Liebe mit beschrankter Haftung
ich in den Hörer.
»Aaaah! … schreist … armen …«
»Schon gut«, ich drücke auf die hellgrüne Taste mit dem Schlüssel, während ich gleichzeitig den Hörer auflege. Ein Surren ertönt und gleich darauf höre ich, wie vier Stockwerke unter mir die Haustüre aufgedrückt wird. Ich öffne meine Wohnungstür und stelle mich mit verschränkten Armen in den Rahmen. In einem für ihn ziemlich beachtlichen Tempo erklimmt Daniel die Treppen und steht nur wenige Augenblicke später keuchend vor mir.
»Mann, ist das kalt. Mann, ist das hoch«, murmelt er vor sich hin und sieht mich mitleidheischend an. Aber da kann er lange warten. Ich bedenke ihn mit meinem kühlsten Blick, während er sich vor mich hinhockt, um seine Stiefel auszuziehen.
»Kannst du mir sagen, was du da machst?«, erkundige ich mich.
»Na, ich dachte, man darf deine Wohnung nur auf Socken betreten.«
»Und wie kommst du auf die Idee, dass du meine Wohnung betreten wirst? Ob mit Socken oder ohne?« Bestürzt sieht er zu mir hoch, und schon tut er mir wieder ein kleines bisschen leid. Seine Ohren sind von der Kälte hochrot, und wenn mich nicht alles täuscht, hängt sogar etwas Raureif in seinem krausen, blonden Haar. Reumütig schaut er mich von unten herauf an, aber so einfach kommt er mir nicht davon. »Du hast dich unmöglich benommen«, werfe ich ihm vor, und er nickt zerknirscht.
»Ich weiß, Schneewittchen. Und es tut mir auch wirklich leid. Ehrlich. Deshalb bin ich doch hier. Um mich bei dir zu entschuldigen.«
»Soso.« Ich bemühe mich, möglichst streng dreinzublicken. Dummerweise macht Idefix, der sich bisher nicht in seiner Nachtruhe hat stören lassen, mir einen Strich durch die Rechnung. Laut bellend kommt er um die Ecke gestürmt, huscht zwischen meinen Beinen hindurch und springt freudig kläffend an Daniel hoch. »Idefix, ruhig jetzt. Du weckst noch das ganze Haus auf.« Besorgt schiele ich zur gegenüberliegenden Wohnungstür, hinter der meine geräuschempfindliche Nachbarin Frau Koltermann wohnt. Aber mein Hund ist völlig außer Rand und Band, und dass Daniel ihn jetzt auch noch die Schnürsenkel seiner Stiefel jagen lässt, trägt nicht unbedingt dazu bei, ihn zu beruhigen. »Schluss jetzt«, sage ich ergeben, »dann komm halt rein.«
Kurz darauf sitzen wir uns auf meinem kleinen, verschlissenen Ledersofa gegenüber. Ich habe mir mittlerweile meinen hellblauen Frotteebademantel und Hausschuhe angezogen, Idefix liegt friedlich zwischen uns, den Kopf auf Daniels Oberschenkel gebettet. Ich unterdrücke ein Gähnen und sehe meinen besten Freund auffordernd an.
»Also?«
»Also.« Er setzt sich umständlich zurecht. »Ich habe mich wohl gestern ziemlich danebenbenommen.«
»Allerdings.«
»Tut mir leid.«
»Wie konntest du nur? Wolltest du meine Pläne sabotieren? So wie du dich aufgeführt hast, hätte es gut sein können, dass Marko einen Rückzieher macht. Man sagt schließlich nicht umsonst: Deine Freunde zeigen, wer du wirklich bist.«
»Genau genommen heißt es: Zeige mir deine Freunde und ich sage dir, wer du bist.«
»Das ist jetzt wirklich nicht der Zeitpunkt für Klugscheißereien«, fahre ich ihn an, was Idefix im Schlaf wimmern lässt. »Jedenfalls könnte ich es Marko nicht mal übelnehmen, wenn er sich die Sache nach deinem Auftritt gestern noch mal überlegt.«
»Tut er das?«, fragt Daniel und macht sich nicht einmal die Mühe, den hoffnungsvollen Unterton in seiner Stimme zu unterdrücken.
»Nein, zum Glück nicht«, sage ich und mein Gegenüber fällt in sich zusammen wie ein angepiekster Luftballon. »Er hat das Ganze mit Humor genommen und wir hatten sogar noch einen richtig netten Abend mit Kati und Paul.«
»Wie schön für euch.«
»Ach ja, und danke für den Wein.«
»Gern geschehen«, sagt Daniel leise und schaut angestrengt auf seine Socken hinunter, am linken großen Zeh ist ein Loch. Aber wie ich meinen besten Freund kenne, ist es nicht wirklich das, was seine Aufmerksamkeit fesselt.
»Daniel?«, frage ich vorsichtig, nachdem wir eine ganze Weile geschwiegen und den gleichmäßigen Atemzügen meines Hundes gelauscht haben. »Was ist denn los?« Er sieht mich mit seinen treuen, braunen Augen an und zuckt unbestimmt mit den Schultern.
»Ich mag den Kerl einfach nicht.«
»Du müsstest ihm nur eine Chance geben. Er ist wirklich nett.«
»Kann sein.«
»Das kann nicht nur sein, das ist so. Es ist mir unheimlich wichtig, dass ihr euch gut versteht. Schließlich bist du ein wesentlicher
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