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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vor mir? Ich habe ihr schließlich das Leben gerettet.«
    Er beugte sich zu der Unbekannten vor, und seine Stimme klang eindringlich, als er fragte: »Wie heißen Sie, Mademoiselle?«
    »Heißen?« Sie sah sich mit großen Augen um. Dann zuckte sie mit den Schultern, betastete ihren verbundenen Kopf, zog die Decke wieder über die Brust und lehnte sich zurück. »Wer sind Sie?«
    »Dies ist Madame Brun, ich heiße Ludwig Zipka. Sie befinden sich in der Moulin St. Jacques am Ufer des Etang de Vaccarès.«
    »Wo ist das?« fragte die Unbekannte.
    »Jetzt wird's lustig!« Zipka trank den Rest des höllisch starken Kaffees aus. »Sie haben keinerlei Erinnerung?«
    »Erinnerung …?«
    »Wo haben Sie bisher gelebt?«
    »Ich weiß nicht.« Die Fremde sah Zipka mit ihren wasserhellen blauen Augen flehend an. »Ich bin hier. Wo komme ich denn her? Warum liege ich hier? Bitte, helfen Sie mir, Monsieur.«
    »Ein totaler Ausfall«, erklärte Zipka auf deutsch. »Tinka, ich habe bis heute nicht geglaubt, daß es so etwas gibt. Da bumst einer mit dem Kopf gegen einen harten Gegenstand und weiß nicht mehr, wer er ist. Die Mediziner nennen das totale Amnesie.«
    »Was ein Designer für Anglerfliegen alles weiß!«
    »Zwei Freunde von mir sind Ärzte. Beim Angeln unterhält man sich bekanntlich über die ausgefallensten Themen.«
    »Und was machen wir nun mit ihr?«
    »Wir können nicht mehr tun, als bis zum Morgen zu warten. Ich schlage vor, Sie bleiben hier unten bei unserem Findling, ich ziehe mich brav nach oben zurück. Vielleicht sieht in ein paar Stunden alles anders aus. Wenn man bedenkt, daß ein normales Hirn gewissermaßen in einer knöchernen Wanne schwimmt …«
    »Gute Nacht!« sagte Kathinka laut. »Stören Sie nicht weiter …«
    Ludwig Zipka kletterte die steile Treppe hinauf, legte sich in seiner Kammer auf das riesige Holzbett und drehte seine Petroleumlampe herunter. Von unten hörte er keinen Laut. Irgend etwas stimmt da nicht, sinnierte Zipka, und je länger er die Situation überdachte, um so merkwürdiger erschien ihm das Auftauchen der Unbekannten. Da war der verrottete Kahn. Seinem Aussehen nach war er längst ausrangiert worden und hatte irgendwo an Land dahingemodert. Es gab kein Ruder, keine Stechstange … Oder konnte es sein, daß die Unbekannte auf dem plötzlich vom Wind bewegten Etang das Ruder verloren hatte? Dann war sie abgetrieben und hier ins Schilf gedrückt worden. Genau das aber war unwahrscheinlich, denn der Kahn wäre draußen auf dem freien See, von den plötzlich hochgehenden Wellen umgeschlagen, mit Sicherheit auseinandergebrochen. Er hätte nie mehr ein Ufer erreicht, das Holz war so morsch, daß man mit einem Fußtritt die ganze Wand eintreten konnte. Eine einzige Welle hätte also genügt … Aber nein! Die Unbekannte mußte in diesem Kahn weit abgetrieben worden sein, denn zwischen Les Cabanes im Osten und Dom de Méjeanne im Westen gab es keinen Ort, nur ein paar verstreute Fischerhäuser und winzige Bauernhöfe, wo man Gänse, Enten, Hühner, Schweine und Pferde züchtete. Aus diesen Gehöften stammte die Unbekannte nicht, das war sicher.
    Und immer wieder der Gedanke: Es war doch unmöglich, in diesem morschen Kahn auch nur ein paar hundert Meter zu fahren. Also blieb nur eine Deutung: Jemand hatte das Mädchen in das Boot gesetzt, um ein Anschwemmen vorzutäuschen, und war dann davongefahren.
    Zipka erschrak. Kathinka stand in der Tür und legte den Finger auf die Lippen. »Jetzt schläft sie«, flüsterte sie.
    »Nach diesem starken Kaffee? Die Nerven möchte ich haben!« Zipka winkte und zeigte auf die Bettkante. »Kommen Sie …«
    »Was soll ich?«
    »Es sich gemütlich machen.«
    »Sie sind wohl verrückt?«
    »Ich habe nicht verlangt, daß Sie sich an mich kuscheln sollen. Sie sollen sich nur setzen. Ich rede nicht gern so auf Distanz.«
    Kathinka kam langsam ins Zimmer, setzte sich auf die Bettkante und legte die Hände in den Schoß. Vorsichtig legte Zipka seinen Arm um ihre Hüfte und spürte, wie sie zusammenzuckte und wie sich ihre Muskeln anspannten.
    »Wir lassen sie nicht nach Arles transportieren«, sagte er.
    Kathinka fuhr zu ihm herum und schlug ihm leicht auf die Hand. »Das habe ich mir doch gedacht! Sie würden keine Hemmungen haben, ein offensichtlich krankes Mädchen zum Gegenstand Ihrer erotischen Wünsche zu machen, nur weil die anatomischen Gegebenheiten Sie reizen …«
    »Das haben Sie wunderbar gesagt, Tinka. Diskreter geht's gar nicht. Aber Sie

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