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Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)

Titel: Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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überhaupt nichts Positives. Erst allmählich – und zwar sehr langsam – begann ich, das Positive wiederzufinden. Aber ich musste danach suchen. Ein Aushilfsjob samstags in einer Immobilienagentur war positiv, dass Danny Saunders mit mir gehen wollte, war positiv, mein Fünfjahresplan war positiv und meine wöchentlichen Besuche am Grab waren positiv. Aus diesem Grund bin ich heute hier auf dem Friedhof. Ich hätte auch im Bett bleiben können, aber das habe ich nicht getan. Ich bin aufgestanden, weil ich nicht wollte, dass das Negative überhandnahm.
    Ich habe heute einen extra Strauß mitgebracht, für mein Baby. Ich weiß nicht, was ich singen werde. Jedenfalls nicht Tears in heaven . Bestimmt nicht. Na ja, vielleicht doch, aber erst, wenn Leonard und Joan weg sind. Ich möchte nicht, dass sie mich weinen sehen.
    Ich gehe zu der Weißbirke. Wenigstens ist mir das hier geblieben. Ich werde auch in Zukunft hierherkommen können, und das ist immerhin etwas. Ich entdecke Joan, die am Grab ihrer Mutter steht. Ich halte mich einen Moment lang zurück. Sie sieht älter aus, als mir jemals aufgefallen ist. Sie muss um die siebzig sein, Leonard ist etwas älter. Ich trete näher. Von Len ist nichts zu sehen.
    »Hallo«, rufe ich, bemüht, fröhlich und normal zu klingen.
    »Oh, Grace, hallo.«
    Joan dreht sich zu mir um, und ich sehe ihr Gesicht, faltig und ungeschminkt. Ich habe sie noch nie ungeschminkt gesehen. Es kommt mir vor, als könnte ich den Schädel unter ihrer Haut erkennen.
    »Wie geht es dir?«
    »Mir geht es gut, Liebes, aber der arme Len ist im Krankenhaus.«
    »Nein! Warum?«
    »Er hatte gestern Abend einen Schlaganfall, Liebes.«
    »Oh, Joan.«
    »Ich wollte nur, dass du Bescheid weißt.«
    »Danke. Wo liegt er denn?«
    »Im St. Mary’s.«
    Dort war ich gestern Abend auch.
    »Kann ich ihn besuchen?«
    »Ich würde noch eine Woche warten.«
    »Ist es so schlimm?«
    »Ich glaube schon, Engelchen. Ich glaube schon.«
    »Das tut mir schrecklich leid.«
    »Nun, wir wussten, dass er gefährdet ist, bei seinem Bluthochdruck. Es war nicht gerade hilfreich, dass wir wieder Besuch von SJS Bau bekommen haben. Dieses Mal war es der Junior. Verglichen mit ihm ist der Alte ein zweiter Gandhi.«
    »Gott! Was ist passiert?«
    »Wie du weißt, ging es Len nicht gut. Gestern Morgen stand plötzlich dieser junge Mann vor unserer Tür und versuchte uns wieder zu überreden, dass wir die Grabstelle abtreten. Erpressung nenne ich das. Ich sollte jetzt besser wieder zu Len. Ich wollte nur nicht, dass du dir Sorgen machst.«
    »Ist er im St. Mary’s gut aufgehoben?«
    »Du weißt ja, das ist ein riesiges Krankenhaus mitten in der Stadt. Dort herrscht reger Betrieb.« Sie schenkt mir ein resigniertes Lächeln. »Es ist in Ordnung.«
    Sie geht auf mich zu, und wir umarmen uns.
    »Sehen wir uns nächste Woche?«
    »Ich werde versuchen zu kommen. Aber falls ich nicht komme, mach dir keine Sorgen.«
    »Okay. Ciao. Richte Len liebe Grüße von mir aus.«
    Ich sehe ihr nach, während sie sich entfernt.
    »Joan!«
    Sie wendet sich um.
    »Joan, vielleicht solltest du das Angebot von der Baufirma annehmen und mit Len nach Dorset ziehen. Da gehört er hin, an die frische Luft, direkt ans Meer. Das hätte sich auch eure Mutter gewünscht. Und mein Vater ebenso, das weiß ich, und auch Alfred hier mit seiner Syphilis. Ich werde meiner Mutter sagen, dass sie das Geld nehmen soll.«
    Joan starrt scheinbar eine Ewigkeit durch mich hindurch.
    »Das könnte ich dir niemals antun.«
    »Aber es ist mein Wunsch. Diese Schweine haben schon genug Schaden angerichtet. Also können wir auch genauso gut ihr Geld annehmen.«
    »Lass mich erst einmal darüber nachdenken, Grace. Ich danke dir.«

68
    Ich dachte, die Rettung der Gräber sei ein Klacks. Ich dachte, dass es falsch sei, einen Teil des Friedhofs zu zerstören, und dass es richtig sei, für seinen Erhalt zu kämpfen. Wirklich? Hätte ich meine Mutter einfach die Abfindung annehmen lassen, wäre sie jetzt nicht in dieser Verfassung, und Lens Zustand wurde erst kritisch durch den ganzen Stress, der damit verbunden war. Ich hätte mein Kind vielleicht nicht verloren, wenn ich nicht an jenem Abend herumgehetzt wäre, um die viertausend Pfund aufzutreiben. Ich war der Katalysator für diese Katastrophe. Ich. Vielleicht hatte der Kerl von SJS Bau ja Recht, und ich war tatsächlich egoistisch.
    Ich parke vor meiner Wohnung. Ich werde mich für den restlichen Tag ins Bett verkriechen. Mum wollte

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