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Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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bin ich etwas begriffsstutzig, aber warum sollte sich eigentlich irgendjemand darauf einlassen?«
    »Na, aus demselben Grund wie ich. Weil er begriffen hat, dass man auf der Grundlage eines so flüchtigen Gefühls wie Verliebtheit kein stabiles Familienleben führen kann.«
    »Du klingst ein bisschen wie ich. Vorher.« Wieder streichelt sie ihren Bauch.
    »Vielleicht hattest du in manchen Punkten gar nicht mal so Unrecht. Also, wie gesagt, ich könnte eine Anzeige aufgeben. Oder es über Facebook versuchen. Kann ich noch einen Cappu haben? Irgendwie bin ich immer noch müde.«
    »Das liegt daran, dass der koffeinfrei ist«, erklärt sie und nimmt mir die Tasse aus der Hand. »Sorry, aber ich hab keinen anderen da. Jetzt mal ganz im Ernst, Mia«, sie sieht mich streng an, »es ist ja schön und gut, dass du beschlossen hast, die ganze Beziehungskiste ein bisschen realistischer und erwachsener anzugehen. Aber musst du denn wirklich gleich ins andere Extrem umschlagen? Meinst du nicht, es gibt noch eine Zwischenlösung zwischen Rosamunde Pilcher und dem, was du jetzt vorhast?«
    »Nein, das meine ich nicht.«
    »Und du glaubst wirklich, dass zwei Menschen, die den Glauben an die Liebe verloren haben, ein gutes Elternpaar abgeben? Hättest du gerne solche Eltern?«
    »Was hast du da gerade gesagt?« Ich setze mich kerzengerade auf und sehe sie gespannt an.
    »Ob du gerne solche Eltern hättest«, antwortet sie verwirrt.
    »Nein. Davor.«
    »Ob du denkst, dass zwei Leute, die nicht an die Liebe glauben …« Noch bevor sie den Satz zu Ende gesprochen hat, springe ich so heftig auf, dass der Küchentisch gefährlich wackelt.
    »Das ist es«, rufe ich, »Kati, du bist genial. Jetzt weiß ich, wo ich den Mann herbekomme.«
    »Tatsächlich?« Irritiert sieht sie mich von unten herauf an. »Woher denn?«
    »Ich muss ihn natürlich erst fragen, aber dann …« Plötzlich fügt sich meine Zukunft vor meinem inneren Auge wie ein Puzzle zusammen. Ich sehe meine kleine Familie bildlich vor mir, ein Mädchen mit dunklen Locken, einen Jungen mit stahlblauen Augen, den Augen seines Vaters. Aber erst muss ich Kontakt zu ihm aufnehmen. Ihn von meiner Idee überzeugen. »Ich habe ein gutes Gefühl bei der Sache«, verkünde ich und greife nach meiner Handtasche und der Jacke.
    »Willst du schon gehen? Du bist doch gerade erst gekommen.«
    »Ich weiß, tut mir leid, ich muss mich jetzt darum kümmern.«
    Ich bin schon halb auf dem Flur, als sie mir hinterherruft: »Aber sag mir doch wenigstens …«
    »Keine Zeit. Ich ruf dich an.« Gerade will ich die Haustür hinter mir schließen, als ich ein klägliches Jaulen vernehme. Ups. Ich öffne die Türe wieder und sehe Kati in ihrem Flur stehen, Idefix auf dem Arm. Ich weiß nicht, wer von den beiden vorwurfsvoller guckt.
    »Willst du deinen Hund nicht mitnehmen?«
    »Äh, doch, natürlich.« Sie lässt ihn runter, und er kommt mit leidendem Gesichtsausdruck auf mich zugehoppelt. »Sorry, Idefix.«
    »Hoffentlich wirst du nicht eine von diesen Müttern, die ihr Kind im Supermarkt vergessen.«
    Schon drei Tage später habe ich eine Verabredung mit dem potentiellen Vater meiner Kinder. Dem Mann, der nicht an die Liebe glaubt. Und der sofort auf meine SMS reagiert hat und bereit war, sich mit mir zu treffen. Natürlich bin ich nicht gleich mit der Tür ins Haus gefallen, deshalb ist mir durchaus klar, dass wir beide dieses Date unter vollkommen unterschiedlichen Vorzeichen sehen. Er will Sex, ich ein Kind. Aber das eine hat ja mit dem anderen ziemlich viel zu tun. Dennoch bin ich nervös, als ich um kurz vor sieben mit Idefix an der Leine durch die Hamburger Schanze stöckele. Das Treffen mit Marko habe ich zum Anlass genommen, mich seit langer Zeit mal wieder richtig aufzubretzeln. Schließlich soll er gleich sehen, dass eine Frau mit exzellentem genetischen Material vor ihm sitzt. Unter meinem Mantel trage ich ein figurbetonendes, schwarz-weißes Kleid von Vive Maria und dazu hochhackige Stiefeletten, meine kinnlangen Haare, die ich normalerweise glatt trage, habe ich nach dem Waschen auf dicke Wickler gedreht, sodass ich jetzt einen weich gelockten, strubbeligen Bubikopf habe. Dazu mehrfach getuschte, schwarze Wimpern, das lässt die Augen größer erscheinen, und ein roter Kussmund. Tatsächlich ernte ich den einen oder anderen Blick auf dem Weg zum Café »Loretta«, in dem ich mich mit Marko verabredet habe. Ich betrete das in Kerzenschein getauchte Bistro mit dem rot-goldenen Interieur

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