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Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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zehn Uhr auf einen Teststreifen, der den LH-Wert in meinem Urin nachweisen soll. Kurz vor dem Eisprung steigt dieser Wert merklich an und kündigt so die hochfruchtbare Phase im Zyklus an. Wie gebannt starre ich auf den Streifen, aber leider verfärbt sich lediglich die Kontrolllinie leuchtend pink. Was ist eigentlich, wenn ich gar keinen Eisprung mehr habe? Simone W. und ihr Schicksal fällt mir wieder ein und vor Angst krampft sich mein Magen zusammen. Ich schüttele heftig den Kopf, um die düsteren Gedanken zu vertreiben. Simone war ein tragischer Ausnahmefall, es gibt überhaupt keinen Anhaltspunkt, weshalb mir dasselbe passieren sollte. Ich werfe noch einen letzten Blick auf den Teststreifen und kneife konzentriert die Augen zusammen. Mit ein bisschen gutem Willen ist vielleicht neben der Kontrolllinie eine weitere in Blassrosa zu erkennen. Dann werfe ich den Test in den blauen Plastikmülleimer unter dem Waschbecken und hoffe auf morgen.
    Bevor wir das Projekt Baby jedoch ernsthaft angehen können, muss ich Marko natürlich noch zwei weiteren Personen vorstellen, und deshalb verabrede ich mich am selben Abend um sieben Uhr mit Daniel, Kati und Paul im »Bodega«, unserem Lieblings-Spanier in Eimsbüttel, der nur zwei Straßen von meiner Wohnung entfernt liegt. Der zukünftige Kindsvater soll dann gegen acht zu uns stoßen, denn mir ist plötzlich eingefallen, dass ich es in all der Aufregung komplett versäumt habe, Daniel überhaupt in meine Pläne einzuweihen.
    Um kurz nach sieben stürze ich ziemlich abgehetzt in das Lokal und gehe schnurstracks auf das sogenannte Separee zu, einen kleinen, durch eine künstliche Efeuwand abgetrennten Raum, in dem sich unser Stammtisch mit der roten Samtbank befindet. Die anderen sind schon da, Paul wie immer im picobello sitzenden Anzug, Kati in einer lila-grün-gemusterten Tunika nebst passender Hose. Auf ihren rotbraunen Locken sitzt ein gelbes Tuch im Piraten-Look. Sie sind schon ein merkwürdiges Paar, die beiden, aber da sie einander fast auf dem Schoß sitzen, scheint alles in bester Ordnung zu sein. Ihnen gegenüber fläzt Daniel in einem schlabberigen Pullover und mal wieder kreuz und quer abstehenden Haaren. Im Gegensatz zu den beiden anderen sieht er nicht auf, als ich an den Tisch trete. Seine Aufmerksamkeit ist gefesselt von der dicken Scheibe Weißbrot, die er konzentriert mit Aioli bestreicht und sich dann im Ganzen in den Mund schiebt.
    »Tut mir wahnsinnig leid, ich habe total den Abgabetermin für meine Kolumne verschwitzt, die musste ich jetzt noch schnell überarbeiten«, entschuldige ich mich für die Verspätung und verteile Wangenküsse. Die Begrüßung von Kati ist herzlich, die von Paul steif, aber freundlich, doch mein bester Freund, der mich sonst bei jeder sich bietenden Gelegenheit herzt und knuddelt, hebt mir nicht einmal sein Gesicht entgegen. Es fühlt sich an, als würde ich eine Wachsfigur umarmen. »Ist irgendwas?«, erkundige ich mich, während ich neben ihn auf die Sitzbank mit den abgeschabten dunkelroten Samtpolstern rutsche. Er sieht mich an wie sonst nur Idefix, wenn ich ihn ein paar Stunden im Auto habe sitzen lassen. »Daniel, was ist denn?«, frage ich besorgt und lege ihm den Arm um die Schultern.
    »Nichts.« Er greift erneut in den Brotkorb.
    »Ach ja? Den Eindruck machst du aber ganz und gar nicht.«
    »Und? Wo ist er?«, fragt er und späht in Richtung Ausgang, ohne auf meinen Einwand einzugehen. Irritiert sehe ich von ihm zu Kati, die entschuldigend die Schultern hebt.
    »Wir waren schon früher hier und ich dachte, Daniel wüsste schon alles«, beginnt sie verlegen, »und ehe ich gemerkt habe, dass er gar nichts weiß, war es zu spät und ich habe es ihm verraten.«
    »Verstehe.« Ich sehe Daniel unsicher von der Seite an. Offensichtlich ist er schwer beleidigt. Und ehrlich gesagt verstehe ich selber nicht, wie ich ihn einfach so vergessen konnte. »Bitte sei nicht böse«, ich stupse ihn in die Seite, »es tut mir total leid, dass ich dir nicht früher davon erzählt habe.« Endlich ringt er sich dazu durch, mich anzuschauen, aber ob seines feindseligen Blickes hätte ich lieber darauf verzichtet.
    »Ich frage mich nur, warum du es nicht getan hast«, sagt er kühl. »Ich dachte, ich bin dein bester Freund.«
    »Aber das bist du doch auch«, beteuere ich, »es ging einfach alles so schnell.« Ich höre selbst, wie lahm das klingt. »Und ich weiß schon, was du sagen willst. Dass du findest, man soll nicht aus einer Laune

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