Liebe, Lust und Lesebrille
immer wiederkehrende Konflikte rund um das Thema »Neid« haben, sollten sich prüfen, inwiefern die Partner möglicherweise miteinander in Konkurrenz stehen. In der Regel sind Partner so stark miteinander identifiziert, dass sie den Erfolg des anderen auch als eigenen Erfolg erleben. So kann sich eine Hausfrau durchaus im Glanze ihres erfolgreichen Managerehemanns sonnen oder ein Hausmeister stolz auf die Leistungen seiner Ehefrau sein, die Ärztin ist.
Je nach eigener Befindlichkeit kann aber natürlich auch mal Neid auf den Erfolg des anderen auftreten. Das kann mit der eigenen als schwierig erlebten beruflichen Situation oder dem mangelnden Selbstwertgefühl zu tun haben. Auch kann es Ängste und Eifersucht auslösen, wenn z. B. die Partnerin nach langen Jahren des »Zuhauseseins« wieder arbeiten geht und dabei plötzlich aufblüht.
Besonders häufig liegt heftigen Konkurrenzkämpfen innerhalb der Partnerschaft aber ein unbewältigter Geschwisterkonflikt zugrunde.
Wenn Sie in Ihrer Partnerschaft also viel mit Neid, (gefühlter) Missgunst oder dem Gefühl, immer zu kurz zu kommen, zu tun haben, so könnten Sie einmal einen Blick auf Ihre Geschwistergeschichte werfen:
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Blick in die Vergangenheit: Meine Geschwistergeschichte
Wie habe ich mich mit meinen Geschwistern gefühlt? Mit wem habe ich mich am meisten gestritten? Mit wem habe ich um die Gunst der Eltern gebuhlt?
An welcher Stelle bin ich als Kind zu kurz gekommen? Was haben meine Geschwister bekommen, was ich nicht bekommen habe?
Wer war das Lieblingskind meiner Mutter, meines Vaters? Woran habe ich das gemerkt?
Gibt es Parallelen zwischen meinem Erleben als Kind und meinem Erleben als Erwachsener in meiner Partnerschaft?
Wenn Sie hier durchaus Parallelen finden, wäre es hilfreich, mit Ihrem Partner darüber ins Gespräch zu kommen.
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Die »dunkle Seite der Macht«: Wie unbewusste Schuldgefühle unsere Beziehungen unterlaufen
Schuldgefühle spielen in vielen Partnerschaften eine große Rolle, ohne dass sie jemals ans Tageslicht kommen würden. Dabei haben sie eine ungeheure Macht und können sehr destruktive Kräfte freisetzen.
Menschen, die schon in ihrer frühen Kindheit unter heftigen Schuldgefühlen gelitten haben, entwickeln häufig in der Folge ein negatives Selbstbild: Sie fühlen sich schnell schuldig daran, wenn es jemandem schlecht geht, und neigen zusätzlich zu wiederholter Selbstbestrafung.
So kann ein Mensch, der schon seit Kindesbeinen an unter Schuldgefühlen leidet, immer wieder unbewusst Situationen herbeiführen, in denen er sich wieder schuldig und schlecht fühlt. Zum Beispiel kann sich ein so strukturierter Mann seiner Frau gegenüber wiederholt derart ignorant und lieblos zeigen, dass sie ihm irgendwann wutentbrannt vorwirft, ein schlechter Ehemann zu sein. Durch diesen unbewusst provozierten Prozess lässt sich der Mann durch seine Frau sozusagen das eigene negative Selbst- und Weltbild bestätigen. Schuldgefühle sorgen nahezu eigendynamisch für ihre dauerhafte Aufrechterhaltung – wenn dieser Teufelskreis nicht bewusst durchbrochen wird.
Weil Menschen, die schnell Schuldgefühle entwickeln, diese auch schon im Vorfeld abzuwehren versuchen, sind sie auch oft geneigt, die Schuld bei anderen zu suchen. Das in Beziehungen so beliebte Schwarze-Peter-Spiel trägt aber nicht zur Problemklärung bei, sondern vertieft die Kluft zwischen streitenden Parteien und verhärtet unterschiedliche Positionen. Schuldgefühle und Schuldzuweisungen sind also zwei Seiten einer Medaille.
Wenn Sie sich also häufig in Debatten rund um das Thema »Schuld« miteinander verhaken, beschäftigen Sie sich doch einmal mit folgenden Fragen:
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Schuldgefühle – welche Rolle spielen sie in meinem Leben?
In welchen Situationen fühle ich mich sofort schuldig? Wie reagiere ich dann?
Wann bin ich geneigt, meinem Partner die Schuld für etwas in die Schuhe zu schieben? Was hat das womöglich mit mir zu tun?
Wann habe ich mich das erste Mal schuldig gefühlt? Wer hat mir das Gefühl vermittelt, schuldig zu sein? Wie hat sich das angefühlt und was hat das in mir ausgelöst?
Was tue ich in meinem Alltag, um mich (bloß) nicht schuldig fühlen zu müssen?
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Zynismus, Demütigung und Co: Gegenseitige Abwertung als Ausdruck einer Selbstwertproblematik
Wer selbst im Grunde seines Herzens nicht viel von sich hält und ein nur mangelhaft ausgeprägtes Selbstwertgefühl hat, kann es erfahrungsgemäß auch schlecht ertragen, dass andere mehr wert sein
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