Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
Vom Netzwerk:
und sehe mich suchend um. Das scheint ja ein echter Insider-Tipp für Pärchen zu sein. An fast jedem der runden Holztische sitzen sich ein Mann und eine Frau gegenüber, halten Händchen und sehen sich verliebt in die Augen. Ich lasse meinen Blick weiter schweifen, entdecke Marko schließlich ganz hinten in der Ecke und gehe am Tresen mit dem mich freundlich begrüßenden Barkeeper vorbei auf ihn zu. Jetzt hat er mich auch gesehen und erhebt sich.
    »Hallo!« Noch während ich fieberhaft überlege, welche Art von Begrüßung wohl angebracht wäre, Handschlag, Küsschen auf die Wange, oder doch nur ein höfliches Kopfnicken, schließt er mich in seine Arme und küsst mich sanft auf die Lippen. Na schön, warum eigentlich nicht? Ich erwidere seinen Kuss, bis Idefix eifersüchtig an uns hochspringt und uns so zum Aufhören zwingt. »Nanu, wer ist denn das?«, fragt Marko und beugt sich zu ihm hinunter, während ich auf meinen hohen Absätzen gleichermaßen um mein Gleichgewicht wie meine Fassung ringe.
    »Aus, Idefix«, weise ich meinen Hund zurecht, aber Marko winkt lächelnd ab.
    »Er will dich bloß beschützen. Das kann ich gut verstehen.«
    »Tatsächlich?« Ich werde ein bisschen rot und schäle mich umständlich aus meinem Mantel, den er mir formvollendet abnimmt und zur Garderobe trägt. Ich setze mich auf den kleinen, mit rotem Samt bezogenen Sessel, lasse Idefix Platz machen und sehe Marko lächelnd entgegen. Er sieht wirklich wahnsinnig gut aus. Groß, mit breiten Schultern und schmalen Hüften, dazu das volle, lockige Haar und die strahlend blauen Augen.
    »Ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet, dass du dich bei mir melden wirst«, sagt er und lässt sich mir gegenüber nieder, »ich hatte sogar befürchtet, dass du meine Direktheit unverschämt und beleidigend finden könntest.« Wo er Recht hat, hat er Recht. Dennoch mache ich eine wegwerfende Handbewegung.
    »Ganz im Gegenteil. Ich schätze Aufrichtigkeit«, wähle ich meine Worte mit Bedacht, »und deshalb will ich auch selber gar nicht lange um den heißen Brei herumreden.« Verdutzt sieht er mich an und lässt die in dunkelbraunes Leder gebundene Speisekarte, die er mir eben reichen wollte, sinken. Dann verzieht sich sein markantes Gesicht zu einem amüsierten Lächeln.
    »Du bist nicht wie andere Frauen, hm? Du kommst gleich zur Sache. Na schön, von mir aus können wir auch gleich gehen. Zu dir oder zu mir?« Er erhebt sich halb aus seinem Sessel. Ach ja, er denkt ja, dass wir jetzt gleich miteinander vögeln werden. Fast tut es mir ein bisschen leid, seine Erwartungen enttäuschen zu müssen, aber heute wäre ein ausgesprochen ungünstiger Zeitpunkt. Aber in zwei Wochen würde es passen, da habe ich nämlich meinen nächsten Eisprung. Ich schüttele den Kopf und bedeute ihm mit einer Handbewegung, sich wieder hinzusetzen, was er mit leicht irritiertem Gesichtsausdruck auch macht.
    »Tut mir leid, darum bin ich nicht hier«, sage ich und prompt entsteht zwischen seinen geraden, dunklen Augenbrauen eine tiefe Falte.
    »Nicht? Warum dann?« Ach, was soll’s, Angriff ist die beste Verteidigung.
    »Möchtest du eigentlich Kinder haben?«
    »Wie bitte?«
    »Ob du Kinder haben willst.«
    »Ich hatte dich schon beim ersten Mal verstanden.« Die Falte vertieft sich und er lehnt sich auf seinem Stuhl weit zurück. Die Körpersprache ist eindeutig, er versucht, so viel Raum wie möglich zwischen sich und die Verrückte zu bringen, die da vor ihm sitzt. Seine Blicke zucken zwischen mir, der Garderobe und dem Ausgang hin und her, ganz offensichtlich überlegt er gerade, ob er den Abgang in weniger als dreißig Sekunden hinkriegt. »Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt. Aber hier noch mal zum Mitschreiben: Ich glaube nicht an die Liebe, ich will nur Sex. Was bitteschön ist daran nicht zu verstehen?« Er sieht jetzt richtig übellaunig aus und wenn ich nicht aufpasse, ist er tatsächlich gleich auf und davon. Ich spüre leichte Panik in mir aufsteigen, reiße mich aber zusammen und zwinge mich zu einem überlegenen Lächeln.
    »Keine Angst, ich habe dich sehr wohl verstanden.«
    »Es macht aber nicht den Eindruck.« Er tut ja gerade so, als hätte ich ihm ein riesiges Lebkuchenherz mit der Aufschrift »Für immer dein Zuckerschnäuzelchen« an die Brust genagelt.
    »Könntest du mir vielleicht einfach meine Frage beantworten, ohne gleich zu implizieren, dass ich irgendwelche Erwartungen habe?« Wobei ich die natürlich streng genommen durchaus habe,

Weitere Kostenlose Bücher