen hatte, der Ehering und der Freundschaftsring, den Peter ihr nach Tobys Geburt geschenkt hatte.
»Ist Toby immer noch bei Mum?«, fragte Juliet.
»Ja.« Louise sah auf, und die Verzweiflung war ihren von der Wimperntusche verschmierten Augen deutlich anzusehen. »O Gott, muss ich los und ihn abholen? Kannst du ihn nicht abholen und ihn hierherbringen?«
Juliet wollte gerade entgegnen: »Was – etwa obwohl Coco und Minton hier auf der Pirsch sind?«, aber diese Bemerkung schluckte sie lieber herunter. Falscher Zeitpunkt.
»Sag Mum einfach, dass ich dich gebeten habe, ihn abzuholen«, fuhr Louise fort. »Bitte! Bevor Peter bei Mum auftaucht.«
Juliet konnte sich nur allzu gut die hysterische Panik vorstellen, in die ihre Mutter unweigerlich ausbräche, wenn Juliet plötzlich Toby früher abholen würde. »Louise, dafür habe ich keinen geeigneten Kindersitz«, erwiderte sie sanft. »Außerdem geht es ihm bei Mum doch gut. Sie erwartet bestimmt ohnehin nicht, dass du ihn vor morgen früh abholst.«
»Aber was, wenn Peter sie anruft?« Louise starrte sie entsetzt an. »Ich will nicht, dass Mum und Dad Bescheid wissen. Zumindest jetzt noch nicht. Nicht, bis wir …«
»Ich werde Peter anrufen«, erklärte Juliet, bevor sie einen Gedanken daran verschwendet hatte, wie unangenehm dieses Gespräch werden könnte. »Mach dir keine Sorgen, ich kläre das.«
»Danke, Juliet.« Louise schaffte es, matt zu lächeln, bevor sie wieder aussah, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen – dieses Mal aus Dankbarkeit und Verwunderung darüber, dass jetzt Juliet diejenige war, die sich um alles kümmerte.
»Ich koche uns mal einen Tee«, erklärte Juliet. Es kam ihr recht merkwürdig vor, dies aus ihrem eigenen Mund und nicht etwa von jemand anderem zu hören. Jetzt verstand sie endlich, warum ihr eine Kanne Tee nach der anderen gekocht worden war. Es war eine Art automatischer Reaktion, um einfach irgendetwas zu tun, was helfen könnte, ganz gleich wie klein und unbedeutend es war. »Eine Tasse heißer, süßer Tee wird dir guttun.«
Nachdem sie schließlich Louise dazu gezwungen hatte, eine Tasse zu trinken, schnappte sie sich den Telefonhörer und bereitete sich innerlich darauf vor, zuerst mit Peter und danach dann mit Diane zu sprechen.
Während an ihrem Ohr das Freizeichen ertönte, nahm sich Juliet vor, ihrem Vater für die vielen Anrufe zu danken, die er für sie getätigt hatte, als sie dazu nicht in der Lage gewesen war. Sie hatte zu dem Zeitpunkt nicht einmal mitbekommen, dass er ihr diese Last abgenommen hatte. Sie erinnerte sich nur noch an den breiten Rücken ihres Vaters, der sich von der Bettkante entfernte, um draußen die Anrufe zu erledigen.
Juliet ging das Herz über, als sie darüber nachdachte, wie glücklich sie sich schätzen konnte, ihre Familie um sich zu haben. Sie liebte sie für all das, was sie für sie während ihrer Trauer – größtenteils unbemerkt – getan hatte, um sie allmählich wieder ins Leben zurückzustupsen, als sie selbst am liebsten gestorben wäre.
»Hallo?«
Juliet schluckte. »Peter, Louise ist hier bei mir …«
24
I ch dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass hier keine albernen Bilder hingehängt werden. Damit wird nur mein makelloses Werk verdeckt.«
Lorcan verzog so theatralisch das Gesicht, dass er wie ein wütender, schwuler Innendesigner aussah. Juliet befreite gerade Minton von seinem Geschirr und hielt ihn über die Fußmatte, um seine Pfoten mit einem Handtuch abzutrocknen, die nach dem morgendlichen Spaziergang ganz nass waren.
» Mein Werk, meinst du wohl«, entgegnete Juliet und zog ihre dicke Jacke aus. »Ich lasse dich hier nur alles aufräumen.«
Das Wohnzimmer war nun beinahe fertig. Die Wände erstrahlten in einem beruhigenden Salbeigrün und verfügten über cremefarbene Sockelleisten, in die Nischen neben dem Kaminvorsprung waren Kiefernholzregale eingepasst worden. Eine von Juliets Kundinnen, Mina Garnett, hatte ihr mehrere schwere Seidenvorhänge angeboten, die sie nach einer Neugestaltung ihrer hübschen Wohnung selbst nicht mehr brauchte.
Juliet hatte diese überaus dankbar angenommen. Daher hatte sie auch ihr Wissen lieber für sich behalten, dass der Renovierung von Minas Wohnung ein Einschreiben der staatlichen Lotteriebehörde vorausgegangen war.
»Was ist denn eigentlich vor über einer Stunde geliefert worden?«, wollte Lorcan wissen. »Und höre ich da den
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