Liebe kommt auf sanften Pfoten

dass er von Florrie & Roisin Kelly, Laburnum Villa, The Grange, Rosehill, nahe Longhampton, Worcestershire, auf der Welt, im Universum stammte.
    »Das ist eine ganz besondere Einladung«, erklärte Florrie ernst.
    »Für mein Debüt«, fuhr Roisin mit einer dramatischen Geste fort. »Ich bin der Engel.«
    Lorcan verdrehte die Augen. »Erinnerst du dich noch, worüber wir gesprochen haben, Roisin? Du bist ein Engel. Nicht der Engel. Und es ist nicht gerade höflich, wenn du lauter singst als die Jungfrau Maria, nur weil du es kannst .«
    »Salvador ist auch dabei. Er ist der Bassist der Band.«
    »Das Jesuskind hat eine eigene Rockband? Wow, das nenne ich modern«, staunte Juliet. »Singen die Heiligen Drei Könige etwa im Backgroundchor?«
    »Es ist das Krippenspiel der Schule«, erklärte Lorcan, als Juliet den Umschlag öffnete und die Einladung herauszog. »Emer hat zwei Elternplätze zugewiesen bekommen sowie einen Platz für Großeltern. Da wir aber keine Omas in der Nähe wohnen haben, wollte sie dich fragen, ob du mit uns mitkommen willst.«
    »Du könntest die Videokamera halten«, bot Roisin großzügig an. »Und dich unserer Fangemeinde anschließen.«
    »Ich würde mich sehr geehrt fühlen.« Juliet wollte lachen, doch sie merkte, wie sich in ihrem Hals ein Kloß bildete, als sie die sorgfältig bemalte Karte las, mit der die »Liebe Juliet und Minton« zu einem »Abend mit fröhlichem Krippenspiel in St. Winifred’s School« eingeladen wurden. Roisin und Florrie hatten Glitzerengel gemalt, unverhältnismäßig riesige Plumpuddings sowie einen Hund mit einem Rentiergeweih, der wie Minton aussah.
    »Ich glaube aber nicht, dass Minton es einrichten kann, mitzukommen«, entschuldigte sie sich bei Florrie. »Dieses Jahr hat er an Weihnachten einen ziemlich vollen Kalender.«
    »Du kannst es ruhig sagen, wenn es auch dir ungelegen kommt«, erklärte Lorcan. »Das soll keine Verpflichtung sein.«
    »Was glaubst du denn, was ich vorhabe?«, fragte Juliet Lorcan und fand die Vorstellung irgendwie amüsant, dass sie irgendwo anders sein könnte als in ihrem Ohrensessel.
    »Keine Ahnung. Aber ich will nicht, dass du meinst, wir würden davon ausgehen, du hättest Weihnachten nichts vor.« Lorcan stammelte, gab sich aber Mühe, beiläufig zu klingen. »Vielleicht gehst du ja auch lieber zu einer Party, als mit diesen nach Aufmerksamkeit heischenden Plagen hier und mir zusammen in der Schule abzuhängen.«
    »Lorcan, wenn ich nicht mitkomme, würde ich ohnehin meine Zeit mit dir, einer Farbrolle und den Sockelleisten verbringen. Genauso gut könnte ich also mit in die Schule kommen und mir DJ Jesus und seine Engel anhören.« Juliet sah begeistert zu den Mädchen hinunter, die auf eine Reaktion von ihr warteten. »Es ist eine halbe Ewigkeit her, seit ich das letzte Mal bei einem Krippenspiel war. Ich kann’s gar nicht abwarten! Das wird richtig geil !«, fuhr sie in einer schlechten Nachahmung von Roisin fort.
    »So höre ich mich gar nicht an«, heulte Roisin begeistert.
    Lorcan hörte auf, mit seinem Metermaß herumzuhantieren, und lächelte Juliet an. Sein privates Lächeln war recht schüchtern, ganz anders als das breite Grinsen, das er in der Öffentlichkeit erstrahlen ließ. In Juliets Brust tat es einen Ruck, der sie derart an ihre Schulzeit erinnerte, dass sie unweigerlich das Gefühl hatte, wieder eine feste Zahnklammer zu tragen.
    Zugleich zuckte sie aber auch wieder zurück, als habe sie die heiße Pfanne mit dem Zucker angefasst. Hatte sie nicht mit Michael ihre Lektion gelernt? Es war noch zu früh. Und da sie mittlerweile auch wusste, dass nicht nur sie diejenige mit einer problematischen Vergangenheit war, die es zu bewältigen galt, gab es noch einen weiteren guten Grund, ihre Freundschaft so zu belassen, wie sie war – eine angenehme Wärmequelle in ihrem Leben.
    Das mussten die Farbausdünstungen sein, ermahnte sie sich. Die Farbausdünstungen und die Auswirkungen der weihnachtlichen Mistelzweige schienen ihr den Verstand zu benebeln.
    »Na ja, dann richte dich schon mal darauf ein, dass es dich vor Begeisterung vom Hocker hauen wird«, erklärte Lorcan. »Emer war für die Gestaltung der Kostüme zuständig. Sie hat Alec dazu gebracht, das ganze restliche Bühnenmaterial der letzten Touren von Spiderweb zu schicken – für ausreichend Glitzer und Flitter ist dieses Jahr also im Stall gesorgt. Ach ja, und die Hirten müssen einem knisternden Stern aus Lurex folgen. Ich hoffe nur, die Hirten