Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)
Jahren ähnliche Beschwerden und wurde direkt am nächsten Tag gründlich untersucht! London ist nicht mehr das, was es einmal war. Es ist einfach überbevölkert – außerhalb der Stadt wären wir besser bedient. Trotzdem, wir schaffen das schon, nicht wahr, Len? Er nimmt Medikamente, die den Blutdruck senken, aber die kleinste Anstrengung schlaucht ihn total.«
»Du Armer«, sage ich und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
»Seht ihr, ich habe es noch drauf.« Er zwinkert mir zu.
»Und ob. Okay, ich habe gute Neuigkeiten, und da ihr zwei zu den Menschen zählt, die mir auf der ganzen Welt am liebsten sind, sollt ihr es als eine der Ersten erfahren. Ich bin schwanger!«
»O Grace«, flüstert Joan. »Wirklich, Liebes?«
Ich nicke.
»Heiliger Bimbam. Du wirst eine reizende Mutter sein.«
»Und ich wünsche mir sehr, dass ihr zwei meine Taufpaten werdet.«
»Oh.«
Oje. Ich glaube, Len kommen gleich die Tränen. Mist, denke ich, mir auch. Sammeln. Konzentrieren.
»Also, welches Lied wünschst du dir heute?«
»Oh. Joan und ich haben uns vorhin im Wagen darüber unterhalten. Wir haben uns neulich diese Talentshow angeschaut, ENGLAND SUCHT DEN SUPERSTAR . Hast du sie auch gesehen, Grace?«
»Nein.«
»Nun, wir finden, du solltest dich unbedingt bewerben. Mit deiner Stimme, Grace, würdest du sie alle schlagen.«
»Lustig, dass …«, beginne ich.
Ich will eigentlich gerade von meiner Teilnahme bei ESDS erzählen, aber Joan fällt mir ins Wort.
»In der Sendung ist eine junge Frau aufgetreten, ein hübsches Ding. Sie sang Amazing Grace und hat das Finale erreicht. Sie war mit Abstand die Beste in der Runde, aber Len und ich waren uns einig, dass sie nicht mit unserer Grace zu vergleichen ist. Darum wollten wir dich heute bitten, dieses Lied zu singen.«
» Amazing Grace «, krächzt Len.
O nein, bitte nicht. Ich würde Leonard und Joan alles geben, alles auf der ganzen Welt, aber nicht das. Ich kann dieses Lied nicht singen. Ich kann mir dieses Lied nicht einmal anhören .
»Tut mir schrecklich leid, aber das kann ich nicht. Ich kenne den Text nicht«, sage ich rasch. »Wie wäre es mit einem von Leonards Lieblingsliedern? Eins von Fred Astaire.« Und bevor sie die Chance haben zu widersprechen, stimme ich Cheek to cheek an.
60
Ich stehe vor dem Carbuncle mit einem Brief in der Hand. Er ist für Anton. Ich möchte ihn nicht abgeben, aber ich muss.
Lieber Anton,
es tut mir unendlich leid, dass ich mich am Sonntag in deiner Gegenwart so blamiert habe. Ich schäme mich zutiefst. Hoffentlich werde ich irgendwann wieder fähig sein, dir in die Augen zu sehen, aber das könnte eine Weile dauern. Bitte, lass uns so tun, als wäre es nie passiert.
Es tut mir auch sehr leid, dass ich dir sagen muss, dass ich nicht mit dir im ESDS -Finale auftreten kann. Meine Beweggründe haben nichts mit Sonntagabend zu tun. Vielmehr habe ich erfahren, dass eine der Teilnehmerinnen mit Amazing Grace antritt, und wie du vielleicht bemerkt hast, reagiere ich auf dieses Lied sehr speziell. Deshalb halte ich es für klüger, dein Angebot abzulehnen.
Verzeih mir, Anton, ich wünsche dir alles Glück der Welt.
Deine Gracie
Ich schlucke und betrete den Pub, wo ich an der Theke warte, bis der Kellner einen Gast bedient hat. Ich kann Anton nicht entdecken, und ich appelliere an das Universum, dass das so bleibt. Eine Ausgabe des Daily Mirror liegt zusammengefaltet auf dem Tresen. Ich greife danach und falte sie auseinander, um zu erfahren, was in der Welt so los ist. Eine Schlagzeile lautet: AMAZING RUTH . Die Favoritin der Buchmacher für ENGLAND SUCHT DEN SUPERSTAR , Ruth Roberts, bestreitet Gerüchte über US -Plattendeal. Da ist auch ein Foto von ihr, zehn Jahre später. Sie sieht immer noch genauso aus wie früher, nur dass ihre Gesichtszüge schärfer wirken und ihre Brüste größer sind. Es ist unverkennbar Ruth Roberts. Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit ich damals schreiend von der Bühne getragen wurde, auf der sie stand, doch der bloße Anblick ihres Porträts löst dasselbe panische Gefühl in meiner Brust aus wie damals.
Ich schiebe die Zeitung von mir weg. Ein Glück, dass ich von Leonard und Joan gewarnt wurde und das gerade gelesen habe. Das ist ganz sicher ein Zeichen.
Der Barmann lächelt mich an.
»Alles klar, Süße?«
»Ja, danke. Kannst du den hier bitte Anton geben?«, frage ich und gebe ihm den Brief. »Es ist sehr dringend.«
61
»Hilfe! Hilfe! Hilfe!«
Ich habe keinen guten Tag im Büro, also
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