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Liebe kommt auf sanften Pfoten

Liebe kommt auf sanften Pfoten

Titel: Liebe kommt auf sanften Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dillon Lucy
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gesehen hatte. Selbstsicher stakste sie auf hochhackigen Vivienne-Westwood -Stiefeln in einem hautengen Kleid und mit unzähligen Tüchern und Schals behangen aus dem Haus. Darüber trug sie einen bodenlangen Lammfellmantel, der durch den Schnee schleifte, als stamme er aus Narnia.
    Juliet kühlte bei ihrem Anblick um ein paar Grad ab. Beschämt starrte sie auf ihre abgetragenen Schneestiefel, bis sich Emer in ihrem Sitz umdrehte. »Bin ich so okay?«, fragte sie mit einer Nervosität, die Juliet bei ihr noch nie erlebt hatte.
    »Du? Du siehst fantastisch aus«, erwiderte Juliet. »Würde ich dich nicht schon kennen, würde ich auf der Stelle deine Freundin sein wollen.«
    »Oh, prima. Ich weiß eben nur nie, was ich anziehen soll, und wollte die Mädchen heute nicht enttäuschen.« Sie seufzte und nahm ihre Sonnenbrille ab. Trotz ihres goldfarbenen Glitzerlidschattens machte Emer einen liebenswert nervösen Eindruck. »Die Mütter hier haben diesen coolen Uniform-Dress – so etwa in der Art von dem, was du trägst. Na ja, mehr oder weniger. Aber so haben sich eben die Mütter in der letzten Schule angezogen, und ich bin das ja auch gewohnt, aber« – sie starrte auf Juliets Rock – »flache Schuhe, knielange Jeansröcke … warum kann ich so was nicht tragen?«
    »Meinst du das ehrlich?«
    »Ganz ehrlich.«
    »Ich werde es dir beibringen«, erwiderte Juliet und tätschelte Emers Knie. »Mach dir keine Sorgen. Du brauchst nur eine Steppweste, dann kommt der Rest von selbst.«
    »Und die können sich alle so gut benehmen «, stöhnte Emer und kaute aufgeregt auf ihrem Fingernagel herum.
    »Wir sind da!«, schrie Spike. Er war das einzige Kind der Kellys, das mit ihnen im Auto saß. Salvador, Florrie und Roisin waren schon im Backstage-Bereich.
    In der Schule nahmen die vier ihre Plätze in der ihnen zugewiesenen Reihe ein, und Juliet merkte, wie sich alle Augen auf sie richteten, als sie sich ihren Weg bahnten. Es amüsierte Juliet, wie schüchtern Emer einerseits auf die anderen Mütter und ihre Sprösslinge reagierte und doch gelegentlich hochmütig den Kopf in den Nacken warf. Außerdem kribbelte es Juliet im Bauch, als sie sah, wie die anderen Mütter erst Lorcan mit unverhohlener Bewunderung anstarrten und anschließend dann sie mit einem eifersüchtigen Blick bedachten.
    Das Licht ging aus, und es entstand ein erwartungsvolles Schweigen. Der Gesang der Engel hob an, bei dem eine Stimme deutlich aus dem Chor herausstach. Nur ein Engel sang mit dem vollen Mariah-Carey-Vibrato. Und als sich der Vorhang hob und den Blick auf drei Wolken voller milchgesichtiger Engel mit Lametta-Heiligenscheinen und verblüffend holografischen Gewändern freigab, gab nur ein einziger Engel die volle Jazz-Version mit lautem Fingerschnipsen zum Besten – völlig unbeeindruckt vom wütenden Kopfschütteln des Lehrers am Klavier.
    Emer strahlte vor Stolz, zoomte mit der Videokamera heran und ignorierte das pikierte Murmeln der anderen Eltern: »Wie bei X Factor … alles muss aufgenommen werden …«
    »Wenn sich das Engelchen nicht in Acht nimmt, wird es noch von dieser Wolke geschubst«, flüsterte Lorcan Juliet ins Ohr. Sie bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut.
    Juliet sah ein, dass sie nicht einmal annähernd genug Erfahrung mit Krippenspielen hatte, da ihr nämlich in dem Augenblick die Tränen über die Wangen liefen, als der Erzengel Gabriel erschien. Lorcan musste ihr ein Taschentuch aus Emers reichhaltigem Vorrat reichen.
    Als Florrie ihren Auftritt als Hirte hatte und bedächtig eine Herde Schafe anführte, die gekonnt von zwei West Highland White Terriern gespielt wurden (und die Juliet als Jock und Aggie aus dem Park wiedererkannte), war selbst Lorcan plötzlich den Tränen nahe. Gemeinsam schnieften sie sich bis zum großen Finale durch, in dem Sals Bassgitarrenspiel in direkter Konkurrenz zum improvisierten Sopransolo seiner Schwester stand, das sich über die restlichen Stimmen in dem Lied »Kleines Eselchen« hinwegsetzte.
    Als sich Maria und Josef verbeugten, sprangen Emer, Lorcan und Juliet auf, als seien sie in der Royal Albert Hall. Emer pfiff schrill, während Lorcan ein Rock ’n’ Roll-artiges Heulen ausstieß, bei dem sich jeder verwundert zu ihm umdrehte. Juliet war das jedoch egal. Sie platzte beinahe vor Stolz über die Leistung von Florrie, Roisin, Sal und dem Rest ihrer adoptierten Familie. Erst als Roisin aus dem Hintergrund des Engelschores die Hände hob und die Finger zu einem

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