Liebe mit beschrankter Haftung
Ordnung, Geld und Hausarbeit, eventuelle gefährliche Hobbys, solche Sachen halt.« Kati schweigt und ich möchte wetten, dass sie jetzt doch ein bisschen beeindruckt von mir ist. »Na, das hättest du nicht erwartet, was?«
»Ehrlich gesagt nicht. Und was ist dabei herausgekommen?«
»Er ist der perfekte Genpool«, sage ich betont sachlich, obwohl ich es am liebsten laut herausjubeln würde. Denn der Mann ist einfach zu gut, um wahr zu sein. »Und das Beste ist, dass er von meiner Idee total begeistert war.«
»Na, wenigstens einer«, unkt Kati, aber ich überhöre ihren Kommentar heroisch.
»Marko ist ein echter Familienmensch, und eigentlich hat er den Traum von eigenen Kindern nur aufgegeben, weil er Angst hatte, irgendwann als Wochenendpapa zu enden, der bloß noch zahlt, seine Kinder aber nie zu Gesicht bekommt. Mit mir kann ihm das nicht passieren. Wir regeln das alles vertraglich. Bis das Kind volljährig ist, sind wir eine Familie und leben zusammen in einer Wohnung.«
»Hm.« Offensichtlich beginnt Katis Widerstand zu erlahmen. »Sag mal, habt ihr schon mal darüber gesprochen, wie ihr das Kind zeugen wollt?«, wechselt sie das Thema.
»Ganz normal eben.«
»Du willst mit ihm ins Bett?«
»Warum denn nicht? Schließlich sind wir zwei erwachsene, gesunde Menschen.«
»Und ich nehme an, er ist ziemlich gutaussehend?«
»Ja, schon.«
»Aha.«
»Was heißt denn hier aha?«
»Ach, nichts. Das hattest du bloß noch gar nicht erwähnt.«
Im Laufe der nächsten Woche treffen Marko und ich uns jeden Tag, um einander besser kennenzulernen. Ich besuche ihn in seiner perfekten Wohnung, treffe seine perfekte Familie und überzeuge mich davon, dass in seinem Immobilienbüro ebenfalls alles perfekt läuft. Wie konnte mir nur ein solcher Glücksgriff gelingen, frage ich mich, während ich am folgenden Samstag gemeinsam mit Idefix um kurz vor zwölf vor meiner Haustür stehe und auf Marko warte. Das hätte mir mal jemand erzählen sollen, als er sich in der Kirche neben mich auf die Bank gedrängelt und mir einen Vortrag über die Sinnlosigkeit der Liebe gehalten hat. Wie unsympathisch ich ihn damals noch fand! Ganz offensichtlich ist der erste Eindruck nicht immer der richtige. Marko hat sich als netter, humorvoller Mann entpuppt und ich freue mich wahnsinnig darauf, mit ihm eine Familie zu gründen. Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. Exakt in dem Moment, als sich Stunden-, Minuten- und Sekundenzeiger genau über der Zwölf befinden, biegt ein blitzsauberer, schwarzer Audi um die Ecke und hält direkt vor mir. Zwei Sekunden später steigt Marko aus und strahlt mich an.
»Guten Morgen, du zukünftige Mutter meiner Kinder.«
»Guten Morgen.« Wie das klingt. Die Mutter seiner Kinder. Marko reißt die Beifahrertür auf, um mich mit einer angedeuteten Verbeugung einsteigen zu lassen. »Komm, Idefix.« Auf der Rückbank sehe ich einen in Papier eingeschlagenen Blumenstrauß liegen.
»Für deine Mutter.« Ich schmelze dahin.
»Oh, wie nett von dir.«
Klassische Musik dudelt leise aus dem Radio, ich lehne mich entspannt zurück und blicke in den strahlend blauen Himmel, während wir aus Hamburg hinausfahren. Ich hoffe so sehr, dass Marko meine Eltern mögen wird. Und sie ihn natürlich auch. Immerhin ist noch nicht alles unter Dach und Fach. Noch bin ich nicht schwanger, sodass jeder von uns noch einen Rückzieher machen kann. Was mir im Traum nicht einfallen würde. Sicher, wir kennen uns erst seit ein paar Tagen, trotzdem bin ich mir ganz sicher, dass Marko der ideale Partner für mein Vorhaben ist. Verstohlen betrachte ich ihn von der Seite. Er schaut mich an und ich werde rot, weil er mich dabei ertappt hat, wie ich ihn anstarre.
»Ist es meine Frisur?«, fragt er und wirft einen Blick in den Rückspiegel. Erst jetzt fällt mir auf, dass er sein wildgelocktes Haar mit viel Gel gebändigt hat. »Ich wollte einen guten Eindruck bei deinen Eltern machen. Sieht es zu schleimig aus?«
»Mach dir keine Gedanken, du siehst gut aus«, beruhige ich ihn.
»Danke. Du übrigens auch.«
»Dankeschön. Da vorne müssen wir rechts.« Marko biegt in die Straße ein, an deren Ende sich der Bauernhof meiner Eltern befindet.
»Schneewittchengasse? Das ist ja süß.«
»Nicht wahr?«, freue ich mich. »Und dazu ist Schneewittchen auch noch … na ja, so was wie mein Spitzname. Also, mein bester Freund nennt mich immer so.«
»Schneewittchen. Na klar, das macht Sinn.«
Alles läuft wunderbar. Idefix ist, kaum
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