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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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denken um die Ecke. Ich will unsere Unbekannte hier behalten, weil bei logischer Überlegung einiges nicht stimmt.«
    »Eben! Deshalb muß sie in ärztliche Behandlung.«
    »Sie ist nicht angetrieben worden«, erklärte Ludwig Zipka.
    »Wieso denn nicht?«
    »Sie ist in einem morschen Kahn, der seit Jahren im Schilf vermoderte, ausgesetzt worden. Das bedeutet: Wer sie dort hineingesetzt hat, der wußte genau, daß wir sie finden würden. Das war eingeplant, Tinka! Ich frage mich nur: Warum sollten wir sie finden? Da hört es, zunächst noch, für mich auf, logisch zu sein.«
    »Jemand wollte sich des Mädchens entledigen«, meinte Kathinka. Es war ein unangenehmer Gedanke, und sie war in diesen Minuten froh, daß Zipka wieder den Arm um ihre Hüfte legte und sie die Wärme seines Körpers durch ihr Kleid spürte.
    »Der Grund ist einleuchtend«, fuhr Kathinka fort, »sie ist geisteskrank, hat das Gedächtnis verloren. Sie wird lästig, die Pflege ist zu anstrengend, man will sie einfach loswerden.«
    »Da gibt es aber auch noch andere Möglichkeiten, Tinka.«
    »Töten wollte man sie nicht. Vor einem Mord schreckte man zurück. Aber aussetzen – das war eine gute Idee. Dort aussetzen, wo man sie finden kann und wo sich dann andere Menschen um sie kümmern werden. Wig, Sie haben tatsächlich recht: Das ergibt einen Sinn!« Sie sah Zipka fragend an. »Aber Sie wollen doch wohl nicht die Rolle des Pflegevaters übernehmen?«
    »Ich will herausfinden, wo sie herkommt, das ist alles.«
    »Frankreich ist groß. Du lieber Himmel, lassen Sie die Hände von so etwas. Morgen holt sie Emile Andratte ab und bringt sie nach Arles. Das ist der einfachste Weg.«
    Sie sprachen noch lange über das Problem, das sie sich da ins Haus geholt hatten. Und so merkten sie nicht, daß unten die Unbekannte zur Haustür schlich, die Lampe mitnahm und sie draußen schwenkte. Dann hielt sie die Hand vor die Flamme und gab sie wieder frei. Zweimal kurz hintereinander, dreimal lang: ein Morsen mit Lichtzeichen. Aus einiger Entfernung antwortete ihr das Aufblitzen einer Taschenlampe. Das Mädchen schwenkte die Laterne noch einmal und schlich dann zurück in die Mühle, auf Zehenspitzen, nackt wie sie war. Sie wickelte sich wieder in die Decke, blies das Petroleumflämmchen aus und streckte sich wohlig aus. Von oben hörte sie gedämpfte Stimmen. Der Wind knackte im Gebälk, er jammerte durch Ritzen und hinter Kanten. Draußen rauschte der Schilfwald. In dieser grandiosen Natur ist der Mensch wirklich nur ein Körnchen.

5
    Am nächsten Morgen schien die blanke Sonne, als habe es nie eine stürmische Nacht gegeben. Zipka war schon früh auf den Beinen und kletterte die Treppe hinunter. Aber er war nicht früh genug aufgestanden, denn die Unbekannte stand bereits am Herd und beobachtete den Wasserkessel, der gerade zu summen begann.
    Sie trug ihre engen Jeans, die getrocknete Bluse, und sie hatte ihr weißblondes Haar hochgesteckt. Ein rotes Samtband, das Zipka vorher nicht gesehen und das sicherlich in der Hosentasche gesteckt hatte, war um ihre Stirn geschlungen. Sie sah herrlich jung aus und drehte sich mit einem kecken Schwung um, als sie die Schritte hinter sich hörte.
    »Na, was sehe ich denn da?« rief Zipka überrascht und lehnte sich gegen eine hölzerne Säule, die als Stütze der oberen Plattform diente. »Alles in Ordnung?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie. Es klang wieder hilflos, aber ihre Augen lachten ihn an. »Monsieur Louis, nicht wahr?« Und da Zipka nickte, klatschte sie in die Hände und freute sich kindlich. »Sehen Sie, ich habe es behalten. Und Madame heißt Brun.«
    »Catherine …«
    »Das Wasser kocht gleich. Der Tisch ist schon gedeckt.«
    Zipka blickte sich um. Wie zu einem Fest hatte die Unbekannte den Tisch geschmückt, sogar die Servietten waren kunstvoll gefaltet. Ein Strauß bunter Feldblumen stand in einem hohen Topf.
    »Zauberhaft!« lobte Zipka.
    »Ich habe keine Vase gefunden.«
    »Das können Sie auch nicht, denn ich vermute, daran hat niemand gedacht.«
    »Ich habe die Blumen draußen gepflückt. Beim Morgengrauen.« Sie schob den Kessel etwas von dem Feuer, weil das Wasser zu brodeln begann. »Bei uns gibt es eine alte Sage: Wer Blumen im Morgengrauen pflückt, der trägt die Sonne ins Haus.«
    »Wo ist das – bei uns?« fragte Zipka schnell. Jetzt habe ich sie, dachte er triumphierend. Sie hat einen Hinweis auf ihr Erinnerungsvermögen gegeben, jetzt muß sie etwas erklären …
    »Das war in

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