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Liebe kommt auf sanften Pfoten

Liebe kommt auf sanften Pfoten

Titel: Liebe kommt auf sanften Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dillon Lucy
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als »perfekt« bezeichneten Ehe. Aber Louise, die ihr eigentlich Ratschläge hätte geben sollen, hatte Dinge gesagt, die Juliet in helle Panik versetzt hatten. Was, wenn sich alle Ehen ab einem gewissen Zeitpunkt selbst zerstörten? Was, wenn diese Zerrissenheit, die sie empfand, in Wahrheit der Anfang vom Ende war?
    Wenn sie nicht so vom Wein und von ihren eigenen Problemen in Beschlag genommen gewesen wäre, hätte sie vielleicht Louise richtig zugehört. Rückblickend war Juliet nämlich nicht sonderlich stolz darauf, wie sie schließlich abgerauscht war. Denn im Vergleich zu dem, was dann geschehen war – was war da schon eine kleine Schwärmerei?
    Aus dem Kinderzimmer ertönte ein leises Murren, das sich schließlich zu einem Jammern entwickelte. Juliet hielt den Atem an und öffnete die Tür einen Spaltbreit, um hineinzusehen.
    Toby saß aufrecht in seinem Kinderbettchen und starrte durch die Gitterstäbe wie ein eingesperrter Pinguin. Sein Gesicht war blass, und die Haare standen in alle Richtungen ab.
    Juliet lächelte und überlegte zögerlich, was sie tun sollte. Sollte sie ihn in Ruhe lassen oder ihn auf den Arm nehmen? Würde er ihre Unerfahrenheit spüren und das ganze Haus zusammenschreien, wenn sie versuchen würde, ihn zu beruhigen und wieder hinzulegen?
    Juliet konnte es immer noch nicht fassen, wie viel Glück Louise hatte! Ein brennendes Gefühl der Ungerechtigkeit machte sich in ihrem Herzen breit. Sie besaß doch wirklich alles , was Juliet verloren hatte – und sie dachte immer noch, das alles aufs Spiel setzen zu können. Jetzt fühlte sich das alles noch viel schlimmer an als damals, als Louise ihr davon erzählt hatte. Denn Juliet wusste nicht einmal, ob Louise sich immer noch mit diesem Mann traf, der ihr Gesicht zum Leuchten brachte. Möglich war es.
    Toby starrte sie zwischen den Gitterstäben hindurch an und wartete auf Zuneigung und Aufmerksamkeit.
    Juliet ging zum Kinderbett hinüber, hob Toby hoch und spürte sein Gewicht an ihrer Brust. Als er sich an sie schmiegte, merkte Juliet, wie sich ihr Herz zusammenzog.
    Was sollte man Babys sagen? Wahrscheinlich doch nichts anderes als auch Katzen und Hunden – alles, was keine Antwort einforderte. Juliet hatte genügend solcher Gespräche auf dem Kasten.
    »Hallo«, murmelte sie, Tobys flauschigen Kopf direkt vor sich. »Hallo, Toby!«
    Das schien zu klappen.
    Juliet hielt inne und kam sich ein wenig albern vor, fuhr dann jedoch fort: »Weißt du, wie Ben und ich deinen Cousin oder deine Cousine genannt hätten, wenn wir ein Kind bekommen hätten? Hm? Lily, wenn es ein Mädchen geworden wäre. Das ist ein schöner Name, oder? Lily Iris Falconer. Oder Arthur Quentin, falls es ein Junge geworden wäre. Jetzt lach nicht über den Namen Quentin; so hieß Bens Großvater. Wir fanden, ›Q‹ wäre ein toller Spitzname. Du bist jetzt die einzige Person, die weiß, dass …« Juliet hielt inne. Es fühlte sich seltsam an, es laut auszusprechen, und noch schlimmer, es zu hören. Doch wahrscheinlich war es besser, wenn es endlich einmal heraus war und sie den Kopf dann wieder freihatte.
    »Wir haben überlegt, ein Baby zu bekommen. Es hat allerdings nicht geklappt. Zu diesem Zeitpunkt jedenfalls nicht. Danach haben wir die Kurve nicht mehr gekriegt.« Sie musste schlucken. Juliet hatte in jenen einsamen Wintermonaten nach Bens Tod so bitterlich geweint, dass er dank ihrer albernen Streitereien nun nach seinem Tod nicht die geringste Spur von sich hinterließ. »Wir haben uns über die albernsten Dinge gestritten, die letztlich völlig unwichtig waren … Deine Mummy kann sich wirklich glücklich schätzen.«
    Toby erwiderte nichts. Juliet wusste nicht, was sie für ihn tun sollte. Weder schien seine Windel nass zu sein noch war er krank. Also hielt Juliet ihn einfach nur auf dem Arm und streichelte seinen Kopf, wie sie es bei den Katzen und Hunden tat, bis er wieder eingeschlafen war.
    Dann legte sie ihn in sein warmes Bettchen zurück, setzte sich neben das schmale weiße Schubladenregal und hielt das große Peter-Hase-Stofftier fest umschlungen, das Ben und sie Toby geschenkt hatten. Sie dachte darüber nach, wie anders ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie nicht Diskussionen auf die lange Bank geschoben, sich mit anderen Leuten verglichen oder darauf gewartet hätte, dass Ben endlich eine Entscheidung traf. Aber erst dann, wenn es zu spät war, merkte man, wie sinnlos all das gewesen war. Dennoch hielt es Juliet nicht davon ab, über die

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