Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)
meinen BH ausziehen? Ich halte die Augen auf seine geheftet und trete noch einen Schritt näher, nehme dann spontan seine Hand und führe ihn zum Bett. Er setzt sich darauf, legt die Bilder hinter sich. Mein Atem geht sehr flach. Ich weiß nicht, wo ich bei diesem Mann anfangen soll, aber ich will, dass es perfekt ist. Ich bin so ein Zwerg, dass unsere Gesichter fast auf einer Höhe sind, obwohl er sitzt und ich stehe. Unsere Augen lassen nicht voneinander los, als ich mich zu ihm beuge und ihn sanft küsse. Ich schließe die Augen und spüre, wie mein Körper darauf brennt, sich an seinen zu pressen. Sein raues Kinn streift meins. Ich lege zärtlich eine Hand an seine Wange und spüre seine Hände, groß und stark, auf meinen Schultern. Ich bin wie weggetreten. Sanft schieben seine Hände mich zurück.
»Grace, das ist keine gute Idee.«
Es dauert einen Moment, bis seine Worte ankommen. Für meine Begriffe ist das sehr wohl eine gute Idee. Er bückt sich, hebt meine Bluse auf und hält sie mir entgegen.
»Ich bin viel älter als du.«
»Ungefähr im selben Alter wie George Clooney«, sage ich und wische damit jegliche Zweifel beiseite.
Er lacht traurig. Ich kann nicht lachen, nicht einmal lächeln.
»Mein ganzer Körper verzehrt sich nach dir«, flüstere ich, und es ist die Wahrheit.
Ich wickle meine Bluse um meinen Oberkörper und gehe zur Tür.
»Bitte, Grace, bleib hier. Ich denke nur, dass es nicht richtig wäre …«
»Ich muss gehen.«
»Ich bringe dich hinaus.«
Er folgt mir aus dem Schlafzimmer nach unten in den Pub und lässt mich hinaus, aber ich meide seinen Blick.
58
»Oh, BB , was hat Granny London nun schon wieder gekauft?«, rufe ich entsetzt, als ich die Diele betrete. »Jesus.«
BB gibt keine Antwort, genauso wenig wie meine Mutter. Das liegt daran, dass sie auf ihrem neuen Trainingsgerät sitzt. Ich höre es an dem gleichmäßigen Surren aus unserem ehemaligen Esszimmer. Nachdem Mum all ihre Schulden bezahlt hatte, beschloss sie, das Zimmer in einen Fitnessraum zu verwandeln. Bisher stehen ein Laufband und ein Crosstrainer darin, es gibt einen Gymnastikball, und dieses Riesenpaket hier scheint wohl eine Hantelbank zu sein.
Ich öffne langsam die Tür und spähe vorsichtig in ihr Trainingscenter. Ich möchte sie nicht erschrecken, damit sie nicht von einem ihrer Geräte fällt. Sie sieht sehr süß aus in ihren pinkfarbenen Shorts, dem Sport- BH und dem Schweißband um den Kopf. Sie winkt, als sie mich sieht, und drückt dann auf eine Taste, das Laufband wird langsamer.
»Puh!«, sagt sie, als sie auf ein zügiges Schritttempo heruntergekommen ist. »Wie geht es euch beiden?«
Ich erwidere ihr Lächeln. Ich habe sie seit dem Wochenende nicht gesehen und hatte schon Angst, mir unsere herzliche Nähe nur eingebildet zu haben.
»Gut«, sage ich und hocke mich auf den Gymnastikball.
»Du siehst müde aus. Ich hatte Schlafstörungen, als ich mit dir schwanger war.«
Ich erkläre ihr nicht, dass nicht Babybohne der Grund ist, der mich wach hält, sondern vielmehr der Umstand, dass ich mich am Sonntagabend vor einem fünfzigjährigen Mann ausgezogen habe und dass mich sein Gesicht verfolgt, sobald ich die Augen schließe.
»Hm.«
»Alles okay?«
»Hm.«
»Sicher?«
»Ja. Ich habe gerade eine kleine Pause zwischen zwei Besichtigungsterminen und dachte mir, ich schaue mal kurz vorbei.«
»Das ist nett von dir. Grace, Liebling, was ist los?«
»Ich fühle mich einfach so schuldig. Das arme kleine Ding. Denkst du, es hat bei ihm Narben hinterlassen, dass es in der Anfangszeit ungewollt war?«
»Grace, das ist albern. Dieses Kind wird sehr, sehr viel Liebe bekommen.«
»Hm. Ich habe trotzdem ein schlechtes Gewissen.«
»Brauchst du aber nicht zu haben.«
»Ich möchte eine gute Mutter sein, aber ich mache mir Sorgen, dass ich alles vermasseln werde.«
»Grace, ich bin die Letzte, die du fragen kannst.«
»Du warst eine gute Mutter.«
»Nein, Grace, das war ich nicht. Das war ich nie.«
Sie war eine gute Mutter, denke ich. Ich weiß, dass ich sie vergötterte, als ich noch klein war. Wendy und ich gingen früher nach der Schule immer zum Spielen zu mir nach Hause, und wir fragten dann Mum, ob wir uns ihre Kleider anschauen dürften. Wir schrubbten uns vorher die Hände, bis sie rot waren, weil wir keine Flecken auf den Stoffen hinterlassen wollten, und ich zeigte Wendy nicht nur die Kleider, sondern auch Fotos von meiner Mutter darin, auf denen sie tanzte. Mum erlaubte uns
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