Liebe lieber lebenslänglich: Roman (German Edition)
Luxusgegenstände im Internet zu kaufen, aber genug, um zurechtzukommen. Wir werden gemeinsam überlegen, wie viel du brauchst.«
»Ich brauche mindestens die zwanzigtausend Pfund, die SJS Bau mir bietet.«
»Ich werde dir das Geld besorgen«, sage ich, obwohl es mir Herzklopfen verursacht. »Ich werde es für dich auftreiben, damit du Dads Grab nicht verkaufen musst.«
Meine Mutter erwidert nichts darauf, wir starren uns an. Nicht wütend, nicht eisig, nur neugierig, als würden wir uns zum ersten Mal begegnen und das Gefühl haben, uns irgendwoher zu kennen.
»Ich werde jetzt die Briefe aus dem Karton im Arbeitszimmer öffnen, Mum. Ich werde mir einen Überblick verschaffen, wie viel du wem schuldest, und dann ein paar deiner Gläubiger kontaktieren. Lass uns sehen, ob ich deine finanzielle Situation in den Griff kriege.« Ich gehe zur Tür. »Und wenn du dir einen Tee kochst oder irgendwann mit einem Gin liebäugelst …«
»Du bist sehr stark, Grace«, sagt meine Mutter leise.
Ich bin mir nicht sicher, aber ich meine, einen bewundernden Unterton in ihrer Stimme zu hören. Ich sehe sie an und lächle.
»Ich hab dich lieb, Mum«, sage ich.
Sie sagt nicht »Ich dich auch«, aber sie nickt und sieht mich an, als wäre ich nicht so übel, wie sie immer befürchtet hat.
»O Schatz, dein Handy.«
Sie deutet auf mein Handy, das auf dem Küchentisch vibriert. Ich nehme es an mich. Es ist eine SMS von Danny:
Muss mit Dad reden. Fahre mit dem Zug nach Wales. Habe Montag Urlaub. Bin Montagabend zurück. Melde mich später. Lg
» Alles in Ordnung?«, fragt Mum, als ich ein verwirrtes Gesicht mache.
Danny fährt nie ohne mich zu seinen Eltern. Warum ruft er nicht an? Warum teilt er mir per SMS mit, dass ich ihn das ganze Wochenende nicht sehen werde?
»Ja, ja, alles okay. Das ist nur Dan«, antworte ich.
Als ich Dads Arbeitszimmer betrete und das Licht anschalte, habe ich das Gefühl, eine wichtige Mutter/Tochter-Kurve umschifft zu haben. Nun, vielleicht noch nicht ganz umschifft, schließlich reden wir hier von Gracie und Rosemary Flowers, aber zumindest habe ich schon einmal den Blinker gesetzt. Das ist immerhin ein Anfang. »Du bist sehr stark, Grace«, hat sie gesagt. Das ist das Netteste, was sie seit Langem zu mir gesagt hat. Allerdings wünschte ich, ich würde mich auch so fühlen. Ich fühle mich nämlich im Moment labil. Ich bekomme wohl meine Tage.
25
Es fühlt sich komisch an, ohne Danny auszugehen, auch wenn ich nur drüben im Carbuncle bin. Eigentlich müsste ich mich wohler fühlen, schließlich ist der Pub mein zweites Zuhause, und wenn ich mit Dan hier bin, ist er ohnehin meistens draußen und raucht oder fachsimpelt mit anderen Kerlen über Fußball. Aber ich werde das seltsame Gefühl nicht los, dass ich etwas vergessen habe. Etwas wie meine Handtasche oder mein Höschen – tatsächlich ist es mein Freund.
Trotzdem habe ich einen schönen Abend. Wendy und ich sitzen im Restaurantbereich, wo wir uns zuerst gebackenen Camembert gegönnt haben, weil es nichts Vergleichbares gibt, um ein Mahl zu eröffnen. Als Hauptspeise gab es Coq au Vin, nach einem alten Rezept von Antons französischer Großmutter, das einfach fantastisch schmeckt und mit Kartoffelpüree serviert wird, und zum Nachtisch haben Wendy und ich uns einen Apfel-Rhabarber-Crumble geteilt.
Anton steht heute nicht selbst in der Küche, weil er seinen freien Tag hat. Ich hatte mich eigentlich gefreut, ihn wiederzusehen, aber wahrscheinlich ist es besser, dass er nicht hier ist. Ich habe das Bild heute Nachmittag, nach dem Besuch bei meiner Mutter, für ihn abgegeben. Ich war ziemlich nervös und habe geschwitzt, und statt nach Anton zu fragen, habe ich es einfach einem seiner Mitarbeiter gegeben, mit der Bitte, es ihm auszuhändigen. Dann habe ich mich flott aus dem Staub gemacht. Freddie, Antons Sohn, ist heute auch nicht da, weshalb Wendy und ich den Großteil des Abends damit verbringen, uns darüber zu unterhalten, dass Wendy ihn heiraten möchte. Wendys Besessenheit von Freddie ist eigenartig. Als wir das erste Mal das Carbuncle betraten und ich dachte, o ja, hier fühle ich mich heimisch, hier möchte ich hinziehen, sagte Wendy: »Siehst du den Typen dort drüben, den mit den Sommersprossen und dem halben Guinness? Der ist perfekt.« Ich mache mir ernsthaft Sorgen um Wendy, denn obwohl sie mit nicht wenigen Männern geschlafen hat und grundsätzlich mit jedem eifrig flirtet, ist sie nicht fähig, in Gegenwart von Freddie
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