Liebe kommt auf sanften Pfoten
Aber was sollte das, jetzt so auf den »kleinen Dingen« herumzureiten? Wo doch ihre Ehe in die Brüche gegangen war, ihre Familie sich offensichtlich auflöste und sie selbst nicht die Frau war, die zu sein sie bisher gedacht hatte. Noch schlimmer war, dass nun alle Longhamptoner, die die Ausstellung besucht hatten, davon wussten.
Juliet fuhr vor Louises Haus vor. Der Citroën Picasso stand noch vor dem Haus. Entweder hatte Peter ihn stehen lassen, oder er war wider Erwarten doch zu Hause. Dies stieß Louise sauer auf.
Juliet drehte sich zu ihr um. Besorgt musterte sie Louises Miene und sprach schnell, als sei sie auf der Hut, irgendwelche Ratschläge zu geben.
»Hör zu, zwei Dinge. Erstens: Nur Leute, die dich ziemlich gut kennen, würden erkennen, dass du das auf dem Bild gewesen bist. Okay? Und mal ehrlich, das sind nicht gerade die Leute, die zu einer Fotoausstellung gehen. Also hör auf damit, dir einzureden, dass die ganze Stadt sich das Maul über dich zerreißt, weil das einfach nicht stimmt.«
»Woher weißt du …«
»Das Bild steht mittlerweile bei mir im Schuppen. Michael hat es mir per Kurier bringen lassen. Vergiss also die Fotografie – sie ist weg.«
Louise merkte, wie ihr dadurch eine Last von den Schultern genommen wurde.
»Zweitens«, fuhr Juliet fort, »werde ich dir sicher nicht sagen, dass ich weiß, wie du dich fühlst, weil das einer der am wenigsten hilfreichen Kommentare überhaupt ist. Allerdings kenne ich das Gefühl, als sei man mutterseelenallein auf sich gestellt. Ich weiß, wie es sich anfühlt … vor Angst wie erstarrt zu sein. Aber deine Ehe ist noch nicht am Ende. Du kannst sie immer noch retten. Wenn du ehrlich bist und es auch wirklich willst.«
»Ist das so?«
»Peter liebt dich«, beharrte Juliet. »Und du liebst ihn. Wenn das nicht so wäre, hättest du ihn auf der Stelle verlassen, als ich dir erzählt habe, dass Michael mittlerweile geschieden ist. Stimmt’s?«
Louise ballte die Faust um ihren Schlüsselbund, bis dieser ihr in die Hand schnitt.
Sie wollte ihre Ehe retten. Das war der Grund, warum ihr so schlecht war – es war die Angst, dass dies nicht mehr möglich war, die ihr die Kehle zuschnürte.
»Komm schon«, forderte Juliet sie in ihrer neuen Rolle als die Organisiertere von ihnen beiden auf. »Lass uns reingehen.«
Juliet wusste, dass ihre Mutter die Katastrophe bereits roch, sobald sie mit Louise im Schlepptau die Haustür passiert hatte. Coco und Minton folgten in sicherer Entfernung.
»Meine beiden Mädchen sind zusammen hier, und es ist nicht einmal Weihnachten«, rief Diane und tat verwundert, konnte jedoch ihre Freude nicht verbergen. Sie trug ihre Küchenschürze und hatte Toby auf dem Arm, der beim Anblick seiner Mutter die Hände nach ihr ausstreckte. Der leckere Duft eines frisch gebackenen Früchtekuchens mit Zuckerguss wehte von der Küche herüber. »Eric! Stell den Fernseher aus – wir haben Besuch!«
»Hallo, Toby!«, rief Juliet in ihrem quietschigen Babytonfall. Wahrscheinlich war es klug, durch ihn erst einmal für eine Ablenkung zu sorgen. »Hast du einen Weihnachtskuchen mit deiner Oma gebacken? Aber das ist doch noch viel zu früh, oder?«
»Dieses Jahr gehen wir alles ein wenig organisierter an«, erwiderte Diane ein wenig nervös. »Gestern Abend haben wir sogar schon ein paar Geschenke eingepackt, nicht wahr, Toby? Sieh mal, da ist deine Mummy! Habt ihr beide schon gefrühstückt? Ich stelle gleich mal den Wasserkessel auf …«
Louise streckte die Arme aus, sodass Toby zu ihr kletterte. Ihre tapfere Miene bröckelte, und sie drückte schnell seinen Kopf an ihre Schulter, damit er ihre Tränen nicht sah. Glücklicherweise bekam Diane das nicht mit, da sie auf dem Weg in die Küche war, um den Kuchen anzuschneiden.
»Soll ich ihr alles erzählen?«, murmelte Juliet, doch Louise schüttelte den Kopf. Sie wirkte fest entschlossen, wenn auch ein wenig müde.
»Nein, das mache ich schon. Schließlich habe ich ja auch alles vermasselt.«
Louise holte tief Luft, übergab Toby ihrer Schwester und machte sich auf den Weg in die Küche. »Mum«, hörte Juliet sie sagen, »kann ich mal kurz mit dir reden?«
Dann schloss sich die Küchentür.
Juliet ging mit Toby und den Hunden ins Wohnzimmer hinüber, wo ihr Dad sich gerade eine uralte Folge der Antiques Roadshow anschaute.
»Hallo, Liebes«, begrüßte er sie, als sich Juliet neben ihm auf dem Sofa niederließ. Coco sprang zwischen ihnen beiden hoch, und Eric tätschelte
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