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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht so heftig, da ist man mitleidiger, compris? Glauben Sie, daß wir sie noch finden?«
    »Ich hoffe es.« Zipka lächelte breit. »Doktor, Sie sind ein ganz raffinierter Bursche …«
    Wenig später verließen sie alle miteinander die Mühle, stapften über das Land, patschten durch die Schilfinsel und erreichten das Ufer des Etang, wo Zipka das Boot mit Lulu gefunden hatte. Diesen morschen verrotteten Kahn ohne Ruder und Stange. Aber er war weg.
    Auch für Zipka war das eine echte Überraschung. Mit ausgestrecktem Arm zeigte er auf die Stelle, wo das Boot gelegen hatte. »Hier!« sagte er. »Genau hier stak es im Schilf.«
    »Und wo ist es nun?« fragte Sergeant Andratte dienstlich.
    »Sie ist mit dem Boot wieder weggefahren«, sagte Kathinka, und etwas wie Erlösung, ja sogar Frohsinn, klang aus ihrer Stimme. »Vielleicht nach Korsika …«
    »Bitte jetzt keine dummen Witze!« Zipka war sehr ernst geworden. »Sie kann nicht mit dem Boot fort sein.«
    »Und warum nicht?« wollte Andratte wissen.
    »Erstens war der Kahn zu morsch, um nochmals auf dem See schwimmen zu können, zweitens müßten wir ihn sehen, denn Mademoiselle ist ja höchstens erst seit zwei Stunden weg. Außer Sichtweite kann sie noch nicht gerudert sein – bei ihrer zarten Konstitution!«
    »Mir kommen gleich die Tränen«, warf Kathinka spöttisch ein. »Vielleicht ist sie untergegangen?«
    »Das wäre möglich«, äußerte sich Dr. Bombette zustimmend.
    »Gerechter Gott!« Sergeant Andratte ging in die Knie und untersuchte das Schilf, wo das Boot gelegen hatte. Er hatte darüber nachgedacht, daß endlich im Berichtsbuch der Polizeistation d'Agon ein richtiger ›Fall‹ eingetragen werden konnte: Verschwinden eines kranken Mädchens am hellen Tag! Voraussichtlich in einem Boot ertrunken. Das bedeutete: Große Meldung an die Präfektur nach Arles, Einsatz der Wasserschutzpolizei, ja der Kriminalpolizei – Alarm bei den Feuerwehren von Dom de Méjeanne, St. Gilles, Arles und natürlich auch Einsatz des alten keuchenden Spritzenwagens von Mas d'Agon, gewaltige Suchaktion an den Ufern des Etang de Vaccarès, vielleicht sogar Einsatz von Militär mit Pionierbooten und Froschmännern … Andratte schwindelte es ein wenig, wenn er sich ausmalte, was er mit seiner Meldung alles auslösen würde. Vor allem aber: Seinem neuen Antrag auf Zuteilung eines Dienstwagens würde dieser ›Fall‹ großes Gewicht geben.
    »Es stimmt!« rief Andratte plötzlich, durch seine wirbelnden Gedanken ein wenig aus dem Konzept. »Hier hat ein großer Gegenstand gelegen. Aber er ist schon seit Stunden weg, nicht erst vor zwei Stunden. Das Schilf hat sich bereits wieder auf gerichtet – und dazu braucht es längere Zeit!«
    »Ein neues Rätsel!« meinte Zipka mit etwas belegter Stimme. »Meine Frau kann bestätigen, daß Lulu noch vor zwei Stunden in der Mühle Spiegeleier mit Knoblauch und Muskat zubereitet und verzehrt hat …«
    »Was hat sie?« rief Dr. Bombette entsetzt. »Sie hat gearbeitet?«
    »Sie wollte Monsieur mit der Bratpfanne anlocken!« erklärte Kathinka Braun giftig.
    »Und sie hat einwandfrei gekocht?«
    »Sehr appetitlich«, bestätigte Zipka ruhig.
    »Und Sie haben es auch mit gegessen?«
    »Warum nicht? Knoblauch am frühen Morgen wirkt bei mir wie Ölwechsel bei einem Motor …«
    »Fassen wir zusammen!« Dr. Bombette zählte die Fakten an seinen kleinen, wurstähnlichen Fingern ab. »Sie hat das Gedächtnis verloren, sie ist in eine Bewußtseinsspaltung gefallen, sie kocht trotzdem vorzüglich und ist plötzlich mit einem fahruntüchtigen morschen Boot verschwunden. Ein bißchen viel auf einmal, nicht wahr? Und dazu noch hübsch wie eine Puppe …«
    »Woher wissen Sie das, Doktor?«
    »Monsieur hat es mir mit begeisterten Worten geschildert«, antwortete der Arzt mit satanischer Gleichgültigkeit.
    »Aha! Hat er?« Kathinka blickte über das jetzt ruhige Wasser des Sees. Ein Schwarm Flugenten zog weit draußen einige Runden unter dem blauen Himmel. Ihr Flügelklatschen drang bis hierher … In der Stille klang es wie Applaus. Dann fragte Kathinka mit mühsam beherrschter Stimme: »Was nun? Suchen wir weiter oder akzeptieren wir, daß die Dame Lulu ihr Leben wieder selbst in die Hand genommen hat?«
    »Eine Kranke, Madame?« rief Dr. Bombette. »So, wie Sie sie geschildert haben, kann sie unmöglich alleingelassen werden. Wir müssen sie finden.«
    »Das müssen wir, genau!« Sergeant Andratte straffte sich. Er hakte beide Daumen hinter sein

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