Liebe kommt auf sanften Pfoten
…« Peter starrte sie entsetzt an.
»Darum geht es nicht. Du wirst nie, nie wieder einen Grund haben, an mir zu zweifeln.« Louise streckte die Hände quer über den Tisch; Tränen standen ihr in den Augen. Dies hier war ihre letzte Chance. Danach würde ihre Ehe entweder die eine oder die andere Richtung einschlagen. »Ich bin so dumm gewesen! Aber ich bin mir auch noch nie so sicher gewesen wie jetzt, wie sehr ich dich liebe, Peter. Du bist der Mann, mit dem ich alt werden möchte. Sollte ich dich verlieren, werde ich das für den Rest meines Lebens bereuen. Bitte, kannst du nicht vielleicht versuchen, mir zu verzeihen?«
Peter schob seinen Stuhl zurück, und einen schrecklichen Augenblick lang dachte Louise, er würde hinausstürmen. Er starrte sie über den Tisch hinweg an, kaum erkennbar als der unbeholfene, aber doch ziemlich clevere Mann, den sie von früher kannte. In ihrem Herzen flackerte eine beinahe schon in Vergessenheit geratene Sehnsucht nach seinem hageren Körper. Sie wünschte sich, ihn nie wieder so verstört und wütend zu sehen, doch ein Teil von ihr fand diese neue Seite, die sie an ihm bisher nicht gekannt hatte, sehr aufregend.
Vielleicht kannte sie ihn doch nicht so in- und auswendig. Vielleicht gab es noch unentdeckte Seiten an ihm, die es in den nächsten vierzig Jahren kennenzulernen galt.
»Nicht nur du hast eine Dummheit gemacht«, entgegnete Peter schließlich schroff. »Ich habe nicht gemerkt, was du durchgemacht hast. Ich war überzeugt, du bräuchtest meine Hilfe nicht, weil du anscheinend alles unter Kontrolle hattest. Ich hatte sogar eher das Gefühl, dir im Weg zu stehen.«
»Wie konntest du das nur annehmen?«, entfuhr es Louise entsetzt. »Je gestresster ich bin, desto organisierter bin ich! Hast du das denn nicht gemerkt? In all den Jahren?«
»Ich habe irgendwann aufgehört hinzuschauen«, erwiderte Peter. »Ich habe aufgehört zu fragen.«
Er stand auf, und Louise hielt den Atem an aus Angst, er würde nun gleich gehen. Seine Antwort hatte wie ein Abschiedswort geklungen.
Was sie aber nicht gewesen war. Peter kam zu ihr herüber, zog sie von ihrem Stuhl hoch und schlang seine Arme um sie, bis sich ihre Gesichter ganz nahe waren.
»Ich will dich nicht verlieren«, stellte er mit einer Leidenschaft fest, die Louise überraschte. »Und ich will nie wieder sehen, dass du so betteln musst.«
Louise wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie hatte sich vorher nicht getraut, den Verlauf des Gesprächs so weit zu planen. Sie küsste ihn mit einer Sehnsucht, die sie beide seit ihrer Jugendzeit nicht mehr verspürt hatten. Währenddessen verbrannte das leckere Essen im Backofen unbeachtet zu einer schwarzen Masse.
27
J uliet wollte in das allgemeine Gejammer, dass Weihnachten jedes Jahr immer früher begann, nicht einstimmen. Denn genau genommen fing die Weihnachtszeit für sie bereits im September an, wenn Kim und sie ihre ersten Bleche mit kleinen Weihnachtsküchlein backten.
In diesem Jahr jedoch hatte die Weihnachtszeit sie ohne die Kuchen, die sie stets an das Fest erinnerten, erst im Oktober überrascht. Die Anfragen von Kunden, sich über die Feiertage um deren Haustiere zu kümmern, begannen sich auf einmal zu stapeln. Doch Juliet lehnte sie mit Ausnahme von Hector – Mrs Taylor war wieder mit Albert, ihrem Angebeteten, auf einer Kreuzfahrt unterwegs – und Boris und Bianca für Mrs Cox alle ab. An Weihnachten flog Mrs Cox nach Florida, um dort einige ihrer zahlreichen Enkel zu besuchen, und über Neujahr machte sie in der Toskana Urlaub.
»Das ist der Vorteil von drei Ehemännern, meine Liebe«, erklärte sie Juliet und drückte ihr eine »Kleinigkeit« als Weihnachtsgeschenk in die Hand. »Ein paar eigene Kinder sowie zweimal einige Stiefkinder ergeben eine hübsche Anzahl von Enkeln, die sich gerne um die Urlaubsbedürfnisse ihrer alten Oma kümmern.«
»Drei Ehemänner!«, entfuhr es Juliet ungewollt. Zwar hatte sie die vielen Familienbilder gesehen, doch die drei Ehen waren ihr verborgen geblieben.
»Und alle vor meinem sechzigsten Lebensjahr.« Mrs Cox seufzte und presste sich die Hand aufs Herz. An ihrem Ringfinger trug sie einen Ehering mit einem einzelnen Diamanten. »Bob starb im aktiven Dienst, als ich gerade einmal siebenundzwanzig war, Gott hab ihn selig. Lionel starb bei einem Autounfall, und der arme Walter hatte ein Blutgerinnsel im Hirn. Das Leben ist kein langes Gedicht, Juliet. Ich betrachte es als ein Buch mit einer Reihe von
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