Liebe kommt auf sanften Pfoten
gelegt – die Mülleimer, die Dusche, all die Dinge, die Ben immer getan hatte und die sie nun allein übernehmen musste. Aber das war schließlich nicht Roisins Schuld.
»Die Duscharmatur sieht prima aus«, fuhr Lorcan fort und wechselte das Thema. »Hast du dir schon Gedanken über die Fliesen gemacht?«
»Ja. Ich habe über die gesamten Handwerkerarbeiten nachgedacht.« Juliet holte tief Luft und wagte den Schritt. »Ich hätte gern, dass du die Arbeiten übernimmst, aber … Das klingt jetzt vielleicht ein wenig komisch …«
»Komisch?« Lorcan tat, als habe er nicht richtig gehört. »Für jemanden, der in einem derartigen Tollhaus wohnt? Erzähl mir was Neues! Du möchtest das Bad im Zebrastreifenlook tapezieren? Oder Spiegel an allen Decken anbringen?«
Juliet errötete und musste beinahe lachen. »Nein. Ich würde dir gern bei der Arbeit helfen.«
»Ah. Na, das ist jetzt in der Tat ein wenig komisch«, entgegnete er und blähte die Wangen auf. »Die meisten Kunden würden am liebsten so weit wie möglich wegfahren, wenn Handwerker im Haus sind.«
»Ich nicht. Ich möchte mitmachen. Ben und ich …« Juliet streichelte Boris und wich Lorcans Blick aus. »Wir hatten geplant, alles selbst zu machen und so jeden Zentimeter des Hauses kennenzulernen. Diese Idee würde ich gern fortführen, so weit wie möglich. Außerdem sollte ich wissen, wie ich die wichtigsten Arbeiten selbst erledigen kann, weil ich ja jetzt allein bin. Also, nichts Kompliziertes wie einen Anbau oder so was …«
»Aber du hättest nichts dagegen, den Vorschlaghammer zu schwingen, der im Fernsehen so gern rausgeholt wird?« Lorcan ahmte das unbekümmerte Zuschlagen eines Möchtegern-Handwerkers nach.
Juliet war entsetzt. »Keine Vorschlaghämmer!«
»Na gut. Hast du vor, mir mehr oder weniger zu bezahlen, wenn du freiwillig mitarbeitest und ich dir freiwillig ›Verputzen für Anfänger‹-Lektionen erteile?«, fragte Lorcan und nahm sich ein paar Kekse aus der großen Dose auf dem Tisch.
»Oh. Ähm … gleich viel? Es sei denn, du findest, dass …«
»Jetzt hör aber mal auf!«, erwiderte Lorcan lachend. »Ich freue mich über jede helfende Hand. Aber wie ich dir schon geschrieben habe: Ich habe verschiedene Jobs, die ich zwischendurch erledigen muss, sodass ich nicht alles in einem Rutsch erledigen kann. Außerdem gibt es ein paar Aufgaben, die ich lieber Experten überlassen würde, wie zum Beispiel die Fenster … Ich mache dir einen Vorschlag: Warum fangen wir nicht einfach mit dem Badezimmer an und sehen, wie’s klappt? Ich mache die Duscharmaturen fertig und passe alles an, danach können wir streichen und fliesen. Wir schauen einfach, wie weit wir kommen.«
»Gute Idee«, erwiderte Juliet. Das war ein Projekt, das machbar war. Machbare Projekte kamen ihr sehr entgegen und füllten die leeren Stellen in ihrem Kalender. Mit dem Badezimmer sollten sie bis – wann? – Ende September beschäftigt sein? Dann wären es nur noch ein paar Wochen bis zum Jahrestag.
Das wäre doch endlich mal was, das Badezimmer ihrer Träume fertig zu haben. Etwas, das sie mit Ben teilen könnte. Vielleicht wäre danach alles viel einfacher. Dann, wenn sie das erste Jahr hinter sich gebracht hatte.
Lorcan hielt ihr einen Doppelkeks hin. »Vergiss nicht dein Tiersitten! Zusammen mit den Renovierungsarbeiten wird dich das ganz schön auf Trab halten. Ich hab dich diese Woche ja schon kaum gesehen.«
»Na ja …« Juliet verzog das Gesicht und kraulte Boris an den klebrigen Ohren. »Wenn irgendwer von Boris’ kleinem Unfall hier hört, dann habe ich vielleicht demnächst sogar mehr Zeit, als mir lieb ist.«
»Ach, komm schon! Was wäre denn das Schlimmste, was passieren könnte? Hm? Wir müssten den armen Kerl hier rasieren. Wie schwer wird es sein, einen anderen flauschigen weißen Kater zu besorgen? Und wie will die Besitzerin unter dem ganzen Fell einen Unterschied zwischen den beiden ausmachen? Florrie könnte den rasierten Kater behalten. Oder du beklebst einfach Smokey mit weißer Wolle.«
Lorcan grinste lässig wie immer, und Juliet merkte, wie sich auch ihre Mundwinkel zum ersten Mal seit einer Ewigkeit hoben. Das war ein richtiges – wenn auch düsteres – Lächeln.
»Hier!« Emer kam in die Küche gestürmt. Ihr folgten Roisin und Florrie, die verschiedene Katzenreinigungsmittel mitbrachten. »Wir fangen mit der Erdnussbutter an. Wenn das nicht hilft, haben wir hier noch ein Spezialmittel, das Alec in den Staaten für seine
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