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Liebe, Lust und Lesebrille

Liebe, Lust und Lesebrille

Titel: Liebe, Lust und Lesebrille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Roemer
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sollen. Infolgedessen beginnt er oder sie, andere abzuwerten. Das kann man hervorragend, indem man z. B. die Leistung einer Person madig macht oder ihren Erfolg kräftig durch den Kakao zieht.
    Die Entwertung eines Partners dient dann in erster Linie der eigenen emotionalen Entlastung. Sie geht freilich auf die Kosten des anderen, der sich dadurch natürlich gedemütigt fühlt. Die Abwertung des Partners ist auf Dauer wunderbar dazu geeignet, die Beziehung nachhaltig zu ruinieren. Hat der Partner selbst mit Selbstentwertungstendenzen zu tun (was fast immer der Fall ist!), dann bestätigen sich die Partner sozusagen gegenseitig immer wieder ihre vermeintliche Wertlosigkeit.
    Wenn Sie auch das Gefühl haben, dass in Ihrer Partnerschaft das Thema »Abwertung« eine Rolle spielt, sollten Sie sich mit folgenden Aspekten befassen:
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    Spüren Sie Abwertungstendenzen in Ihrer Partnerschaft auf!
Wann fühle ich mich von meinem Partner/meiner Partnerin entwertet oder »heruntergemacht«?
Wie schafft er/sie es, dass ich mich so fühle?
Habe ich mich schon früher oft so gefühlt?
Was muss ich tun, damit sich mein Partner/meine Partnerin von mit herabgewürdigt und entwertet fühlt?
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    Das Thema »Entwertung« kann sehr destruktive Verhaltensstrukturen in Beziehungen hervorrufen. Suchen Sie sich professionelle Hilfe, wenn Sie sich dauerhaft gedemütigt fühlen oder Sie das Gefühl haben, selbst oft andere entwerten zu müssen, um sich besser zu fühlen.
»Ich weiß gar nicht, was du willst!« – das Aussitzen von Problemen als passive Aggression
    Wenn Partner sich gegenseitig etwas dauerhaft verweigern, handelt es sich um sogenannte passive Aggression. Ständig Probleme auszusitzen, statt sie anzupacken, bestimmte paarspezifische Themen nicht an sich herankommen zu lassen, sich klammheimlich aus der gemeinsamen Sexualität zu stehlen oder gegebene Versprechungen regelmäßig nicht zu halten, kann durchaus als Unterminierung der Partnerschaft interpretiert werden. In der Regel handelt es sich dann um unbewusste Reaktionen auf eine gefühlte Provokation, mit der der passiv Aggressive aus verschiedenen Gründen nicht offensiv umgehen kann.
    Ein Beispiel:
    Frau C. bittet ihren Mann darum, den Rasen zu mähen. Er verspricht ihr, das am Wochenende zu tun. Er tut es aber nicht, sondern trifft sich mit Freunden und hat auch sonst noch allerlei zu erledigen. Frau C. ist enttäuscht und ärgerlich und stellt ihn zur Rede. Herr C. hat allerlei Ausreden und findet seine Frau vorwurfsvoll und ihre Vorhaltungen übertrieben. »Dann mähe ich halt den Rasen nächstes Wochenende. Wo ist das Problem?« Das wiederum macht Frau C. noch ärgerlicher.
    In einer Beratung stellt sich mit der Zeit heraus, dass sich Herr C. von seiner Frau dominiert fühlt und »ganz tief drinnen« das Gefühl hat, sich gehen sie wehren zu müssen. Da er aber nicht den Mut hat, sich offensiv gegen seine Frau zu »wehren«, muss er ihre Wünsche und Forderungen sozusagen subversiv unterlaufen. Indem er dies tut, gibt er seinem unterdrückten Ärger Ausdruck, ohne allerdings dafür die Verantwortung übernehmen zu müssen. Bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, dass Herr C. auf die Bitten und Forderungen seiner Frau genauso trotzig reagiert, wie er als Kind auf die Forderungen seiner Mutter reagiert hat.
    Herr C. reflektierte in einem weiteren Beratungsprozess nun seine Kindheitserlebnisse. Er konnte einsehen, dass er in seiner Frau eigentlich seine dominante Mutter bekämpfte, ohne das geahnt zu haben.
»Nähe? Nein danke!« – wie versteckte Ängste Intimität verhindern
    Ein großes Thema bei Paaren ist die Angst vor Kontrollverlust und vor zu großer Nähe. Wenn jemand in der Kindheit traumatische Trennungserfahrungen gemacht hat, so neigt er dazu, in späteren Jahren schmerzliche Trennungserfahrungen verhindern zu wollen. Das beste Mittel dazu ist freilich, sich die geliebten Personen möglichst auf Distanz zu halten, in der irrigen Hoffnung, eine mögliche Trennung wäre dann weniger schmerzhaft.
    Man kann diese Aufgabe auch an den Partner delegieren, indem man sich einen aussucht, der ebenso auf eine gewisse Distanz Wert legt. Das Problem ist auch dann nach außen verlagert: Wenn der eine sich beschweren kann, dass der anderen keine Nähe zulässt, braucht er selbst sich über die eigenen Ängste gar nicht klar zu werden. Als Faustregel gilt: Wer sich einen Partner mit ausgeprägter Angst vor Nähe ausgesucht hat, leidet in der Regel selber unter der

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