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Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Titel: Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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manchmal auch, ihren Schmuck anzuprobieren. Wir kamen dann über und über mit Schmuck behängt zum Essen, und mein Vater sagte: »Menschenskind, gleich zwei Liz Taylors!« Einmal, als meine Eltern einen Auftritt in Blackpool hatten, luden sie Wendy dazu ein. Mum ließ uns in den Backstagebereich, wo wir ihr beim Schminken zusahen. Wendy schminkt sich heute noch die Augen wie Mum an jenem Tag. Mir kam früher kein einziges Mal in den Sinn, dass ich mit einer schlechten Mutter aufwuchs. Ich weiß, Mum war nicht begeistert von den Gesangswettbewerben, weil sie immer wieder Bemerkungen machte wie »O nein, nicht schon wieder!«, wenn ich ihr davon erzählte, aber im Nachhinein betrachtet, war es sicher anstrengend, ein Kind zu haben, das an den meisten Wochenenden an Orte wie Wolverhampton und Milton Keynes gefahren werden wollte. Früher hat sie mir immer gesagt, dass sie mich liebt. Damit hat sie erst seit Dads Tod aufgehört.
    »Du warst eine gute Mutter«, bekräftige ich.
    »Ich bin mit meinem neuen Laufband sehr zufrieden«, sagt sie, um das Thema zu wechseln, und tätschelt das Gerät, bevor sie absteigt. »Kannst du mir helfen, die neue Hantelbank auszupacken?«
    »Klar. Wie viel hat das neue Zeug gekostet?«
    »Oh, es war recht teuer. Aber ich benutze es regelmäßig, also ist es das wert.«
    »Verstehe. Aber du bist doch jetzt aus dem Schneider, finanziell betrachtet, oder?«
    »Ja, alles okay.«
    »Du musst nämlich bald die erste Rate zurückzahlen.«
    »Das weiß ich alles, Grace. Ich habe mir einen Haufen Bücher zum Thema Existenzgründung gekauft, meine wunderbare neue Nähmaschine wird nächste Woche geliefert.«
    »Okay. Solange du klarkommst.«
    »Grace.« Ich höre an ihrem Ton, dass sie allmählich sauer wird. »Ich komme schon zurecht.«

59
    »Danke, Dad«, sage ich leise. Ich war heute in der Stadt, um einen Strauß Pfingstrosen für sein Grab zu kaufen. Ich kann mich nicht erinnern, ob Dad Pfingstrosen mochte, aber ich mag sie. »Die sind von mir und BB . BB steht übrigens für Babybohne und nicht für Big Brother . Kannst du dich an die Sendung erinnern? Die läuft jetzt nicht mehr. Nein, BB ist dein Enkelkind. Es wird dich freuen zu hören, dass BB bis jetzt ein sehr artiges kleines Ding ist.« Ich lächle. »Mum ist fantastisch. Was auch immer du zu ihr gesagt hast, sie ist jetzt ganz anders. Viel, viel stärker. Liebevoll. Glücklich. Ich glaube, das Geld hat ihr wirklich geholfen, und auch der Umstand, dass sie alles allein geregelt hat. Außerdem eröffnet sie ihre eigene Schneiderei. Gut, nicht? Beziehungsweise wird es bestimmt gut, wenn sie endlich anfängt, Kleider zu nähen, statt ihre Zeit damit zu vertrödeln, einen Namen für ihr Geschäft zu finden. Und du bist nach wie vor hier unter der Weißbirke. Man hat dich nicht überteert. Und – das wird dir hoffentlich gefallen – ich werde an einem Gesangswettbewerb teilnehmen und im Fernsehen auftreten. Die Sendung heißt ENGLAND SUCHT DEN SUPERSTAR .«
    Ich höre, dass Leonard und Joan näherkommen, also beuge ich mich dicht an den Grabstein und flüstere: »Hab dich lieb.« Dann stehe ich auf. »Hallo, ihr zwei«, sage ich und wirbele herum. »Ich habe ein paar …«
    Ich wollte eigentlich »gute Neuigkeiten« sagen, aber ich gerate ins Stocken. Mit Leonard stimmt etwas nicht. Er hat nicht die richtige Gesichtsfarbe. Normalerweise schimmert seine Haut rosig, heute sieht sie dagegen regenverhangener-Himmel-grau aus.
    »Hallo, Grace«, sagt Joan mit einem Lächeln, das sie, wie ich ihr ansehen kann, Mühe kostet.
    »Fühlst du dich nicht gut, Len?«, frage ich und gehe zu ihm, um ihn zu stützen.
    Er bewegt sich sehr langsam, und ich kann seinen schweren Atem hören. Er schnauft, als wäre er erschöpft, dabei ist er nur die kurze Strecke vom Parkplatz bis hierher gelaufen. Das ist völlig untypisch für ihn. Normalerweise legt er die Entfernung im Hüpfschritt zurück.
    »Er hatte eine schlimme Woche, nicht wahr, Len?«, sagt Joan.
    Len nickt, während wir ihn auf Alfred George setzen. Wir treten einen Schritt zurück und sehen ihn an.
    »Wart ihr beim Arzt?«
    »Wir sind zu einem Spezialisten ins Krankenhaus überwiesen worden. Lens Blutdruck ist viel zu hoch.«
    »Nun, der Spezialist sollte das sicher beheben können, oder nicht?«
    »Der Termin ist erst in zweieinhalb Wochen. So schlimm war es noch nie. Ich kann mich nicht erinnern, dass Mum jemals so lange auf einen Termin hat warten müssen. Elaine in Dorset hatte vor ein paar

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