Liebe kommt auf sanften Pfoten
haben keine Kerzen dabei.«
»Ich habe einen Heiligenschein zum Anknipsen«, rief Roisin stolz. »Mrs Barker weiß davon bis jetzt noch nichts!«
Um vier Uhr am Nachmittag des Krippenspiels begann es zu schneien.
Es schneite sogar so heftig, dass Juliet sich insgeheim fragte, ob Alec wohl ein Unternehmen für Bühneneffekte engagiert hatte, um für das Schneegestöber als Teil seines Weihnachtsgeschenks für die Kinder zu sorgen. Juliet kam nach Hause, nachdem sie mit Damson im Park gewesen war, wo der Konzertpavillon mit bunten Lichterketten geschmückt war. Diese hatten zu leuchten angefangen, als es dunkler geworden war und die ersten Schneeflocken durch die Luft wirbelten. Zuerst waren die Autodächer und Briefkästen mit einer weißen Schneeschicht überzogen, dann die Bordsteinkanten, bis schließlich die Gehsteige schneeweiß geworden waren. Innerhalb von einer Stunde hatte sich eine mattweiße, weiche Schneedecke über die ganze Straße gelegt.
Lorcan kam um sechs Uhr und klopfte an die Tür, als Juliet immer noch nicht wusste, was sie anziehen sollte.
»Du solltest doch erst in einer halben Stunde kommen«, rief sie die Treppe hinunter, als er sich die Tür selbst geöffnet und ein zaghaftes »Hallo?« ins Haus gerufen hatte.
»Ich hatte keine andere Wahl. Emer hat mich wahnsinnig gemacht, weil sie nicht wusste, was sie anziehen sollte. Mal ehrlich: Wie schwer kann es schon sein, sich für ein Krippenspiel während eines Schneesturms anzuziehen? Man zieht einfach alles an, was man hat, oder?«
Juliet fand es rührend, wie wenig Lorcan von Frauen verstand, obwohl er in einem Haus wohnte, in dem er von Frauen umgeben war.
Juliet warf einen letzten Blick auf ihr Spiegelbild und beschloss, dass sie am besten in dem Outfit gehen würde, das sie gerade trug: einem Jeansrock mit einer warmen Strumpfhose darunter und einem weichen grünen Kaschmirpullover, den Louise ihr ohne besonderen Anlass geschenkt hatte. Aufgrund der Art, wie die Schulternähte ausfielen, nahm Juliet an, dass es sich vielleicht um einen Männerpullover handelte, doch sie fühlte sich darin schlank und warm – was für sie eine beachtliche Leistung war.
Es war schön, ihre großzügige Schwester zurückzuhaben, fand sie. Die große Schwester, die ihr sagte, was ihr gut stand, und das Kleidungsstück dann für sie kaufte.
»Bitte, bitte sag, dass du gleich fertig bist«, brüllte Lorcan die Treppe hinauf. »In zehn Minuten werden wir abgeholt. Emer wollte, dass die Kinder stilvoll zur Schule gefahren werden.«
»Oh, wir fahren in einer Limousine?« Juliet rannte die Treppe hinunter. »Rock ’n’ Roll!«
»Es wird wohl eher ein Schneepflug werden, wenn Emer sich nicht ein bisschen beeilt! Oh!« Lorcan hatte die zuletzt aufgetragene Farbschicht auf dem Heizkörper inspiziert. Als er sich nun umdrehte, starrte er Juliet ungläubig an. »Du siehst toll aus.«
»Ja?« Juliet hatte nicht mit Komplimenten gerechnet, am allerwenigsten in diesem Outfit, doch sie nahm sie gerne an. »Danke.«
Sie grinste, und auch Lorcan musste grinsen.
Juliet errötete und fragte sich insgeheim, ob auch er diese Schmetterlinge im Bauch verspürte. Zumindest sah er sie ziemlich anerkennend an. Aber er selbst sah auch nicht übel aus; er trug eine abgenutzte Lederjacke mit einem Kapuzensweatshirt darunter.
Dann kamen Minton und Hector angerannt und sprangen an ihnen hoch. Der Moment war verflogen.
»Ich wollte die beiden heute Abend eigentlich zu meiner Mum bringen, aber ich glaube, es ist auch okay, wenn sie hierbleiben«, sagte Juliet, während sie sich ihre Schneestiefel anzog. »Minton knabbert keine Möbel und dergleichen an, und ich habe alles Wichtige aus Hectors Reichweite entfernt.« Sie kniff die Augen zusammen und sah zu dem Dackel hinunter. »Hoffe ich.«
»Wir wollen hinterher zusammen Pizza essen gehen«, erklärte Lorcan. »Hättest du Lust mitzukommen?«
»Ja, gerne!«, erwiderte Juliet erfreut. »Dann mal los!«
Es war schon komisch, wie ein Abend in der Grundschule mit der Familie von nebenan bei ihr für mehr Schmetterlinge im Bauch sorgte als ein tatsächliches Date.
Der Wagen, der die Kellys zur Schule fahren sollte, war kein normales Longhamptoner Taxi. Es handelte sich um eine große schwarze Limousine mit abgedunkelten Fensterscheiben, Schneeketten an den Reifen und einem Fahrer mit Sonnenbrille.
Auch Emer hatte eine Sonnenbrille auf der Nase und trug das aufsehenerregendste Rock ’n’ Roll-Outfit, in dem Juliet sie je
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