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Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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heraus eine Familie gründen. Dass das wohlüberlegt sein will. Dass man den Mann dafür gründlich unter die Lupe nehmen sollte.«
    »Ich hätte es nicht besser ausdrücken können.«
    »Immerhin sitzen wir doch jetzt alle hier, oder?«, verteidige ich mich. »Damit ihr ihn kennenlernen und eure Meinung zu der Sache abgeben könnt.«
    »Oh, du willst meine Meinung dazu doch noch hören? Die kannst du haben. Ich finde, dass das eine absolut schwachsinnige Idee ist. Vollkommen hirnrissig. Idiotisch!«
    »Ach ja? Warum eigentlich?«, frage ich angriffslustig. »Bist du nicht derjenige, der mir immer und immer wieder erzählt hat, dass es den Märchenprinzen auf dem weißen Schimmel nicht gibt? Dass ich meine Kleinmädchenträume endlich begraben soll? Dass Romeo und Julia Idioten waren?«
    »Wie bitte?«, fragt Paul dazwischen, ehe Daniel zu einer Antwort ansetzen kann.
    »Er behauptet, Romeo und Julia waren Idioten«, wiederhole ich.
    »Sie war vierzehn und er ein Raufbold, der sich alle drei Wochen in eine andere verknallt hat«, erklärt Daniel und leitet damit mal wieder eine meiner Lieblingsdiskussionen ein. Eine Diskussion, die wir schon tausendmal geführt haben, ohne dabei auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. »Die beiden kannten sich überhaupt nicht. Man kann doch nicht sein Leben wegwerfen wegen jemandem, den man gerade erst getroffen hat.« Er wirft mir einen bedeutungsschwangeren Blick zu und ich frage mich, ob er da möglicherweise gerade irgendwas durcheinanderwirft.
    »Aber sie haben sich geliebt«, übernimmt Paul netterweise meinen Part, sodass ich nur noch ergänzen muss: »Und sie wollte eben lieber sterben, als jemand anderen zu heiraten.«
    »Wirklich?« Daniel fixiert mich regelrecht. »Vielleicht hätte sie Kinder mit Paris haben können und ein langes und glückliches Leben.«
    »Aber sie hat nun mal Romeo geliebt«, sage ich aufgebracht.
    »Aha!«, ruft Daniel triumphierend.
    »Was denn?«
    »Für jemanden, der im Begriff ist, sich von einem Fremden schwängern zu lassen, springst du ganz schön für Julia in die Bresche.« Sprachlos sehe ich ihn an. Er hat mich reingelegt. Ich atme tief durch und sage so würdevoll wie möglich: »Weißt du, wenn ich es so recht bedenke, hast du eigentlich Recht. Das war wirklich ziemlich idiotisch von den beiden.« Daniel guckt dumm aus der Wäsche und sofort tut er mir wieder leid. Ich möchte nicht, dass er böse auf mich ist. »Daniel, es tut mir wirklich leid, dass ich dir nichts gesagt habe«, bittend sehe ich ihn an, »es ging alles ein bisschen drunter und drüber. Aber jetzt sind wir ja hier, alle zusammen, und deine Meinung ist mir wirklich wichtig.«
    »Ehrlich?« Er spielt mit dem inzwischen leeren Brotkorb herum. »Das heißt, ich darf ein Veto einlegen, wenn ich den Typen nicht mag?«
    »Am besten lernst du ihn erst mal kennen«, sage ich diplomatisch. »Ich bin sicher, dass du ihn magst, er ist ein netter Kerl.«
    »Soso.«
    »Außerdem wollte ich dich bitten, uns bei den rechtlichen Fragen zur Seite zu stehen. Würdest du das tun? Bitte, bitte, bitte!«
    »Was meinst du denn damit?«
    »Wir dachten, es wäre gut, wenn wir unser Zusammenleben durch einen schriftlichen Vertrag regeln.« Beifall heischend sehe ich ihn an. Damit hast du nicht gerechnet, sagt mein Blick. Du dachtest, dass ich mich da einfach in eine Idee verrenne, ohne an die Konsequenzen zu denken. Aber dem ist nicht so. Tatsächlich scheine ich ihn beeindruckt zu haben.
    »Ah, Mia, bist du endlich da. Dein Freund ist schon am Verhungern.« Der Besitzer des »Bodega«, Emilio, gesellt sich zu uns und begrüßt mich so freudestrahlend, als sei ich seine verloren geglaubte Tochter. »Was kann ich euch bringen?«
    »Wie immer, glaube ich.« Fragend schaue ich in die Runde. »Tapas für vier.« Vor lauter Vorfreude läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen.
    »Und ein Rindersteak mit Pommes für mich«, sagt Daniel und reicht Emilio die Karte, während ich versuche, nicht allzu kritisch zu gucken. Offenbar gelingt es mir nicht. »Ich habe Hunger«, verteidigt sich Daniel. »Außerdem habe ich heute Nachtschicht an der Tankstelle. Da braucht man Energie.«
    »Ich habe doch gar nichts gesagt.«
    »Aber gedacht. Ich habe dich denken hören. Nicht wahr, ihr habt es auch gehört?« Paul verzieht schmerzlich das Gesicht, ganz offensichtlich will er in diese Sache nicht mit hineingezogen werden.
    »Ich habe wirklich nichts gedacht. Du kannst schließlich essen, so viel du willst …

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