Liebe kommt auf sanften Pfoten
York fliegen möchte?«, wandte sich Emer an Juliet und zog die Augenbrauen bis zum Haaransatz hoch.
Roisin knallte ihren Löffel auf den Tisch. »Eis. Roisin Kelly möchte ein Eis essen!«
Als sie das Restaurant verließen, liefen Roisin und Salvador mit Emer und warfen laut kreischend Schneebälle durch die Luft. Florrie dagegen schob ihre kleine Hand in die von Juliet, um mit ihr zusammen bis zum Parkplatz zu gehen, wo die Limousine auf sie wartete. Juliet merkte, wie sie das stille kleine Mädchen immer mehr ins Herz schloss.
Lächelnd sah sie zu ihr hinunter. Florrie lächelte zurück, schwieg aber.
Plötzlich wurde ihre andere Hand gepackt, dieses Mal von einer deutlich größeren Hand.
Es war Lorcan. Er hielt erst diese Hand hoch, dann die andere, an der Spike hing.
»Hey, Breakdance!«, rief Juliet und begann, die Arme wellenförmig zu bewegen.
Die Kinder lachten und ließen die Welle immer wieder über ihre Arme wandern. Als sie jedoch die beleuchtete Limousine sahen, rissen sie sich von Juliet und Lorcan los und stürzten zum Wagen.
Lorcan ließ Juliets Hand jedoch nicht los. »Ich halte dich lieber fest, bis wir am Auto sind«, erklärte er. »Der Boden ist ganz schön rutschig.«
Juliet widersprach ihm nicht. Und auch sie ließ seine Hand erst los, als sie in der Limousine saßen.
Das würde eine verdammt lange Woche werden ohne die Kellys.
Der Schnee blieb liegen, wurde mit jeder Nacht mehr und trotzte damit den Wettervorhersagen eines jeden Tages. Es sah sogar so aus, als würde es weiße Weihnachten geben – zum großen Vergnügen der Kelly-Kinder, die bereits sämtliche Mitglieder von Led Zeppelin und Queen hinten im Garten mit Schnee nachgebaut hatten.
Juliet brachte ihre mit Geschenkband verzierten Gläser und Schachteln mit Süßigkeiten eines Morgens vor ihrer Runde durch den Park vorbei. Als sie vom Gassigehen wieder zurück war, lag ein Päckchen vor der Haustür auf der Fußmatte – zum Schutz vor dem Schnee in eine Plastiktüte eingepackt.
Juliet stampfte die Schneeklumpen von ihren Stiefeln und trug das Paket vorsichtig in die Küche, um es dort auszupacken. Es war ziemlich schwer, und sie stellte zu ihrem großen Leidwesen fest, dass die Kellys nun offensichtlich abgereist waren, da sich in der Plastiktüte auch eine gekritzelte Liste befand mit der Überschrift: »Bitte, bitte, bitte, tu uns den Gefallen.« Die Liste umfasste die Bitte, nach Katze Smokey zu sehen und Florries gesamten Haustierzoo zu füttern. Dabei lagen noch einige Geldscheine für das Futter.
Die Karte in der Tüte war ein richtiges Weihnachtsporträt im amerikanischen Stil, bei dem sich die gesamte Familie verkleidet hatte. Salvador war als kleiner Trommler zu sehen, Florrie als Schwan, Roisin als Tänzerin. Spike war als gallischer Hahn verkleidet, Emer sollte wohl fünf goldene Ringe aus dem Alten Testament darstellen, und ein leicht verwirrt dreinschauender Alec war ein Rebhuhn in einem Birnbaum.
Für unsere liebe Nachbarin und Tiersitterin. Vielen Dank, dass du unseren Wahnsinn immer so geduldig erträgst. Rock ’n’ Roll, die Kellys , las Juliet. Alle hatten die Karte unterschrieben. In dem Paket befanden sich eine Flasche von Emers selbst gebranntem Wacholderschnaps, ein Beutel mit drolligen, handgefertigten Bio-Hundeleckerli und ein wunderschöner Schal von Emilio Pucci .
Juliet hatte noch nie einen Schal getragen, doch dieses Jahr würde sie damit beginnen, beschloss sie.
In dem Paket befand sich aber noch eine Extraschachtel, die nicht eingepackt war. Sie fühlte sich ziemlich schwer an.
Vorsichtig nahm Juliet die Schachtel heraus und trennte das Klebeband auf, mit dem die oberen Ecken versiegelt waren. Sie klappte den Deckel auf und holte zuerst die gefaltete Nachricht heraus, die oben in der Schachtel auf zerschreddertem Papier lag. Darauf stand:
Hab das hier für dich und das Haus gefunden. Hab eine halbe Ewigkeit nach der richtigen Größe und Form gesucht. Du kannst wirklich stolz sein auf das, was du in diesem Jahr geschafft hast. Ich habe noch nie mit einer so begabten Handwerkerin zusammengearbeitet.
Mögen sich im neuen Jahr viele Türen für dich öffnen und noch mehr Möglichkeiten bei dir anklopfen (na, ahnst du schon was?!).
Alles Liebe von Lorcan
Seine überraschend schöne Handschrift erinnerte Juliet an seine Stimme. Die Komplimente ließen sie lächeln, obwohl sie nicht sicher war, ob sie diese überhaupt verdient hatte. Immerhin hatte Lorcan den Löwenanteil der Arbeit
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