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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auch die Bremsen funktionieren möchten und er nicht gezwungen war, ein paarmal die Mühle zu umkreisen, bis das Miststück von einem Motorrad mit einem Röcheln stillstehen würde.
    Hinter Andratte tauchte Kathinkas schnittiger Sportwagen auf, aber dann kam nichts mehr. Ein Krankenwagen war nicht zu entdecken. Zipka atmete auf – das war schon ein halber Gewinn. Mit Andratte konnte man reden. Ein Kognak, eine Zigarette, ein Fachgespräch über Angeln … Im Notfall – aber nur im äußersten Notfall, müßte sich Lulu ohne Bluse zeigen und sehr verschämt tun …
    Emile Andratte knatterte auf den Vorplatz der Mühle, drehte das Gas weg, trat auf die Bremse, spürte, daß das Teufelsding reagierte und sprang aus dem Sattel, noch bevor der Motor ganz abgewürgt war. Das Motorrad rollte noch ein paar Meter allein weiter und kippte dann im verwilderten Gemüsegarten um. Mit einem Seufzer der Erleichterung riß Andratte sein Käppi ab, wedelte sich Luft zu und rückte sein Koppelschloß in die Mitte des Bauches.
    Mit knirschenden Bremsen hielt auch Kathinka. Sie sprang aus dem Wagen, rannte um ihn herum und öffnete die Beifahrertür. Ein kleiner, alter vertrockneter Mensch kletterte heraus, legte eine typische Arzttasche auf das Autodach, schüttelte seine Beine – was Zipka mit verständnisvollem Mitgefühl beobachtete – und raufte sich dann die schütteren weißen Haare.
    »Ich kenne das!« rief Zipka ihm zu. »Der Kognak steht schon bereit.«
    Das Männchen riß seinen Arztkoffer an sich, flitzte wie von einer Feder getrieben auf Ludwig Zipka zu und bremste, unmittelbar vor einem Zusammenstoß, gekonnt.
    »Ich bin Dr. Bombette«, stieß er erregt hervor. Er sprach, als müsse er einen aufgestauten Atem rasch herausblasen. »Julien Bombette! Monsieur, ich bin siebzig Jahre alt geworden und habe in meinem Leben noch nie Angst gehabt. Aber jetzt weiß ich, was das ist! Sie müssen ein Held sein, Monsieur, daß Sie immer noch mit Madame fahren. – Wo ist die Kranke?«
    »Weg!« sagte Zipka trocken.
    »Weg?« wiederholte Sergeant Andratte und schwitzte heftig dabei.
    »Was heißt das – weg?« rief Kathinka.
    »Sie hat die Tür aufgemacht, ist aus dem Haus gegangen und ist nicht wiedergekommen. So einfach war das.«
    Ludwig Zipka befand sich in einem Irrtum, wenn er geglaubt hatte, daß sich Kathinka Braun mit dieser Erklärung zufriedengeben würde. Sie starrte ihn wütend an, schob die Unterlippe vor, was ihr gar nicht so schlecht stand – wie sie überhaupt besonders attraktiv aussah, wenn sie wütend war – und zupfte nervös an ihrem Schal. »So einfach finde ich das gar nicht«, widersprach sie trotzig. »Warum haben Sie sie denn nicht festgehalten?«
    »Dazu war ich nicht befugt. Ich werde mich hüten, mich auf eine Freiheitsberaubung einzulassen.«
    »Aber sie ist doch verrückt …«
    »Ich bin kein Arzt. Es steht mir nicht zu, eine solche Diagnose zu stellen.«
    Das Wort ›Arzt‹ brachte Dr. Bombette von neuem in den Dialog. Er reckte sich, blies Zipka seinen Atem ins Gesicht und erklärte: »Dazu bin ich da. Ich habe Erfahrung in diesen Dingen. Was glauben Sie, Monsieur, wieviel Verrückte hier wohnen? Sie sehen alle ganz vernünftig aus – aber wenn man sie näher kennenlernt –, ich sage Ihnen: Irgendwo ist bei jedem eine Ecke abgeschlagen!«
    Sergeant Andratte räusperte sich und wedelte sich mit seinem Käppi Luft zu. »Hatten Sie nicht gesagt, Monsieur, es stände Kognak bereit?« fragte er.
    »Aber ja! Sergeant, Sie sind ein Mann der Realitäten. Gehen wir ins Haus.«
    Im großen Wohnraum war es kühl. Zipka servierte den Kognak, man trank ihn schweigend, starrte ins Glas und dachte nach. Nur Kathinka lief unruhig im Raum auf und ab, getrieben von einer unbeherrschbaren Nervosität. Sie spürte etwas – es ›lag etwas in der Luft‹, wie man so sagt, aber sie konnte es nicht in Worte kleiden.
    »Erzählen Sie«, sagte Dr. Bombette endlich. Er genoß den Kognak mit einer Wonne, wie sie nur Franzosen eigen ist.
    »Madame hat Ihnen doch sicherlich schon alles berichtet, Doktor …«
    »Einseitig!« Dr. Bombette entpuppte sich als ein ungeheuer ehrlicher, geradliniger Mensch. »Sie kam in mein Haus gestürmt«, berichtete er, »und schrie: ›Kommen Sie rasch! Mein Mann hat eine Verrückte aus dem See gezogen!‹«
    Zipka lächelte vor sich hin und schielte zu Kathinka hinüber. Diese war in der Küchennische verschwunden und klapperte dort ziemlich sinnlos mit einer eisernen Pfanne.
    »Und sie

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