Liebe mit beschrankter Haftung
Schluck Rotwein und wendet sich wieder Marko zu.
»Entschuldigung, was wolltest du sagen?«
»Äh, ja, also, wir haben entschieden, eine Familie zu gründen, und glauben an die Beständigkeit dieses Wunsches. Und um das Ganze abzusichern, werden wir sogar einen Vertrag dazu aufsetzen.« Er lächelt Kati stolz an, doch die scheint wenig beeindruckt von seinem Vortrag.
»Ja, so etwas hat Mia bereits angedeutet«, sagt sie skeptisch, »das überzeugt mich immer noch nicht davon, dass du in einem Jahr, wenn das Kind die Nächte durchbrüllt und Mia möglicherweise am Ende ihrer Kräfte ist, nicht doch einfach das Weite suchst.« Marko betrachtet sie aufmerksam und mit schief gelegtem Kopf.
»Könnte es sein, dass deine Ängste gar nicht so viel mit Mia und mir zu tun haben?«
»Wie bitte?«
»Ist es nicht vielmehr so, dass du dir Sorgen machst, der Herr zu deiner Linken könnte in einem Jahr das Weite suchen?«
»Wer, ich?«, fragt Paul empört, während Katis Augenbrauen sich zusammenschieben und eine tiefe Falte auf ihrer Stirn bilden. Besorgt sehe ich von einem zum anderen, das hier läuft in keine gute Richtung.
»Ich möchte hier ganz sicher niemanden angreifen oder provozieren«, sagt Marko, aber irgendwie fürchte ich, dass er genau das gleich tun wird, weshalb ich ihm zaghaft meinen Ellenbogen in die Seite stoße. Leider lässt er sich davon nicht beirren. »Es ist doch so, Kati, wenn man euch beide so ansieht, dann sieht man die Funken nur so sprühen, ihr scheint wie auf einer rosaroten Wattewolke zu schweben. Wie lange kennt ihr euch? Sechs Monate? Vielleicht neun?«
»Vier.«
»Und fast eine Woche«, fügt Paul hinzu. Ich bete im Stillen, dass Marko dazu jetzt keinen sarkastischen Spruch macht, und zum Glück nickt er tatsächlich nur knapp und wiederholt:
»Gut vier Monate. Das heißt, eure Beziehung ist ein einziger Hormonrausch und das Bild vom jeweils anderen durch eine rosarote Brille bis zur Unkenntlichkeit verzerrt.« Zeitgleich wenden Kati und Paul die Köpfe und sehen einander an. Irgendwie – misstrauisch. Höchste Zeit, dass ich dazwischengehe.
»Marko, darum geht es doch gerade gar nicht«, sage ich vorsichtig und drehe mich Hilfe suchend zu Daniel um. Doch der kaut nur stoisch auf seinem Steak herum.
»Ich will nur sagen, dass wir beide uns möglicherweise besser kennen als die zwei Frischverliebten da drüben. Weil uns keine Gefühle im Weg stehen. Wir sehen einander, wie wir wirklich sind, während den beiden möglicherweise bald eine unangenehme Überraschung ins Haus steht.«
»Okay, das reicht jetzt«, sage ich und endlich merkt auch Marko, dass er zu weit gegangen ist und hebt entschuldigend die Hände.
»Tut mir leid. Ich wollte keinem zu nahetreten. Ich bin wohl nervöser, als ich dachte.«
»Schon gut«, sagt Kati friedfertig, »ich muss zugeben, an dem, was du sagst, ist was dran. Und wenn ich nicht schwanger wäre, würde ich dir vermutlich aus vollem Herzen zustimmen. Ich war auch so zynisch wie du. Bis ich Paul getroffen habe.« Sie sieht ihren Freund verliebt an und ich muss Marko Recht geben, man kann die Funken zwischen den beiden tatsächlich sprühen sehen. Aber schließlich reißt sich Kati wieder los und fährt an Marko gewandt fort: »Und das ist es auch, was mich so besorgt sein lässt. Ich bin das beste Beispiel dafür, dass auch der größte Zyniker sich verlieben kann. Und was dann?«
»Die Gefahr besteht nicht«, erwidert Marko aufrichtig. »Glaub mir, ich habe das hinter mir. Die ganz große Liebe. Der ganz große Albtraum. Ich bin durch mit dem Thema. Und jetzt habe ich andere Prioritäten. Ich will mit Mia eine Familie gründen.« Er legt den Arm um meine Schultern. »Und es wäre mir wirklich wichtig, dass ihr uns euren Segen gebt.«
»Ich würde ja gerne noch mal auf das Sexthema zu sprechen kommen«, sagt Daniel mit vollem Mund. Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu, von dem er sich jedoch nicht beirren lässt. Er kaut angestrengt, schluckt und sagt dann: »Nicht das, was du denkst. Ihr könnt euer Kind natürlich zeugen, wie ihr wollt. Die Frage ist nur, wie wollt ihr das Thema danach händeln?«
»Ich verstehe nicht ganz, was du meinst«, sage ich ratlos und er lächelt süffisant.
»Das wundert mich nicht. Aber Marko, du weißt es, nicht wahr? Ich meine, komm schon, ein Mann hat nun mal so seine Bedürfnisse. Mag ja sein, dass du dich entschlossen hast, ohne Liebe zu leben, aber ohne Sex?«
»Natürlich nicht«, antwortet Marko prompt.
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