Liebe kommt auf sanften Pfoten
oder der Mann mit dem Border Collie – und alle hätten kurz haltgemacht und begeistert Minton gestreichelt, wenn Juliet nicht höflich lächelnd einfach weitergegangen wäre. Es machte ihr überhaupt nichts aus, wenn diese Leute Minton und Coco anlächelten, aber sie selbst fühlte sich einfach noch nicht in der Lage, sich mit anderen zu unterhalten. Fürs Erste wollte sie die Außenwelt mit ihrer Unvorhersehbarkeit lieber so weit wie möglich von sich fernhalten.
Juliet machte kurz am Kaffeestand vor dem schmiedeeisernen Tor Pause und bestellte sich einen Cappuccino, den sie dann auf ihrer Runde durch den Park trank – hauptsächlich, um wach zu bleiben. Gerade als sie mit den Leinen und den diversen Tütchen in ihren Händen kämpfte, hörte sie, wie jemand ihren Namen rief.
»Juliet!«
Juliet drehte sich um, doch sie konnte niemanden entdecken.
»Ihr Wechselgeld?«
»O ja. Danke.« Beide Leinen um ihr Handgelenk geschlungen, steckte sie gerade die Geldbörse wieder in die Tasche, als eine Frau auf sie zugeeilt kam.
»Juliet!« Die Frau strahlte, als seien sie uralte Freundinnen.
Juliet lächelte verhalten und merkte, wie sie innerlich schon den Rückzug antrat – wie eine Krabbe, die sich bei Gefahr in ihre Schale zurückzieht. Ich will mich mit niemandem unterhalten, dachte sie. Steht mir das denn nicht deutlich ins Gesicht geschrieben?
»Ich freue mich so, Sie zu sehen! Ich hatte gehofft, Sie hier zu treffen. Hector! Hector, hör sofort damit auf! Ach, hübschen Hündinnen kann er einfach nicht widerstehen!«
Als Juliet zu Boden schaute und den wollüstigen Dackel sah, der an Cocos üppigem Gesäß herumschnupperte, fiel endlich der Groschen. Die Frau war … – sie musste sich gewaltig anstrengen, um sie nicht Mrs Hector zu nennen – Barbara Taylor.
»Als ich Sie eben hier entdeckt habe, dachte ich, dass es eine gute Idee sei, wenn Sie mit ihm vielleicht zur Probe eine Runde Gassi gehen, bevor Sie ihn dann nächste Woche übernehmen. Dann kann ich wenigstens sicher sein, dass Sie beide miteinander auskommen. Und wenn Sie dann noch dafür sorgen, dass er gehorsam an der Leine geht, wäre ich Ihnen schrecklich dankbar.«
Wie sollte sie denn das bloß anstellen? Juliet hatte keine Ahnung, was sie darauf erwidern sollte. Gern hätte sie die Frau daran erinnert, dass sie keine Expertin auf diesem Gebiet war – aber dachte Barbara denn ernsthaft, sie würde sich mit Hundeerziehung auskennen? Hatte sich etwa ihre Mutter wieder einmal in ihre Angelegenheiten eingemischt?
»Wie der Zufall so will, muss ich kurz in die Stadt«, fuhr Barbara fort. »Eigentlich wollte ich Hector in die Auffangstation bringen, aber da ich Ihnen nun begegnet bin … vielleicht könnten Sie ihn so lange nehmen? Nur für eine Stunde etwa – in der Zeit könnten Sie mit ihm G-A-S-S-I gehen?«
»Ich bin nicht …«
»Ich habe ja Ihre Handynummer, nicht wahr? Ich klingele kurz durch, wenn ich fertig bin und wir uns wieder treffen können.«
Juliet vermutete, dass Barbara Taylor eine große Familie besaß. Sie gab all diese Anweisungen auf eine Art und Weise, dass diese wie Vorschläge klangen, die aber in Wirklichkeit keinen Spielraum für jedwede Diskussion ließen. Und seltsamerweise konnte Juliet ihre anfängliche Wut, die sie als Witwe verspürt hatte, nicht wieder aufrufen. Wie ärgerlich – gerade jetzt, wo sie diese gebrauchen könnte.
»Ich wohne nicht im Stadtzentrum«, erklärte sie kraftlos. »Ich wollte nur kurz mit den Hunden eine Runde durch den Park gehen und eigentlich gar nicht lange …«
»Kein Problem! Laufen Sie ruhig Ihre Runde, und schon bin ich wieder da! Sei schön artig, Hector! Bis dann!«
Und so stand Juliet nun vor dem Kaffeestand mit drei Leinen in der Hand, einem jetzt kalten Kaffee, ihrem Wechselgeld und einer schönen Menge an Häufchen, die es einzusammeln galt.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte die junge Frau vom Kaffeestand freundlich.
Der einzige Vorteil, den Juliet bei einem Spaziergang mit drei Hunden sah, war die Tatsache, dass sich niemand mehr in ihre Nähe traute, da sie nun die Antwort der Hundewelt auf Russell Brand an der ausziehbaren Leine führte.
Dabei war es schwierig genug, ein Plätzchen zu finden, das Coco, Minton und Hector gleichermaßen gefiel. Noch schwieriger stellte es sich allerdings dar, so mit den dreien zu gehen, dass Hector nicht unaufhörlich an Cocos Hinterteil hing – oder dem Hinterteil einer jeden anderen Hündin, an der er vorbeikam.
»Lass sie
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