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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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begann zu laufen, drückte die Verletzte an sich und erreichte nach wenigen Minuten die Mühle. Kathinka stand noch immer im Eingang und schwenkte die Petroleumlampe.
    »Schnell!« rief Zipka schon von weitem. »Ihre Autoapotheke! Sehen Sie mal, was ich gefunden habe!«
    Er lief an Kathinka vorbei ins Zimmer, legte das Mädchen auf die Couch und stellte das Gewehr in die Ecke.
    Die Unbekannte lag da – in engen weißen, jetzt natürlicherweise schmutzigen Jeans, einer goldgelben Bluse, die durch die Nässe fast durchsichtig geworden war und ohne Mühe erkennen ließ, daß sie keinen Büstenhalter trug – was sie auch nicht nötig hatte. An den Füßen trug sie zierliche weiche Stiefel mit hohen Absätzen. Zwischen den Brüsten schimmerte durch die nasse Bluse eine Goldkette mit einem Talisman in Form eines gegliederten, beweglichen kleinen Fisches mit rubinroten Augen. Zipka hob die Lampe und beleuchtete die Unbekannte. Sie mochte etwas über zwanzig Jahre alt sein, die Haare waren offensichtlich gebleicht, was ein dunkler Strich im Scheitel verriet, die vollen Lippen trugen noch die Farbe eines dunkelorangefarbenen Lippenstiftes.
    »Ein schöner Fang!« sagte Zipka und setzte sich neben das Mädchen. Er strich das Haar zur Seite und legte die bereits verkrustete Wunde oberhalb des Schläfenansatzes frei. »Wo bleibt die Apotheke?«
    Kathinka starrte die Fremde an. Instinktiv spürte sie, daß für die nächste Zeit die Ruhe in der Moulin St. Jacques vorbei war und daß Zipka sich eine angenehme Abwechslung ins Haus gebracht hatte. Das machte sie nervös. Sie rührte sich nicht vom Fleck, sondern betrachtete stumm das ohnmächtige Mädchen.
    »Was ist denn?« fragte Zipka ungeduldig.
    »Sie blutet ja nicht mehr.«
    »Man muß die Wunde trotzdem mit Jod säubern. Es könnte sonst eine Infektion entstehen. Die Kleine ist besinnungslos.«
    »Sie können Sie ja wachküssen!«
    »Kognak wäre besser! Dort drüben steht die Flasche. Wenn Sie die Güte hätten, Tinka …«
    Kathinka stapfte in die ›Küche‹, entkorkte die Flasche und reichte sie Zipka hin. Mit Mühe gelang es ihm, dem Mädchen ein paar Tropfen einzuflößen. Sie schluckte sie nicht, der Kognak lief über ihre Lippen und rann über das Kinn in ihre Bluse. Aber der Alkoholgeruch schien zu wirken – sie zuckte mit den Augenlidern und bewegte die Finger. Zipka beugte sich über sie und tätschelte ihre Wangen.
    »Halli-hallo, da sind wir ja! Wen Sie hören, Mademoiselle, ist nicht Petrus. Auch wenn Gott in Frankreich lebt, wie man sagt, so spricht Petrus doch kein Französisch! Sie leben …«
    »Ihre dummen Reden werden ihr gleich einen Herzschlag einbringen!« sagte Kathinka ironisch. »Was macht ein Mädchen draußen allein in der Nacht?«
    »Das werden wir gleich erfahren. Man sollte sie zuerst ausziehen.«
    »Das glaube ich!«
    »Die nassen Sachen, Tinka. Das gibt sonst eine Lungenentzündung.« Er stand von der Couch auf. »Ich hole die Apotheke. Unterdessen können Sie die Unbekannte ausziehen und in eine warme Decke wickeln.«
    Er rannte hinaus und hörte, wie Kathinka zu dem Mädchen sagte: »Wachen Sie auf! Sehen Sie mich an! Sie brauchen jetzt keine Angst mehr zu haben!«
    Als Zipka zurückkam, lag die Unbekannte, in eine Decke gehüllt, auf der Couch und starrte an ihm vorbei wie vorhin im Boot. Sie schien ihre Umwelt nicht wahrzunehmen. Ihre Kleider hingen am Ofen zum Trocknen.
    »Sie gibt keine Antwort«, berichtete Kathinka und trank ein Glas Kognak aus. »Sie nimmt auch nichts an. Man kann sie fragen – sie starrt an einem vorbei.«
    Das Mädchen hatte, wie Zipka jetzt feststellte, wasserblaue helle Augen, die zu ihr paßten und die das Puppenhafte ihres Gesichts abrundeten. »Sie muß einen mächtigen Schock bekommen haben. Man sollte sie am besten sofort in ein Hospital bringen.«
    »Aber wo ist das nächste?«
    »In Arles sicherlich. O abgeschiedenes Paradies!«
    Zipka öffnete die Autoapotheke, nahm einen Jodstift und ein Verbandspäckchen heraus, betupfte die kleine Wunde mit Jod, wobei das Mädchen heftig zusammenzuckte, und wickelte dann die Binde um den Kopf.
    »Das ist zunächst alles, was ich tun kann, Mademoiselle«, sagte er und stellte sich dicht vor sie hin. Aber ihr Blick blieb leer, leblos und ging durch ihn hindurch, als sei er aus Glas. »Ich heiße Ludwig Zipka …«
    »Ludwig …«
    »Das kann keiner aussprechen. Das würde hier ›Lüdwisch‹ heißen. Sehen Sie mich an, Mademoiselle! Es ist alles gut! Sie sind

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